"ideale" Hausorgel

  • Hallo,



    da mein derzeitiges Projekt (Bormann-Positiv) in den naechsten Monaten fertig werden sollte und ich einige Erfahrungen gesammelt habe, wird es Zeit, ueber eine mehrmanualige Hausorgel mit Pedal nachzudenken.



    Ich will mehr als beim aktuellen Projekt auf fremde Hilfe und fertige Teile zurueckgreifen, was sicherlich enorm Zeit sparen wird. Das bedeutet, viel mehr Holz beim Schreiner vorbereiten zu lassen und wo sinnvoll auf fertige Teile zurueckzugreifen (beispielsweise Mechanikteile).



    Die Bauzeit sollte 5 Jahre nicht ueberschreiten.

    Da ich derzeit zur Miete wohne, moechte ich die Groesse nicht durch den aktuell zur Verfuegung stehenden Platz begrenzen - in einigen Jahren kann sich viel veraendern. Die Hohe des Gehaeuses sollte allerdings die uebliche Wohnraumhoehe nicht ueberschreiten.



    Derzeit gehe ich erstmal von einer "idealen" Hausorgel aus, die keine Wuensche offen laesst. Ob diese dann wirklich je mehr als ein Plan wird wird sich zeigen. Aber ich frage mich, wie eine ideale Hausorgel ausschauen wuerde, die universell einsetzbar ist - insbesondere sowohl fuer barocke als auch romantische Literatur.



    Mein derzeiter Ansatz ist, Bormanns grosse Hausorgel mit leicht veraenderten Mensuren als Grundlage heranzuziehen und mit einem romantischen Schwellwerk zu kombinieren. Transmissionen und Oktavkoppeln sollen den Platz besser ausnutzen.



    So komme ich derzeit auf folgende, zugegebenermassen recht uebertriebene, Disposition:



    I. Positiv (C-g3, schwellbar):

    1. Pommer 8'

    2. Rohrfloete 4'

    3. Principal 2' (Prospekt)

    4. Blockfloete 2'

    5. Sesquialter 1 3/5'

    6. Nasat 1 1/3'

    7. Siffloete 1'

    8. Cymbel 2f. 1/2'

    9. Harfenregal 8'

    Tremulant

    III/I



    II. Hauptwerk (C-g3):

    10. Gedackt 8'

    11. Principal 4' (Prospekt)

    12. Spitzfloete 4'

    13. Quinte 2 2/3'

    14. Waldfloete 2'

    15. Terz 1 3/5'

    16. Hoernlein 1 1/7'

    17. Mixtur 3f. 1'

    I/II

    III/II



    III. Schwellwerk (C-g3):

    18. Salicional 8'

    19. Rohrfloete 8'

    20. Hohlfloete 4'

    21. Fugara 4'

    22. Vox cael. 4'

    23. Dolkan 2'

    24. Nachthorn 2'

    25. Dulcian 16'

    26. Regaloboe 8'

    27. Trompete 4'

    28. Cembalo 8'

    3 einstellbare Lagen (werden durchgekoppelt):

    - Suboktavkoppel 16'III/III (C-H eigenstaendige Gedacktquinte 5 1/3' falls 8' gezogen sind, wirkt nicht Dulcian und Cembalo, Register entnehmen soweit sinnvoll unterste Toene aus anderen Registern)

    - Aequallage III/III

    - Superoktavkoppel 4'III/III (Pfeifenwerk ausgebaut, wirkt nicht auf Zungen)



    Pedal (C-f1):

    Resultant 32' (Ext. Subbass, C-H Subbass 16' + Subbass 10 2/3' (Klappen fuer reine Quinten))

    29. Subbass 16' (Ext. HW-Gedackt 8' (Subbass und Gedackt haben gleiche Mensur), Prospekt)

    Zartbass 16' (Windabschw. Subbass)

    Violon 16' (Trans. Salicional, C-H 8' + SW-Gedacktquinte 5 1/3')

    30. Oktavbass 8' (gedackt)

    Cello 8' (Trans. Salicional)

    31. Choralbass 4'

    32. Pommer 4'

    33. Hinters. 3f.2'

    Dulcian 16' (Trans.)

