Ventilabdichtung

  • Hallo in die Runde.Letztes Wochenende habe ich meine Orgel abgebaut.Dort wo einst Kinder tobten sind jetzt zwei unbenutzte freistehende Räume.Wechselfälle des Lebens und eine schlimme Erkrankung meiner Frau lassen mir keine Wahl,die Orgel aus der guten Stube zu verbannen.Nun ist es so dass ich die Ventile neu beledern möchte,wegen zu großer Undichtigkeiten.Der geringe Winddruck von 45mm und die Kanzellenauslässe ließen zwar keine kleinen Pfeifen mehr ansprechen,aber die Intonation des Regals,zumindest in den oberen 1 1/2 Oktaven ließen kein vernünftiges Ergebnis zu,d.h. wenn ich mit dem Mund anblase habe ich einen zufriedenstellenden Ton,aber auf der Lade eben nicht.Das hat Nerven und Zeit gekostet.In Zukunft möchte ich den Winddruck erhöhen(55-60mm).Zusätzlich und sicherheitshalber werde ich in die Kanzelle einen Trennschied für`s Regal einsetzen.Ein großer Fehler war auch,die Ventile hinten mit dem Lederschwanz an die Lade zu leimen.Ich habe mich dermaßen geärgert,weil manche Ventile einfach nicht richtig dicht waren,und ich konnte sie nicht `mal eben `rausnehmen.Ich werde jetzt an die Unterseite des Ventils 1,5mm Modellbausperrholz leimen,hinten 15mm überstehend,neu beledern,und dann mit einem Stift lagern.Zusätzlich möchte ich die Ventilauflagefläche mit einem Dichtstoff versehen.Ich denke da an Liegelind.Was meint Ihr dazu,bzw. was nehmen die Profies?

    LG Jürgen

  • Hallo,



    die Ventilauflagefläche mit Dichtstoff versehen..? -> Wenn es um die Ventile selbst geht, würde ich kein Liegelind nehmen, da es ggf. ausfranst und dann die Fäden für neue Undichtigkeiten sorgen. Du solltest besser ca. 2mm dicken Filz darunter leimen. Falls das kostenmäßig in Frage kommt, kann man bei den bekannten Zulieferern fertiges Ventilbelagsmaterial mit Leder und Filz fertig und gut flächig verleimt beziehen, dann wird es optimal. Falls Du die Ladenfläche mit den Ventilschlitzen noch mal zusätzlich abdichten willst, solltest Du ggf. eher noch säurefreies Papier flächig aufleimen und die Schlitze wieder sauber ausschneiden. Wenn Deine Dichtfläche um die Ventile herum zu gering ist, kannst Du bei entsprechend starkem Papier hier auch durch minimal kleineres ausschneiden ringsherum ca. 1 mm Dichtfläche "gewinnen". Geringe Unebenheiten gleicht der Filz auf den Ventilen aus. Das Leder dann auch noch schön talkumieren, dann sollte es klappen. Viel Erfolg, Stefan

  • Hallo Stefan,danke für den Tip.Die Ventilauflagefläche zu beledern,evtl. mit Papier oder Gasometerleder,wie mir ein Orgelbauer riet,wäre sowieso nur eine zusätzliche Sicherheit.Die Fläche an sich (Multiplex)ist eigentlich schön glatt und ohne irgendwelche Ausfransungen.Die Auflagefläche beidseits 2mm.Damals beim anleimen der Ventilschwänze war ich teilweise nicht ordentlich genug.Dies konnte ich jetzt nach 2Jahren durch den Abdruck auf dem Ventilleder sehen.Nach dem kompletten Aufbau ist auch noch einiges an Staub und Schmutz angefallen,trotz teilweise Abdeckens.Ich habe damals zwar jede einzelne Kanzelle von oben abgesaugt es waren trotzdem sehr viele Ventile ,wo sich kleinste Partikel ans Leder saugten,und auch so am Rand platziert waren,dass es zwangsläufig undicht wurde.Hätte ich die Ventile herausnehmbar vorgesehen,wäre das Alles kein Problem gewesen.Für die Ventile habe ich 3mm Filz und Gasometerleder vorgesehen.

    LG Jürgen


  • Grüss Gott,



    Hier noch eine "Kleinigkeit" nach geschoben.

    Die Ventilfedern sollten gerade und gleichmässig auf die Ventilfläche wirken. Sie sollten gerade stehen wie die "Schweizer Gardisten ".

    Wir fabrizieren ja alles selber auch die Federn und diese sind in der Regel nicht so wohl proportioniert wie jene von L....

    Eine grosse Hilfe ist sicher der Wickelapparat für Ventilfedern von Werner Hopf in der Hausorgel Nr.23/2012. Ich habe mir die Vorrichtung aus dem Dom Bedos gebaut, ergänzt im einer zusätzlichen Drahtspannung. Dies ist von Vorteil wenn Federdraht verwendet wird. Dieser Werkstoff ist schwerer in der Federherstellung.

