Windkanäle und Kanzellen

  • Liebe Freunde,



    ich kämpfe an meiner Orgel immer wieder mal mit Druckverlusten wenn ich eine neue Kegellade dazubaue und deshalb habe ich am Anfang grosse Versorgungskanäle vorgesehen, was wohl eigentlich falsch ist.

    Ich denke, wenn Magazinbalg, Schwimmer und Gebläse ziemlich nah bei einander sind, macht es wohl Sinn, aber ich habe nun bemerkt, dass die beiden Schwimmer nur halb gefüllt werden, weil sich die Luft in den grossen Kanälen ausdehnen kann.



    Ich werde nun versuchen, diese nachträglich vom Volumen zu verkleinern, dann müsste der Druck ja wieder steigen.



    Bei den Holzregistern ist das kein Problem, aber ich habe eine Oktave 4 und die ist sehr empfindlich, was Windschwankungen angeht.



    Das gleiche gilt wohl auch für Kanzellen. Die müssen wohl auch recht eng sein, damit nach einer Registereinschaltung die Windversorgung nicht in die Knie geht.



    Fragen über Fragen. Ich hätte diesen Beruf lernen sollen, dann würde ich mich jetzt nicht so blöd anstellen :=)



    Grüße,



    Stefan

  • Hallo Stefan,was hälst Du davon,für die Steuerung,und das sind ja nicht gerade wenig Elemente,derer es wohl noch mehr werden könnten,ein separates Gebläse einzubauen.Dann würden sich die Probleme wohl minimieren oder gänzlich verschwinden.

    Ich habe noch ein Gebläse "herumstehen"Das macht 160mm.Hatte ich früher in meiner Orgel mit Frequenzumrichter betrieben,und mittlerweile auf Kondensator umgerüstet.Dazu habe ich noch eine schalldämmende Kiste.Bei Interesse bitte Nachricht.

    LG Jürgen

  • Hallo Jürgen,



    danke für das Angebot, aber ich muss das Problem so lösen.

    Möchte ja auch irgendwann einmal einen Magazinbalg mit Schöpfer bauen und dann muss alles auch so funktionieren.



    Ich habe jetzt beim 2. Schwimmer einen 20cm hohen Rahmen um die Schwimmerplatte gemacht, so können sich die Lederstreifen nicht so ausdehnen und es hat schon was gebracht.



    Liebe Grüße,



    Stefan

  • H a l t - lieber Stefan, verkleinere jetzt bloß nicht Deine Kanäle, denn, wie Du geschrieben hast: "... habe ich am Anfang grosse Versorgungskanäle vorgesehen", das ist in der Tat das beste, was man machen kann; umgekehrt wird durch "verringern des Volumens" niemals der Druck steigen, lediglich die Geschwindigkeit, mit welcher sich der Wind bewegt; eine hohe Windgeschwindigkeit bringt Strömungsverluste durch Verwirbelung und Reibung und im gefolge Druckverluste.



    Eigentlich wollte ich hier nicht viel schreiben, denn mit Kegelladen habe ich überhaupt keine Erfahrungen, doch scheint mir das Problem einfach an Undichtigkeiten zu liegen, wenn der Schwimmerbalg "nur halb gefüllt" ist oder das zugehörige Ventil ist nicht richtig eingestellt. Für Stoßfängerbälge gibt es häufig sogenannte Tellerventile, welche schon bei kleinster Balgsenkung eine große Öffnung bewirken - oder eben zu weit geschlossen bleiben, daß auch ohne klingende Pfeifen allein durch Verluste nicht genug Wind einströmen kann. An den Kanälen kann es wohl nicht liegen, die sind ja nach Deinen Angaben groß genug.



    Was die Registereinschaltung betrifft, könnte ich mir als Schleifenmann vorstellen, daß es wohl immer zu einem kurzfristigen Windstoß kommt; in unserer alten Kirchenorgel waren solche Windanforderungen vor allem bei Betätigen des Schwellers hörbar, nach Bruchteilen von Sekunden sollten die Druck- und damit die Tonschwankungen wieder vorbei sein.



    Und noch ein letztes: Gerade beim Orgelbau ist es vermutlich so, daß man diesen Beruf nicht erlernt haben muß, um kleine Werke zu bauen, vielmehr sind es ja gerade die vielen kleinen Rückschläge, die uns Freizeit-Bauer reich machen an Erfahrungen, die der berufsmäßige Lehrling und Geselle in der Form gar nicht erlangen kann, da er vorgefertigte Verfahrensweisen, Handgriffe, Maße und vieles mehr aus erfahrener Hand erlernt, ohne sich Gedanken machen zu müssen, warum wie was funktioniert oder eben auch nicht geht. Also - niemand stellt sich "blöd an", vielmehr sind es die vielfältigen Problemstellungen, die sich beim Orgelbau ergeben - und selbst nach Jahrzehnten Hausorgelbaus ertappe ich mich immer wieder, wie ungeschickt ich manchmal das eine oder andere angehe...