    34. Posaune 8'

    I/P

    II/P

    III/P



    Sonstiges:

    Cymbelstern in C

    Cymbelstern in G

    mechanische Tontraktur

    doppelte Registertraktur (mechanisch + elektrisch)



    Spielhilfen:

    Setzer/Sequenzer (8x64)

    Absteller

    Crenzendowalze

    Tutti

  • WARUM?



    Warum eine neobarocke Hausorgel? - Ausgerechnet das Klangkonzept, das am wenigsten in einen akustisch trockenen Raum passt?



    Ein echt barockes Konzept (das übrigens gut mit zwei Manualen hinkäme) oder ein romantisches Instrument (bei dem drei Manuale hilfreich wären - all das wären bessere Ansätze.



    Aber den Versuch, ein an sich neobarockes Instrument mit einem pseudoromantischen Schwellwerk zu einer eierlegenden Wollmilchsau aufzuwerten, macht in Kirchen nach all den wenig überzeugenden Exemplaren der vergangenen Jahrzehnte keiner mehr, warum diesen Fehler jetzt noch zuhause wiederholen? Was macht man mit einem "romantischen" Manual ohne Gegenstück? Wie soll die Orgel gestimmt werden? Barock-ungleichstufig oder romantisch-gleichstufig? Soll der Wind barock-atmend sein, oder romantisch-starr? Wie sollen in einer mechanischen Tontraktur Sub- und Super-Koppeln eingebaut werden, die nur auf einen Teil der Register wirken? Mehrere Laden? Wie sollen die Transmissionen Manual-Pedal technisch gelöst werden - alles auf eine gemeinsame Lade?



    Ein Hauptwerk (!) auf Gedackt 8´ zu basieren, wenn offensichtlich keine zwingende Notwendigkeit dazu herrscht, ein weiteres Manual auf Pommer 8´ (!!)- Dann die kurzbechrigen Zungen, die entweder ständig gestimmt werden müssen oder nie genutzt werden, weil sie eben nicht gestimmt sind: Ohne jeden räumlichen Zwang: Neben einem Dulzian 16´ der ja die Bauhöhe einer vollbechrigen 8´-Zunge hat, dann eine "Regaloboe 8´", darüber eine Trompete 4´?



    Wer stimmt die hohen Aliqouten und gemischten Stimmen (Cymbel 2f. 1/2´, Mixtur 3f. 1´) - und wer will sie in einer Wohnzimmerakustik hören?



    Der ganze Plan ist voller Ungereimtheiten. Wenn wirklich barocke und romantische Literatur überzeugend in ihrer eignen Klanglichkeit gespielt werden sollen, dann besser zwei Orgeln:



    - Eine zweimanualige barocke Orgel mit mechanischen Trakturen, niedrigem Winddruck, barocker Intonation, atmendem Wind, ungleichstufiger Stimmung, (evtl. mechanischer Superoktavkoppel im HW), ca. 12-14 Register



    - Ein romantisches Instrument mit 2-3 Manualen, elektrischer Traktur, hohem Winddruck, gleichstufiger Stimmung, romantischer Intonation, starkem Wind,(General-)Schweller, Sub- und Superoktavkoppeln, 12-16 Register



    meint, freundlich grüßend

    Oliver

  • Hallo Peter,



    Sehr schön sehr gross, sehr teuer!



    1 Ich sehe den Sprung vom Positiv zu dem Projekt sehr gross. Es kommt aber darauf an wieviel Energie in Orgelspiel und wieviel in Orgelbau Sie investieren wollen. Es gibt recht viele Móglichkeiten eine Orgel klein und farbenvoll zu disponieren.



    2 Mietwohnung... Der Umzug wird auch viel Arbeit bedeuten, zusätzlich zu den restlichen Dingen der WG



    3 Erweitere der Tastaturumfang (und den möglichen Repertoire) auf a3 und Pedal auf g1. Auch denkbar c4 in Manual, damit oktaviert werden kann. Oder wenn es rein barock sein soll, warum denn g3 / f1?



