Bormann-Positiv

  • Die ersten 18 Pfeifen der Zimbel sind fertig (1. Reihe, 1 1/3' auf Tasten c1 bis f2). Heute hab ich die Pfeifen auf Laenge geschnitten und gestimmt. Hab eine ganz nette Handy-App gefunden, bei der man einstellen kann, welcher Oberton zum Stimmen benutzt werden soll. Die ist zwar fuer Klaviere gedacht, aber so kann ich fuer das g3 der Zimbel ein "c2" mit dem 3. Oberton stimmen. Das funktioniert ziemlich gut, andere Apps die ich ausprobiert hab, haben es nichtmal zuverlaessig geschafft, die Tonhoehe des 8' in hoeheren Lagen zu messen (diese uebrigens auch nicht, ohne die Obertonanalyse anzupassen - vermutlich erwarten die meisten Apps einen reichen Obertonaufbau wie bei einem Klavier oder einer Gitarre, den es bei einem Gedackt 8' halt nicht gibt).



    Obwohl ich momentan sonst nur den 8' hab und 8' + 1 1/3' jetzt nicht unbedingt eine besonders schoene Registrierung ist, bin ich extrem froh, die Zimbel mit eingeplant zu haben - das klingt einfach nach "Orgel".

    Momentan empfinde ich den 1 1/3' auch nicht als zu aufdringlich und mit dem 4' als Grundton zum 1 1/3' wird es vermutlich noch besser.



    Ein Problem hatte ich aber: Zuerst hab ich die Pfeifen der Tasten c1-g1 auf Laenge geschnitten / gestimmt, dann eine laengere Pause gemacht und danach die restlichen Pfeifen bearbeitet. Zu meinem Entsetzen musste ich anschliessend feststellen, dass die Pfeifen die ich anfaenglich gestimmt hatte ca. 70 Cent (!) zu hoch waren. Jetzt passt es zwar wieder, allerdings sind die Stimmbleche extremst tief - so kann das nicht bleiben. Notfalls kann ich die Pfeifen einen Halbton umstecken, es gibt ja genug und die Abweichungen der Mensur sind zu vernachlaessigen, aber jetzt warte ich erstmal bis morgen ab und ueberlege mir, warum das passiert ist.

    Meine ersten Ideen waeren:

    - wie ich heimkam hab ich die Fenster aufgemacht und draussen hatte es ca. 30 Grad, innen 20 (ich weiss, dass das dumm war, aber ich hab nicht drangedacht und 70 Cent sollte das auch nicht ausmachen)

    - da die Pfeifen sehr klein sind, hab ich sie nicht auf Laenge gesaegt sondern mit einem Tellerschleifgeraet geschliffen. Eventuell hat der Schleifstaub das anfaenglich beeinflusst, obwohl ich die Pfeifen danach gereinigt hatte.

  • Ich weiss jetzt, woran das lag: Die Schleife war beim ersten Stimmen nicht komplett geoeffnet, dadurch kam weniger Luft an die Pfeifen.

    Lag daran, dass sich auf die Schleife geklebte Beilagscheiben geloest hatten und dadurch die Registertraktur mehr Spiel hatte.

    Hab jetzt einfach ein paar Pfeifen umgesteckt und neu auf Laenge geschnitten.

  • Jetzt ist auch die 2. Reihe fuer die Tasten c1-f2 fertig:







    Ab Ton c5 hatte ich etwas Probleme mit der Intonation und musste teilweise den Vorschlag wieder von der Papierzwischenlage reissen und den Kern nachbearbeiten, obwohl beim erstmaligen Aufkleben von Deckel und Vorschlag alles noch ok war. Vermutlich sind die Probleme beim Trocknen des Leims/ des Klebers entstanden.



    Das ganze ist jetzt schon relativ laut geworden. 8' + Zimbel ist bei einzelnen Toenen noch recht angenehm, aber ein Akkord ist schon ziemlich heftig.

