• Hallo,



    das Thema passt zwar nicht ganz in ein Hausorgelforum, aber ganz unpassend ist es ja auch nicht:

    Bevor ich mit meinem Riesenprojekt anfange, moechte ich erstmal entspannt etwas kleines bauen. Ich denke da an ein Clavichord.



    Ich habe im Internet schon einiges zu diesem Thema gefunden, aber hat jemand Literaturempfehlungen oder Tipps fuer mich?



    Viele Gruesse,

    Peter

  • Hallo,



    was möchstest Du denn wissen?



    Generell empfehle ich Dir ein kleines, gebundenes Instrument. Dieser Typ verzeiht Fehler z. B. beim Stegdruck viel eher als bundfreie Typen. Dazu gibt es in den einschlägigen Museen Konstruktionszeichnungen, alternativ auch bei Marc Vogel.

    Ein Instrument im Stil alter Wittmayer würde ich nicht bauen - sorry, Jens. Sowas hat mit dem historischen Clavichord wenig zu tun. Einchörige Besaitung z. B. ist bei Clavichorden nicht nur unhistorisch, sondern auch dem Instrument von der Spielart, Klang etc. abträglich. Wie gesagt, ich würde mich an einem der vielen historischen Vorbilder orientieren, zu denen es Zeichnungen gibt.



    Ein Clavichord zu bauen ist eine gute Idee, es erzieht dazu, präzise zu arbeiten.



    Gruß, Heiko

  • Also mein aktueller Plan ist: 4 Oktaven (C-c3), doppelchoerig und bundfrei. Das sollte den Instrumenten des spaeten Barock am naechsten kommen, auch wenn bundfrei natuerlich mehr Belastung bedeutet.



    Momentan ueberlege ich, ob ich die Tasten wie scheinbar ueblich "krumm" machen soll oder nicht. Ich meine damit das, was bei der Orgel normalerweise das Wellenbrett macht. Das Clavichord wuerde ohne das breiter werden, aber ich mache mir Sorgen, dass ansonsten die Tastenfuehrung extrem praezise sein muesste, um seitliches Kippen zu verhindern, was beim Clavichord ja sofort zu falschen Toenen fuehren wuerde.

  • Ich habe mehrere Clavichorde gebaut und empfehle ein doppelchöriges und bundfreies Instrument.

    Genau das richtige für Sie wäre vielleicht ein Instrument nach Specken 1743 (Musikmuseet Stockholm).



    Versuche mit Saitenmaterial/Saitenspannung macht man heutzutage mit einem Spreadsheet in Excel.



    Schreiben Sie mir einen E-Mail wenn Sie daran Interesse haben.



    Viele Grüsse,

    Tjeerd Bosklopper

  • Ich habe noch keine verlaesslichen Informationen zum Saitenmaterial/-durchmesser von Specken 1743 gefunden. Kannst Du mir da weiterhelfen?



    Ich werde wohl einen nicht ganz exakten Nachbau davon versuchen. Ich werde entgegen des Originals auch die obersten beiden Toene bundfrei bauen und die Tastenteilung modern nach Pianoteilung.



    Ich werde mir jetzt dann erstmal zum Rumprobieren Saiten, Tangenten und Stimmwirbel kaufen.

  • Die obesten Töne habe ich auch bundfrei gebaut.

    Ich schicke dir heute noch einen E-Mail mit Excel-Datei, da gibt es die Saitenlängen und Saitenstärken.

    Alles in Malcolm Rose Messingsaiten (Cu/Zn30)


  • Hallo Tjeerd,



    vielen vielen Dank fuer das Excel-Sheet, das hat enorm weitergeholfen.



    Ich haette noch zwei Fragen zu den Tasten:

    - Braeucht man am hinteren Tastenende ein Gewicht oder reicht das Eigengewicht der Tastenschwaenze aus, um die Taste wieder schnell in die Ruhelage zurueckzufuehren?

    - Wenn ich mir verschiedene Bilder von Clavichorden anschaue scheint es so, als waeren die Tasten hinten bei den Saiten oft nicht immer gleich hoch. Bei der Orgel hat man ja immer schoen gerade Tasten. Dass sie beim Clavichord seitlich nach links und rechts "verbogen" sein muessen um den Platz ideal zu nutzen ist mir jetzt klar, aber was hat es mit den vertikalen "Biegungen" auf sich? Geht es darum, die Tangenten in verschiedenen Abstaenden zu den Saiten zu plazieren? Und brauche ich das?