    4 Bringe ein 16' in einem der Manualen. Damit kann virtuosere Basslinie "gezeichnet" werden.



    5 Wenn es - so scheint es - genügend Platz gibt, warum nicht eher in einige mehr 8-füsser investieren, anstatt septimen?



    6 Wozu der Setzer? Das ist recht teuer und lästig zu programieren. Mehrfache Registratur verlangt hingegen keine Elektronik und ist vollkommen ausreichend für zuhause (und für historisch gedachte Interpretation). Ich verstehe eh neo-barock für den Spiel barocke Werke gedacht also wozu überhaupt ein Setzer?



    7 viele kleine Register... Ich würde erstmal die brauchbarkeit dieser Art von Register mit dem Positiv und stundenlange Spiel drauf abklopfen, in dem Saal wo die grosse Orgel kommen soll.



    8 32' akustisch. Kann ich nichts dazu sagen, aber ich würde nachfragen ob es sich lohnt. Es gibt ein Herr Braun der so etwas gebaut hatte...



    viel Erfolg!

  • Hallo Peter,



    da hast Du Dir aber was vorgenommen. Ich denke, jeder hat seinen eigenen Geschmack und an dieser Stelle bringt Diskutieren nicht viel, aber vielleicht kann der eine oder andere Anregungen geben. Will hier nur meine Meinung preisgeben - ohne Wertung:



    Ich würde nicht eine so große Hausorgel bauen. Die Wohnraumakustik ist nicht geeignet für so viele (und auch so hohe) Register. Das klingt bestimmmt nicht überzeugend, außer du bist stolzer Besitzer einer Halle, wo Du sie aufstellen kannst. Im Wohnzimmer klänge sicherlich in dieser Größendimension eine "virtuelle" Orgel (z.B. Software Hauptwerk zusammen mit guter Verstärkung und Boxen mit dem Hall des Originalstandortes) besser. Ich weiss, für manche ist das ein No-Go, aber vielleicht ist das eine Option. Damit kann man dann auch um Mitternacht mit Kopfhörer üben und glaubt, man sitzt in der Kathedrale. Oder eben mehrere kleinere richtige, nicht virtuelle Orgeln, wobei man dann den großen Vorteil hat, Stilnah (wie Oliver schon beschrieben hat) zu bauen, ohne dass sich die Konzepte in die Quere kommen und ohne dass es übermäßig kompliziert wird. Ich glaube, man kann sogar schon ein romantisch intoniertes Instrument mit 7 Registern überzeugend realisieren, wie auch ein barockes.



    Was ich auch noch zu bedenken gebe, ist ein Wechsel der Lebensumstände. Das kann sich sehr schnell ändern. Ich habe in meiner Freizeit als Single bis 2011 viel selbst gebaut, dann kam ein Wohnortwechsel dazu (Werkstatt weiter weg), dann kam Frau und Kind dazu (weniger Zeit, weniger Raum). Das alles ist mir aber auch wichtiger als eine große Orgel.



    Außerdem habe ich jetzt immer noch das Problem zu entscheiden: Baue ich heute Abend an der Orgel weiter oder gehe ich zum üben in die Kirche? Habe das Problem, dass ich zwar meine Orgel fertig bekommen möchte, aber wenn ich nicht zum üben komme, kann ich dann nichts drauf spielen wenn sie fertig ist. Und ein Lebenswerk soll es auch nicht werden, möchte innerhalb weniger Jahre das Instrument da haben.



    Daher mein Motto: Lieber kleine Brötchen backen, aber die dafür schön knusprig!



    Ich hoffe, ich habe Dich nicht entmutigt oder sonst irgendwie etwas falsches geschrieben; das wäre nicht meine Absicht gewesen. Ist alles wirklich nur meine persönliche Meinung.



    Gruß



    Jens

  • Hallo,



    erstmal danke fuer die vielen Antworten. Wirklich ausgereift ist der Gedanke natuerlich noch nicht, deswegen hab ich ihn ja hier geschrieben.



    Ein "normales" Hauptwerk mit einem barocken Positiv und einem eher romantischen Schwellwerk zu kombinieren hat schon oefters funktioniert, aber natuerlich ist es ein Kompromiss.



    Vielleicht waere es am interessantesten, zuerst ueber die 8'-Register der Manualwerke zu sprechen.