  • Terz, Zimbel und der Rest des Gedackts werden langsam fertig. Habe jetzt auch mit den Pfeifen der Floete 4' angefangen. Eine Pfeife (fuer Taste c1) ist bereits fertig.

    Ich frage mich jetzt, wie ich den Uebergang von der Rohrfloete zur offenen Floete auf den Tasten g1/gs1 gestalten sollte. Dass das Roehrchen immer kuerzer wird ist klar, aber sollte dessen Innendurchmesser zum Ende her zunehmen oder weiterhin abnehmen?

  • Hallo Peter, hast Du das Buch "Bau einer Truhenorgel" von Boersma zur Hand? Dort ist eine Mensurtabelle von solch einer übergehenden Flöte abgebildet. Sie hier reinzustellen wird nicht gehen wg. Copyright, aber ich könnte Dir heute Abend zumindest die Frage mit den Röhrchen beantworten, wenn ich das Buch wieder griffbereit habe.



    Gruß



    Jens

  • Hallo Peter,



    hier einige Maße der Boersma'schen Roerquintadeen 4'. Dieses Register ist von unten nach oben changierend: Enges Gedackt,enge Rohrflöte, enge konische Flöte. Zwischen g0 und h1 ist es eine Rohrflöte. Maße des Röhrchens (Länge mal Innendurchmesser): g0: 85x7.0, c1: 67x6.0, g1: 48x4.5, h1: 40x4.5



    Also stetig enger- und kürzer werdendes Röhrchen. Abstufungen bei dem Durchmesser gibt es nur drei: 7.0, 6.0 und 4.5. Die Länge scheint wichtiger zu sein; der Durchmesser ist wohl eher für die Lautstärke der Obertöne verantwortlich. Das mit Röhrchen ist so ne try-and-error-Geschichte (aus eigener Erfahrung), aber man kann sie ja leicht austauschen wenn's nicht passt.



    Gruß



    Jens

  • Vielen Dank fuer die Informationen. Hab den Uebergang zu den offenen Pfeifen jetzt glaub ich akzeptabel hinbekommen.



    Heute ist die letzte Pfeife des Gedackt 8' fertiggeworden, d.h. ich kann jetzt endlich richtig drauf spielen.

    Hab seit langer Zeit nicht mehr wirklich geuebt und jetzt erstmal wieder mit dem Contrapunctus I der Kunst der Fuge angefangen. Dabei habe ich schon bemerkt, dass ich bei einigen Pfeifen noch etwas rumintonieren muss, aber im Grossen und Ganzen passt es.

    Insbesondere die unterste Oktave ueberrascht mich. Zuerst dachte ich beim Bau der Pfeifen, dass sie zu laut waeren. Nach dem Einbau in den Unterkasten waren sie mir erstmal zu leise. Jetzt denke ich, das passt recht gut. Beim Contrapunctus I wird sie zwar sehr selten benoetigt, aber die Lautstaerke gefaellt mir sehr gut. Bormann schreibt ja auch, dass der Bass die anderen Tonlagen nicht ueberdecken soll und im Wohnraum leise intoniert werden sollte.



    Wenn ich die Intonation fertig hab und wieder etwas Uebung hab werd ich mal ein kleines Video hochladen.

  • Jetzt hab ich 2 Wochen Urlaub und hoffe, die Floete 4' und einen Teil des Principal 2' fertigstellen zu koennen.

    Heute kam auch schon ein Teil des bestellten Ahorns fuer den Principal bei mir an.



    Heute kommen erstmal die offenen Pfeifen der Floete dran, hab am Wochenende schon die "Rohlinge" vorbereitet:







    Der Pfeifenkoerper besteht aus Eiche, Kern und Unterlabium aus Birnbaum.

  • Eine Frage zum Prinzipal 2' des Bormann-Positivs:

    Wie wuerdet ihr die Fuesse der im Prospekt sichtbaren Pfeifen mit den Pfeifen verbinden?