    Gruss



    hermann

  • Grüss Gott



    Beim letzten Beitrag habe ich etwas vergessen, btrf. Ventil Belederung

    Schau doch mal hier : http://www.organsupply.com/ass…on-6-Felt-and-Leather.pdf

    Ist sehr informativ btrf. Dichtungs-Aufbau bei Membran - Taschenventilen. Schau die Seite 6.10 mit den Skizzen besonders gut an und lies den Text dazu. Ist u.U. auch für Musicus inspirierend.

    Klar - vermutlich ist dieser Dichtungs Aufbau für Hochdruck-Register gedacht - was ja in Amerika keine Seltenheit ist, und nicht für die Windladen Ventile wie sie bei uns verwendet werden, doch auch davon kann man was lernen, denn der Aufbau ist

    speziell.

    Wenn ich mich richtig entsinne habe ich in Norditalien Ventile mit Bohrungen bis auf das Leder gesehen, mit dem Hintergedanken dass der Winddruck in der Lade das Leder ein wenig in die Schlitze hinein drückt und damit einen zusätzlichen

    Dichteffekt erzielt. Ob das was bringt ist auf einem anderen Blatt geschrieben, sicher ist dass es für die Windströmung in den Ventilschlitz nicht von Vorteil ist.

    Hier wäre ein sehr spannendes Versuchsfeld und dabei denke ich besonders an unseren sehr geschätzten Schatzmeister !!! !!!



    hermann.

  • "... habe ich in Norditalien Ventile mit Bohrungen bis auf das Leder gesehen, mit dem Hintergedanken dass der Winddruck in der Lade das Leder ein wenig in die Schlitze hinein drückt und damit einen zusätzlichen

    Dichteffekt erzielt." (hermann)



    Bereits im Jahr 2004 und dann nochmals 2006 haben wir hier die Methode "Norlanda" diskutiert, das ist mir wieder in den Sinn gekommen; einfach diesen Begriff in das Suche-Feld eingeben, schon kommt die große Auswahl an Diskussionsbeiträgen!



    Viel Freude beim Lesen,

    Wolfgang.

  • Werlen_Hermann:


    Hier wäre ein sehr spannendes Versuchsfeld und dabei denke ich besonders an unseren sehr geschätzten Schatzmeister !!! !!!



    hermann.



    Hallo in die Runde.Hermann;wer ist denn der geschätzte Schatzmeister?



    Mittlerweile bin ich dabei die beklebten Ventile auseinanderzuschneiden.Dann werde ich sie talkumieren und morgen einbauen.Damit die "Operation am offenen Herzen" gut ausgeht,werde ich Eure Tipps mit einbeziehen,und Alles genau unter die Lupe nehmen.Dichtigkeitsprüfung werde ich machen bevor die Lade,schwer wie sie ist,wieder ins Gerüst gehieft wird.In der Tat habe ich die Federn auch selbst hergestellt.Eine entscheidende Sache ist noch die Stelle an der die Feder auf`s Ventil drückt.Diese habe ich aussermittig,etwas nach vorn angebracht.Ich glaube bei "Bruder"ist das irgendwo so beschrieben.Da gibt es bestimmt auseinandergehende Meinungen.Als ich anfänglich die beschriebenen Undichtigkeiten bemerkte,habe ich aufwändigerweise am ersten Drittel der Ventile die Halteleiste versetzt,dass die Feder wieder in der Mitte greift.Da aber gravierende Fehler in der Ventilauflage etc.vorhanden waren,konnte ich nicht einmal beurteilen ob das so besser ist.



    Den Winddruck hatte ich übrigens auf 44mm heruntergeregelt(Ventus 80%Leistung),um die Heuler zu unterdrücken,aber wie mir ein Orgelbauer hier im Forum riet werde ich wegen der Regalintonation auf



    55-60mm gehen.Aus diesem Grund habe ich seinem Ratschlag folgend die Regalkanzellen mit Trennschieden aus steifem Karton versehen.Das war eine "frimmelige" Arbeit wenn`s denn hilft.Neues Zungenmessing ist auch schon unterwegs.



    Gruß Jürgen

  • Grüss Gott,



    Nun ja, Klarnamen sind auch hier mit Vorsicht zu verwenden, darum nur soviel : es ist jene Persönlichkeit die sehr dankbar ist, wenn ich den Jahresbeitrag für den "Arbeitskreis Hausorgel" am 1. Januar - jedes Jahr in Euro - auf das richtige Konto - ( auch wenn es aus dem "AUSLAND" kommt ) einbezahlt habe. Er versteht nicht nur was von Finanzen, sondern er weiss sehr - sehr viel von Strömungstechnik. Zum Beispiel Hausorgel Nr. 15/2004 und weitere Beiträge



    hermann.