    Dabei ist mir auch noch aufgefallen, dass sich die Tasten wohl nicht wie ich es gewohnt bin mit einer Bandsaege aus einem groesseren Brett schneiden lassen, weil ich damit ja nicht um die Ecken fuer die seitlichen "Verbiegungen" komm (mir faellt grad leider keine bessere Beschreibung ein).

    Sollte ich eine groessere Dekupiersaege benutzen oder die Tasten lieber aus vielen einzelnen Holzstuecken herstellen (ich meine nicht, eine Taste aus mehreren Stuecken herzustellen, sondern mehrere nebeneinanderliegende Tasten aus verschiedenen Holzstuecken)?



    Viele Gruesse,

    Peter

  • Bei der weiteren Planung ist mir aufgefallen, dass das mit den verschiedenen Tastenhoehen hinten bei den Saiten wohl vor allem dann sinnvoll ist, wenn man den Tastenfall im Diskant nicht extrem gering halten moechte. Die Hebelverhaeltnisse bei den hohen Toenen sind ja ziemlich extrem.

    Ich bin total unerfahren was Clavichorde angeht, aber ich glaube, der Tastenfall sollte auch nicht zu klein werden.

  • Hallo Peter,

    Tasten liegen vorne und hinten auf einer Linie.

    Der hintere Teil (vorbei dem Drehpunkt/Stift) wird links und rechts seitlich abgeschrägt.

    Die Vorderseite der Tasten wird unterschnitten. Nur notfalls ein wenig Blei!



    Tastenfall ab 4 mm bis 10 mm, Geschacksache des Spielers.



    Zuerst ein Klavierbrett aus mehreren Brettchen trockenes Lindenholz zusammenfügen. Zusammenreiben und keine Zwingen verwenden. Zeichnen, Stifte bohren und zum Schluss sägen mit der Dekupiersäge.

    Ich schicke dir noch ein Paar Fotos mit Details.



    Viele Grüsse, Tjeerd

  • Hallo an allen, erstmal,



    Das Thema Clavichord ist für mich aktuell. Mit einer grosse Frage: kann man, und wie, ein Clavichord genug laut bauen, damit es für eine kleine Zirkus-Zelt (!) ausreicht (13m diameter). Also Lautstärke eines Pianoforte.



    Habe einiges gelesen: schwererer Material der Tasten bevorzugen, um mehr Beschleunigung zu erreichen, z.B.



    Aber:



    Saiten: was klingt lauter? schwererer Material (Messing, oder gar Erz?) oder leichterer (Eisen)?



    Und vor allem: Vergrösserung der Resonnanzboden:

    Lösung 1 Vergrösserung nach rechts

    Lösung 2 im Form eines Flügel-Cembalo



    Jedenfalls sollte man mit längeren und also dünneren Saiten rechnen. Dann aber, was klingt lauter: dünneren Saiten? grösseren? Oder ist das vom Gesamtgewicht der Saiten abhängig? Wieviel spielt die Saitenspannung?



    Vielen Dank im Voraus an den Wissenden,



    Francois

  • Als ehemaliger Besitzer eines Clavichords muss ich leider sagen: nein. Auch ist elektronische Verstärkung schwierig, da der Resonanzboden so dünn ist, dass er, wenn aus einer Lautsprecherbox Musik kommt, mitschwingt. Wenn also das Mikrofon beim Clavichord steht, fängt es sofort durch Resonanz und Rückkopplung zu pfeifen an. Clavichorde eignen sich nur für Kammermusik , z.B. auch mit Geige oder Gesang, aber nur wenn die anderen Musiker dann auch pianissimo mitspielen ;-)

  • Habe einige geometrische Berechnungen gemacht...

    Mit der gleiche Saitenlänge eines Clavichords (habe den Pisaurense C. genommen) aber im Flügelform disponiert erhalte ich ein Resonnanzboden mehr als 2x grösser.

    Was macht unwünschenswert, schlecht, wie auch sei... ein Clavichord in dem Form zu bauen (wenn diese Massnahme wirklich die Lautstärke erhöht, was noch nicht demonstriert wird, muss ich zugestehen) ?



    Danke nochmals,



    Francois