    Wolfgang.

  • Hallo Wolfgang,



    danke für die aufmunternden Worte !!!



    Ich hatte das mit den grossen Kanälen irgendwo gesehen und habe es nachgebaut. Die Kegelladen baue ich jetzt enger, als früher und gestern habe ich noch beim Bourdon 16' gesehen, dass die Lade auch viel zu gross geworden ist und dann habe ich einen 2. Deckel eingefügt und die Kanten auspapiert. Leider kann ich das Ergebnis noch nicht testen, weil ich sonst meine Mieter aus dem Schlaf reisse.



    Es ist in der Tat so, dass es überall zischt und ich denke, wenn ich alle kleinen Löcher gefunden und zupapiert habe, dann wird sich das Druckproblem auch lösen lassen. Komischerweise treten die Undichtigkeiten immer erst dann auf, wenn man die Teile im System integriert hat, obwohl man sie vorher in der Werkstatt auf Dichtigkeit überprüft hat.



    Liebe Grüße,



    Stefan

  • Liebe Freunde,



    nun habe ich die Engstellen im Windkanal beseitigt. Das Rollo hat nicht richtig funktioniert und ich habe es nun ganz herausgenommen. Dann habe ich den Einlass zum 1. Schwimmer genauso gross aufgesägt, wie der Holzkanal ist und schon ist der Druck gestiegen, die Einströmgeräusche sind aber immer noch da.



    Hier werde ich wohl einen kleinen Magazinbalg bauen, zur Windberuhigung. Leider muss dieser zerlegbar sein, d.h. ich muss die Balganlage vom Kasten abnehmen können, sonst kann man das Fenster im Bad nicht mehr zum Streichen, etc. öffnen :=)



    Das wird eine grosse Herausforderung für mich werden.



    Liebe Grüße,



    Stefan

  • Hallo Stefan,

    das ist doch schon ein Erfolg: "...habe ich den Einlass zum 1. Schwimmer genauso gross aufgesägt, wie der Holzkanal ist und schon ist der Druck gestiegen".

    Ich bin mir nicht sicher, doch ich vermute, Du beschreibst den Vorgang ohne Spiel, also wenn eigentlich außer dem Verschleich kein Windverbrauch sein sollte. In diesem Fall müßte der Druck in allen Kanälen und Bälgen gleich groß sein, unabhängig von "Engstellen", da ja fast keine Windgeschwindigkeit in der gesamten Anlage vorkommt. Wenn Du nun das Rollventil ausgebaut hast, müßte der erste Balg überspannen, die Platte in die Endlage drücken und der Winddruck entsprechend sprungartig die maximale Höhe des vom Gebläse erzeugten Druckes erzeugen, meist so um die 100 Millimeter Wassersäule!

    Es wäre schön, wenn sich hier nun auch einmal andere zu der Problemstellung äußerten; ich sehe nach wie vor das Problem in Undichtigkeiten, deshalb möchte ich Dir raten, erst diese Unannehmlichkeiten auf ein geringes Maß zu reduzieren und dann weiter überlegen, ob Du überhaupt noch einen Magazinbalg bräuchtest.

    Bau doch das Rollventil unmittelbar an die Stelle des Mauerdurchbruchs ein, wo also das Rohr vom Gebläse in das Orgelzimmer mündet, und lasse das Ventil von einem der beiden Bälge bedienen. Damit wären die "Einströmgeräusche" gleich ganz am Anfang des Windsystems ausgesperrt, zumindest wenn das Rollventil fast gänzlich geschlossen ist, das heißt in den Spielpausen oder bei leisem Spiel.

    Warum willst Du eigentlich gleich 2 Bälge haben, brauchst Du in den verschiedenen Laden erheblich unterschiedliche Winddrücke? Glücklicherweise hast Du große Kanalquerschnitte gebaut, da wird es zu keinen Druckverlusten aufgrund der Längen kommen.



    Lieber Stefan, bevor Du nun große Maßnahmen ergreifst, daß gar das Badfenster nicht mehr ganz zu öffnen wäre, stelle erst einmal sicher, daß der Windverschleich höchstens so gering bleibt, daß die Bälge mühelos mit den Absperrventilen geregelt werden können und damit der Druck überall dem der Balgplattengewichte entspricht. Vielleicht sollten wir an dieser Stelle telephonieren, ruf mich doch einfach einmal an, in einem Gespräch könnten wir einfacher mögliche Mißverständnisse ausräumen, tagsüber: 0911 462664, einfach öfter probieren.



    Derweil alles Gute, nur Mut, das kriegen wir schon hin!

    Liebe Grüße nach Niederbayern,

    Wolfgang.