    Ist ein Prinzipal 8' in einer Hausorgel sinnvoll? Einen offenen 8' haette ich schon gerne, deswegen hab ich den Salicional 8' disponiert, der einem leisen Principal 8' entsprechen sollte mit etwas mehr Strich.



    Angenommen man verzichtet auf den 8'-Principal im HW, ist dann eine Rohrfloete oder ein Gedackt sinnvoller als Principalstellvertreter?

    Mir persoenlich gefaellt Gedackt 8' + Principal 4' besser als Rohrfloete 8' + Principal 4', weil die Rohrfloete mehr "Eigenleben" als ein Gedackt hat, das man ja sogar in der gleichen Querschnittsmensur wie den Principal bauen kann.



    Am meisten beschaeftigt mich bei der vorgeschlagenen Disposition, ob man eine 8'-Floete im Schwellwerk braucht, die ja doch einiges an Platz verbraucht. Man koennte alternativ auch das SW an das ebenfalls schwellbare Positiv koppeln und die Rohrfloete 8' nicht im SW, sondern im Positiv disponieren.

    Dann koennte der Pommer 8' weggelassen werden und die Rohrfloete 4' ggf. durch einen Pommer 4' ersetzt werden.



    Aber dass ein Pommer 8' zu wenig grundtoenig fuer das Positiv waere denke ich nicht, wenn er entsprechend mensuriert ist. Die Floete 4' des Bormann-Positivs ist in der untersten Oktave auch schon fast ein Pommer und ist in diesem Bereich zwar obertonreich, aber nicht wie eine Quintade, eher wie ein "gedackter Principal" (ist schwer, das zu beschreiben).

  • Hallo Peter,



    dann stimme ich mal für den Prinzipal 8'. Einfach deshalb, weil das der Orgelklang schlechthin ist, sehr schön zeichnet und eine Orgel dieser Größe "verdient" einfach einen. Die Baßoktave oder die ersten paar Pfeifen kann man ja decken oder anderweitig schummeln.



    Ich habe vor ca. einem halben Jahr ein kleines Positiv spielen dürfen, das hat ein Salicional 8' gehabt, wobei ich das eher "Geigenprinzipal" genannt hätte - Wunderschön zu gebrauchen und macht einfach Spaß. Kontrastiert auch schön zum Gedackt 8', das dort auch vorhanden war.



    http://www.orgel-information.d…eim_nak.html#.V_UgdiGLTmE



    Innerhalb des Prinzipal-Klangs hat man viele Möglichkeiten: Eher streichend-romantisch, eher italienische Renaissance (singend mit niedrigem Winddruck) oder "romantisch hornähnlich" intoniert...



    Gruß



    Jens

  • Ich denke, daß eine Orgel dieser Größe ohne Prinzipal 8´ ein Fehler wäre.

    (Ich kann mir sogar ein einregistrigtes Instrument nur mit Principal 8´ vorstellen - und plane ein solches für mein Gärtnerhäuschen.)



    Bei etwas kleineren Instrumenten wäre ein Ersatz des Prinzipals durch zwei sich ergänzende 8´-Register denkbar, in meiner romantischen Hausorgel ergänzen sich eine (Innen-)Rohrflöte und ein sehr enger 8´ (C-H gedeckt, Mensur auf c0 40mm) zu einer Art Ersatzprinzipal.

    Das habe ich in Kauf genommen, weil bei derzeit 10 Registern einfach mehr Möglichkeiten vorhanden sind, wenn eine größere Palette an 8´-Registern das romantische Crescendo aufbaut und jedes für sich gespielt eine neue Farbe bringt:



    I. Manual

    (Innen-)Rohrflöte 8´

    Vox angelica 8´

    Prinzipal 4´

    Rauschpfeife 2 2/3´ + 2´

    II/I



    II. Manual

    Holzgedackt 8´

    Dulciana 8´

    Aeoline coelestis 8´

    Hohlflöte 4´

    Klarinette 8´ (durchschlagend)



    P

    Subbaß 16´

    Rohrflöte 8´ (Transmission aus I.)

    Octave 4´ (Transmission aus I.)