    Am besten waere es vermutlich, Kern und Fuss aus einem Stueck zu machen, was aber problematisch wird, da der Fuss oben wohl den ausseren Pfeifenquerschnitt haben sollte. Das wuerde es schwer machen, den Kern exakt auf den richtigen Querschnitt zu bringen, da der Kernquerschnitt kleiner als der Aussenquerschnitt ist und man da wohl muehsam mit Stemmeisen nacharbeiten muesste.

    Eine andere Variante waere, dass der Fuss oben den Kernquerschnit hat und man dann die Pfeifenwaende unten entsprechend der Fussform nachschleift/hobelt (wuerde aber sicherlich nicht besonders schoen ausschauen).

    Ich tendiere momentan dazu, den Fuss unabhaengig von der Pfeife zu bauen und das ganze zu verleimen. Allerdings wird da die Leimverbindung schwierig, da es praktisch keine Moeglichkeit gibt, Schraubzwingen zu benutzen. Bei den groesseren Pfeifen koennte es noch klappen wenn der Kern gross genug ist, aber auch das stelle ich mir nicht besonders gesund fuer den Kern vor.

  • Hallo Peter.

    Da gibt es bestimmt mehrere praktikable Lösungen.Spontan entschieden würde ich die Seitenbretter um Fußlänge plus Zuschlag überstehen lassen.Dann unterhalb des Kerns einen Ausschnitt anbringen um die Bretter knicken zu können.Dann vorn und hinten die Schrägung anschneiden,und die passenden Brettchen aufleimen.So hat Konrad Nagel schräge Pfeifen gebaut.

    Wenn Du den Kern und Fuß aus einem Stück machen willst,müsstest Du den Klotz im Kernbereich um Brettstärke abfräsen oder sägen,eine gute Maschinenausrüstung vorausgesetzt.Die Schrägungen evtl. erst anschneiden wenn die Pfeife fertig ist.Wenn Du den Kernklotz nicht um Brettstärke größer machst,ist dies in der Tat eine

    Frage der Ästhetik,weil die Füße dann irgendwie zu klein aussehen.

    Hier im Forum ist bei den Orgelportraits die Orgel von Hr.Köberl auch mit Keilfüßen im Prospekt ausgestattet.

    Weiterhin viel Schaffenskraft wünscht

    Jürgen

  • Der Diskant der Floete 4' ist jetzt fertig. Morgen oder uebermorgen kann ich das Holz fuer den Bass abholen, an den Kernkloetzen arbeite ich bereits.







    Heute werde ich erstmal die obersten Pfeifen der Zimbel auf Laenge schneiden und mit Stimmblechen versehen und die Terz fertigstellen.

  • Die erste Pfeife des Principal 2' ist jetzt fertig (c3 auf Taste c1). Diese Pfeife wird innen stehen, hat also kein Blindlabium und einen einfachen Fuss aus Messingrohr.



    Entgegen der Querschnittszeichnung des Pfeifenwerks des Bormann-Positivs werde ich auch die innenstehenden Pfeifen mit Ueberlaenge und einem Stimmschieber bauen, damit sie baugleich mit den Prospektpfeifen sind.



    Bei den Bormann-Mensuren ist die Aufschnitthoehe der Pfeife 2,1mm. Bei mir wurden es ca. 3,1mm, da die Pfeife bei niedrigeren Aufschnitten bei schnellem kurzem Anschlag ab und zu oktavierte. Die Mensurtabelle auf "hausorgel.de" gibt fuer die entsprechende Pfeife der (allerdings zylindrischen) Oktave 2' einen Aufschnitt von 3mm an, deswegen hoffe ich, dass das so passt. Bin mit dem Klang auch relativ zufrieden, er koennte vielleicht etwas obertoeniger sein.

    Ich vermute, die 2,1mm Aufschnitt sind nur moeglich, wenn man am Kern oder Vorschlag rumfeilt oder der Vorschlag relativ tief steht (bei mir schliesst er jetzt buendig mit der Labiumkante ab). Hat da jemand Erfahrungen gesammelt?