    Baßklarinette 16´ (Oktav-Transmission aus II.)

    Klarinette 8´ (Transmission aus II.)

    I/P

    II/P



    Tremulant für Klarinette



    Die Transmissionen sind leicht möglich, weil die Orgel elektrische Trakturen hat.

    Die Orgel ist weitgehend fertig und kann gern probegespielt werden.



    Für die (italienisch) barocke Hausorgel - derzeit im Bau - plane ich hingegen tatsächlich einen Prinzipal 8´ im Manual:



    I. Manual

    Principale (8´)

    Voce umana (8´) C-H aus Pr., eigene Pfeifen ab c0)

    Ottava (4´)

    Quinta decima (2´)

    Decimanona (1 1/3´)

    II/I)



    II. Manual

    Principale (8´)

    Flauto di legna in Ottava (4´)

    Tromboncini (8´) Regal im dämpfbaren Kasten



    P

    Contrabassi (16´) C-H aus Pr. + offene Quinte, c0-h0 aus Pr., c1-d1 eigene Pfeifen.

    Cornamuse (8´) Regal auf der Pedallade

    I/P, koppelt II/I durch)



    Selbst wenn ich nicht den Platz für die längsten Pfeifen des Prinzipals 8´ hätte, würde ich ihn mit ein paar innengekröpften Pfeifen oder gedeckten Pfeifen plus 4´ "Helfers" bauen!



    lg

    Oliver

  • Hallo,



    also mal angenommen ich plane mit Principal 8', dann stellt sich die Frage, ob das Hauptwerk einen floetigen 8' braucht. Ich wuerde das fuer sinnvoll halten. Das wuerde dann fuer das Hauptwerk z.B. folgende "typische" Disposition bedeuten:



    Principal 8'

    Rohrfloete 8'

    Oktave 4'

    Spitzfloete 4'

    etc.



    Mal abgesehen davon, ob man das ueberhaupt irgendwie sinnvoll irgendwo in einem Wohnraum unterbringt, braeuchte man wohl weiterhin einen offenen 8'-Streicher im Schwellwerk und auch dort waere ein floetiger 8' sinnvoll.

    2 offene 8' und 3 weitere 8' (HW-Floete, Positiv, SW-Floete) kriegt man denke ich niemals unter.

    Am Ende kommt man wohl auf eine aehnliche Disposition wie bei einer Orgel bei mir um die Ecke, wo man am Bild schon sofort sehen kann, dass das niemals in einen (eigenermassen normalen) Wohnraum passen wird, solange man nicht unendlich hohe Waende hat:



    http://www.orgelbau-vier.com/erlangen01.html



    Aber ich denke weiter ueber die Disposition nach

  • Das Höhenproblem ist nicht wirklich gravierend:



    Die tiefsten Pfeifen eines offenen 8´-Registers können bei richtiger Intonation durchaus gedeckt sein (so z.B. Dulciana, Aeoline, Vox angelica in meiner romantischen Orgel) - evtl. plus 4´"helpers".



    Oder (evtl. innen-)gekröpft.



    Oder man führt die tiefsten Pfeifen auf einen auf dem Boden stehenden Stock ab - entweder mit direkten Kondukten oder Prospektapparaten. (Wird bei meiner " italienischen Barockorgel" so: Nur das große C muß gekröpft werden, da ich mit der Orgel unter 240cm Höhe bleiben will.



    lG Oliver

  • Grob planen werd ichs mal testweise mit Principal 8'.

    Dann haette ich als Disposition z.B. (alles oberhalb 4' weggelassen):



    HW: Principal 8', Rohrfloete 8', Oktave 4', Spitzfloete 4'

    Positiv: Gedackt 8', Rohrfloete 4'

    SW: Salicional 8', Floete 8', Hohlfloete 4', Fugara 4', Schwebung 4' oder 8' ab c0



    Die Frage ist, was als 8'-Floete im Schwellwerk angemessen waere.

  • Hallo Peter, es ist nicht gesagt, dass alles oberhalb in einer Hausorgel nicht herein dürfte. Auch wenn es eine eingeschränkte Nutzung hat, sensibler zu mensurieren und intonieren ist, hat es auch dort sein Platz.

  • HW: Principal 8', Rohrfloete 8', Oktave 4', Spitzfloete 4'

    Positiv: Gedackt 8', Rohrfloete 4'

    SW: Salicional 8', Floete 8', Hohlfloete 4', Fugara 4', Schwebung 4' oder 8' ab c0



    Die Frage ist, was als 8'-Floete im Schwellwerk angemessen wäre.





    Mir würden zunächst die Streicher in HW und Positiv fehlen: HW Viola da Gamba 8´ und Pos. (wegen 4´-Bauhöhe) Quintade 8´.





    Wobei ein Salicional als relativ leises Register im SW weniger Wirkung hat, als ein starkes Register, ein "Tiger im Käfig".





    Wenn es denn aber nun ein eher mildes SW werden soll, dann vielleicht ein Gemshorn 8´?





    Das wäre dann zwar keine reinrassige Flöte, sondern eine Zwischenform von Flöte und Streicher, aber mit fast geschlossenem Schweller werden die Obertöne gedämpft und es wird flötiger, bei offenem Schweller und mit dem Salicional zusammen, dürfte das "Rückgrat" reichen um gegen die anderen Werke zu bestehen...





    lG Oliver


  • Oliver_Horlitz:


    Mir würden zunächst die Streicher in HW und Positiv fehlen: HW Viola da Gamba 8´ und Pos. (wegen 4´-Bauhöhe) Quintade 8´.





    Die Frage ist, ob man sowas in einem Wohnraum unterkriegt. Nochmal 2 weitere 8', das waeren dann insgesamt 7 und das nur in den Manualen.



    Ich denke, Kompromisse muss man machen. Vielleicht doch ein Pommer 8' im Positiv als Zwischending zwischen Gedackt und Quintade. Und dann im SW als "Floete" ein Gedackt 8' (irgendwo will ich unbedingt ein "normales" Gedackt).





    Was mir uebrigens etwas bei der Richtung meiner Planung missfaellt: Das HW haette eine 8'-Principalbasis, das Positiv eine in 2'. Ok, vielleicht ergaenzen sich im SW ein 4'-Steicher und eine offene 4'-Floete irgendwie zu einem Principal 4', aber da bin ich skeptisch.


  • Passt zwar vielleicht nicht ganz hierher, aber ich hab in Youtube eine Registervorstellung einer sehr interessanten Orgel gefunden:









    Handelt sich um eine Orgel aus der Zeit der Orgelbewegung. Laut Beschreibung wurde sie aber leicht modifiziert, insbesondere die Klangkronen.



    Das Schwellwerk finde ich interessant, vor allem hinsichtlich meiner aktuellen Planung.

    Auch beeindruckend finde ich den Basszink 5 1/3' + 3 1/5' + 2 2/7' im Pedal. Das klingt mehr nach Zunge als ich erwartet haette. Leider wurde das Terzsept aus dem Hauptwerk entfernt, das haette mich auch sehr interessiert.

  • Die Orgel wurde ganz offensichtlich nicht nur leicht modifiziert: Neben den Veränderungen an der Disposition ist sie komplett umintoniert. Vorher waren die Grundstimmen viel schwächer, die höheren Stimmen im Verhältnis viel aggressiver.



    Ich stimme zu, daß die Reduktion der Terzsept zur Terz (damit man auch im HW ein Cornet décomposé hat, aus dem z.B. mit der 2 2/3´ Quinte eine Sesquialtera generieren kann) ein Fehler ist. Das beweist auch das Video - im Text drunter steht der Hinweis, daß die Zungenstimmen ob der Raumtemperatur stark verstimmt seien. Die Terzsept mit ihrer Färbung könnte sonst nämlich auch bei starken Temperaturschwankungen als "Zungenersatz" verwendet werden, ähnlich wie der Baßzink im Pedal.



    Beim Aufregistrieren des Cornets bemerkt man übrigens eine weitere Dispositionsschwäche: Anstelle der eigentlich nötigen Quarte de Nasard 2´ steht hier nur die Octave 2´ zur Verfügung, die im Verhältnis zu den anderen Registern des Cornets zu laut ist.