  • Hallo Peter,

    die bei Bormann angegebenen Maße für Prinzipal 2' konnte ich in etwa alle einhalten! Bei meiner Pfeife c3 betragen sie: Aufschnitt 2,2mm, Fußbohrung 1,5mm!

    Der Klang ist recht obertönig - vielleicht schon etwas streicherartig.

    Die tiefsten Pfeifen dieses Registers sind etwas schwieriger zu intonieren, das heißt, sie neigen eher zum Oktavieren. Wichtig ist bei diesem engen Register die Befolgung folgender Regel: Das Oberlabium muss scharf genug sein, und es muss bei der vorgegebenen Aufschnitthöhe exakt fluchten mit der Kernschräge! Kontrolle mit einem aufgelegten Stahl-Lineal!

    Nach etwas Übung und sauberer Ausführung funktionieren alle Pfeifen auf Anhieb, ohne dass irgendwelche Nachbearbeitungen im Labiumbereich notwendig wären.

    Viel Erfolg!

    Klaus Suhr

  • Vielen Dank fuer die Antwort.



    Das mit der 1,5mm Fussbohrung ist interessant. Bei mir sind es beim c3 2,5mm, also wesentlich mehr. Ich hab bei den kleinen Pfeifen immer erstmal 2mm gebohrt und dann nach Bedarf erweitert.



    Ich versuch morgen mal, Terz und Zimbel aufzunehmen, da sind die Mensuren ja fast die des Principals im Diskant und da hab ich schon viele Pfeifen. Auch dort sind bei mir die Aufschnitte relativ hoch.

    So kann mir eventuell jemand Tipps geben, bevor ich den Principal baue, bei dem es aufwendiger werden wuerde, nachtraeglich Sachen zu korrigieren.

  • Die Schwierigkeiten haeufen sich gerade:

    Hab heute die Pfeifen der Tasten g0 bis h0 der Floete 4' fertig bekommen. Die Pfeifen geben finde ich nicht genug Grundton. Jetzt denke ich darueber nach, ob ich am Fuss zu drosseln sollte (aktuell 6mm Innendurchmesser) und/oder den Kernspalt (aktuell 0,3mm) verringere. Wenn ich mit der Schleife drossle funktioniert das auch ganz gut. Den Vorschlag zu verstellen bringt nicht wirklich was.



    Andererseits koennte es auch am Rohr liegen. Bei einem Spund ohne Rohr klang die Pfeife wie eine Quintade, ohne Spund wie eine kraeftige offene Floete - in beiden Faellen hatte ich einen stabilen Ton (allerdings hatte ich da die Pfeife noch nicht auf Laenge geschnitten und ordentlich Reserve in der Laenge gelassen, da ich mir ueber die entgueltige Laenge mit Rohr nicht sicher war).

  • Hab eine 4' Floete, also meine Pfeifen fuer die Tasten g0 bis h0 sind haben die Tonhoehen g1 bis h1. Ich vermute, Du hast Dich auf die Tonhoehe bezogen. Mein (Ton) g1 hat aktuell einen Aufschnitt von 5,4mm.

    Vielleicht sollte ich eine Probepfeife mit verschiebbarem Labium machen (am besten dann wohl gleich fuer c1).

    Den Aufschnitt auf gut Glueck vergroessern moechte ich nicht unbedingt, da es ziemlich stressig ist, den wieder zu reduzieren (muss ich bei der obersten Oktave meines Gedackt 8' machen und ueberleg mir, gleich die Pfeifen neu zu bauen).



    Ich hab jetzt testweise erstmal ein kleines Stueckchen Holz in den Fuss geklebt, jetzt passt das einigermassen. Ich denke, ich werde erstmal in die betroffenen Pfeifen Schrauben zum regeln in den Fuss schrauben und damit versuchen, den Klang einheitlich zu bekommen.

  • Ich dachte das sei ein 8'. (Nächstes mal richtig lesen!)

    Dann wären für (klingend) g' 8mm, c" 6,5mm und c"' 3,8mm Aufschnitthöhe angemessen.

    Josef