    Im übrigen lässt die Vorstellung der HW-Zungen klangliche Schwächen derselben vermuten, da sie trotz der temperaturbedingten Verstimmung nur "abgedeckt", d.h. zusammen mit einem Labialregister gleicher Lage vorgeführt werden, und nicht auch unabgedeckt...



    Die Klangkronen sind trotz Tieferlegung und Reduktion der Chorzahlen im HW eigentlich immer noch ein bisschen zu scharf - da kann aber der Intonateur bei ursprünglich neobarocken Mixturen wenig machen: Da ist oft die Mensur zu eng (begünstigt unnötige Obertöne) und mit auf Länge geschnittenen Pfeifen auf "offenem Fuß" intoniert worden, mit entsprechend hohen Aufschnitten, die verhindern, daß man die Erregung der Pfeife/Obertöne durch Drosselung des Windes am Fußloch oder an der Kernspalte erreicht.



    Die Quintade ist sehr neobarock, ich würde mir in einer barocken (Haus-)Orgel weniger Kratzen und eine langsamere Ansprache wünschen.



    Im Schwellwerk sind die Klänge sehr harmonisch und zurückhaltend - gerade dort, wo man mit dem Schweller abschattieren kann, würde könnte mehr "Tiger im Käfig" sein. Am Ende des Videos, wo das Mixturplenum des HW gegen das III. Manual gespielt wird, merkt man das durchaus.



    Soweit in aller Kürze.



    Es grüßt herzlich

    Oliver


  • Hallo Peter,



    es gibt einige Tricks, die beim disponieren einer neuen Orgel hilfreich sein können, falls du damit etwas anfangen kannst. Und zwar ohne auf Transmissionen oder Wechselschleifen zurückzugreifen.



    1 Resonnanzwerk. Eine Klaviatur wird grosszügig mit Grundstimmen besetzt, etwa wie Pedal, und ist ständig ans Pedal gekoppelt (kann natürlich abkoppelbar gebaut werden). Somit hast du dieses Werk auch vom Klaviatur spielbar und koppelbar. Kommt auf die Orgel von Saint-Maximin (Isnard) zurück.



    2 Auxiliär. "Beliebige" Stimmen werden auf einem zusätzlichem Werk disponiert, ohne eigene Tastatur. Das Auxiliär kann aber beliebig gekoppelt werden. Alternativ kann man nur dieses Werk unifiziert bauen und die Register unabhängig voneinander koppeln. Eine niederländische Idee glaube ich.



    3 "Geheime" Klaviaturteilung. Wie im Schloss Fontainebleau zu sehen, ist das Manual 1 als Positiv grosszügig disponiert, das 2 in dem Fall mit einem Cornet; das HW ist ständig ans Pedal gekoppelt und hat also im unteren Klaviaturhälfte die Pedalregister, auch vom Hand spielbar. Die obere Hälfte kann etwas freier disponiert werden. Das geht natürlich gut in einer Barockorgel, weil das Pedal nur bis h0 oder c1 geht. Aber du kannst den Bereich c1-f1 doppelt planen (einen Bereich als Fortführung des Pedal und nur im Pedal spielbar, das andere vom Tastatur spielbar).



    4 Oberdorf Baselland. (in einem älteren Ars Organi zu lesen, Artikel von Francois Comment mit Titel Multum in Parvo, disposition von Jacques Handschin, so vom Gedächtnis) Da ist die Orgel streng nach funktionen disponiert. Das 1 ist ein minimal HW mit Mixtur, das 2 ein Cornet décomposé con 16' hinzu, das 3 ein minimal Récit und das Pedal rechnet mehr mit Koppeln als sonst. Das 2 und 3 sind in selber Schwellkasten gebaut.



    Es auch anderen Tricks...



    Bei einer Kirchenorgel sprängen einigen Hauptamtlern auf dem Decken springen, weil solche Orgeln zu spielen kann man Nebenamtlern nicht zumuten und wer wird denn meine Vertretungen spielen? Aber auf eine Hausorgel gewöhnt man sich schnell an sein Instrument und ist dankbar weniger zu bauen und mehr zu spielen.