• Ich habe vor Jahren auch mit offenen Pfeifen aus Papier und aus Karton-Rohren experimentiert:



    O die Pfeifen aus Papier veränderten sich in den ersten Tagen/Wochen nach der Herstellung geringfügig, vor allem im Bereich Kern/Labien, später dann kaum noch.



    O trotz guter Verklebung und 2x Tauch-Lackierung machten sich Luftfeuchtigkeits-Veränderungen bemerkbar (Jahreszeit/Heizen/Lüften).



    O Intonieren mit dem Mund ist nicht empfehlenswert – nicht einmal bei Holzpfeifen,

    der Bau einer einfachen Intonierlade (Holzblock mit Luft-Schlauchzuführung, waagrechtem Kanal mit 3-5 Bohrungen zum Pfeifenaufstecken) hat den Vorteil, keine feuchte (Atem-)-Luft zu transportieren, Gleichmäßigkeit des Winddruckes und den Zusammenklang-Test von mehreren Pfeifen bei reiner Stimmung mittels Stimmringen.



    O Bei den Pfeifen aus Karton-Rohren habe ich Kerne aus 4-mm-starken Holzscheiben verwendet, diese trugen sehr zur Stabilisierung bei. Die Ober- und Unterlabien habe ich aus Dosen-Blech geschnitten, geformt und aufgeklebt.

    Das Intonieren bestand lediglich aus dem Verschieben beim Aufkleben des Oberlabiums auf optimale Ansprache (Labienbreite ¼-1/5, Aufschnitthöhe ca. ¼.



    O Der Luftspalt am Kern darf nicht zu eng sein, sonst machen sich kleinste Formveränderungen bemerkbar.



    O Die Pfeifen aus Papier klangen hell, klar, leise, angenehm.



    O Die Pfeifen aus Papp-Rohren klangen etwas gedämpft, aber eine Salizional-Mensur (25 mm Dm bei 60 cm Länge) klang gut, flötig-streichend, wenn gleich mit etwas Blas-Nebengeräusch.



    O Eine Probe-Subbass-Pfeife (gedeckt) aus einem (Teppich)-Pappe-Rohr, Länge 1,20 m, Dm 12 cm, klang zu dumpf/Tonhöhe unbestimmt.



    O eine kleine konische Pfeife, Länge 4 cm, Dm 8 mm/4 mm klang auch nach Jahren noch einwandfrei.



    O der Winddruck bei all diesen Probepfeifen betrug 15-25 mm WS – etwas weniger, als wenn man auf einer Blockflöte spielt.

  • Hallo!



    Danke fuer die vielen Hinweise.



    Reinhold_S:


    O die Pfeifen aus Papier veränderten sich in den ersten Tagen/Wochen nach der Herstellung geringfügig, vor allem im Bereich Kern/Labien, später dann kaum noch.



    Das kann ich 100%ig bestaetigen. Mir ist aufgefallen, dass je dicker das Papier / der Karton ist, desto kuerzer scheint die Zeit zu sein, in der sich noch was aendert.





    Reinhold_S:


    O trotz guter Verklebung und 2x Tauch-Lackierung machten sich Luftfeuchtigkeits-Veränderungen bemerkbar (Jahreszeit/Heizen/Lüften).



    Finde ich nicht so schlimm, wenn das im Rahmen bleibt. Die Idee mit der Tauch-Lackierung ist sehr interessant, das werde ich mal probieren.





    Reinhold_S:


    O Intonieren mit dem Mund ist nicht empfehlenswert – nicht einmal bei Holzpfeifen,

    der Bau einer einfachen Intonierlade (Holzblock mit Luft-Schlauchzuführung, waagrechtem Kanal mit 3-5 Bohrungen zum Pfeifenaufstecken) hat den Vorteil, keine feuchte (Atem-)-Luft zu transportieren, Gleichmäßigkeit des Winddruckes und den Zusammenklang-Test von mehreren Pfeifen bei reiner Stimmung mittels Stimmringen.



    Das stimmt. Jetzt lasse ich die Pfeifen erstmal liegen und baue am Rest des Portativs weiter, dann kann ich hoffentlich bald direkt am Instrument intonieren. Uebrigens werde ich von den 25 Pfeifen des Principal wohl ca. 5 nochmal bauen muessen, weil sie vermutlich irreperabel misslungen sind.





    Reinhold_S:


    O Bei den Pfeifen aus Karton-Rohren habe ich Kerne aus 4-mm-starken Holzscheiben verwendet, diese trugen sehr zur Stabilisierung bei. Die Ober- und Unterlabien habe ich aus Dosen-Blech geschnitten, geformt und aufgeklebt.

    Das Intonieren bestand lediglich aus dem Verschieben beim Aufkleben des Oberlabiums auf optimale Ansprache (Labienbreite ¼-1/5, Aufschnitthöhe ca. ¼.



    Die Mensurierungstipps kann ich nur bestaetigen. Wie gesagt baue ich den Principal nach Bormann fuer kleine Hausorgeln mit Vertiefung 1.25 umgerechnet auf runde Pfeifen. Das Ergebnis ist auch ein Verhaeltnis von 1/4 von Labiumbreite zu Umfang. Den Aufschnitt habe ich anhand von Probepfeifen ermittelt und er ist ziemlich genau 1/4 der Labiumbreite. Meine aktuellen Mensuren sind:



    c2: Labienbreite 16.0, Durchmesser 20.2, Aufschnitt 4



    c3: Labienbreite 10.0, Durchmesser 12.6, Aufschnitt 2.5



    c4: Labienbreite 6.6, Durchmesser 8.3, Aufschnitt 1.5





    Reinhold_S:


    O Der Luftspalt am Kern darf nicht zu eng sein, sonst machen sich kleinste Formveränderungen bemerkbar.



    Auch das kann ich bis jetzt nur bestaetigen. Allerdings ist zumindest bei meinem Portativ-4'-Principal aufgefallen, dass er ca. 0.4mm-0.5mm nicht ueberschreiten sollte, da sonst unschoene "Luftgeraeusche" auftreten. Baerte scheinen zu helfen, aber bis jetzt habe ich noch keinen hingekriegt, der langfristiger seine Position gehalten hat. Gibts da Erfahrungen dazu (eigentlich moechte ich aber sowieso auf Baerte verzichten)? Mit einem extrem scharfen Messer kann man auch an den Seiten Kernstiche machen, wenn das aber nicht klappt ist die Pfeife praktisch verloren.





    Reinhold_S:


    O Eine Probe-Subbass-Pfeife (gedeckt) aus einem (Teppich)-Pappe-Rohr, Länge 1,20 m, Dm 12 cm, klang zu dumpf/Tonhöhe unbestimmt.



    So weit bin ich garnicht gekommen, ab ca. 80cm habe ich keinen brauchbaren Klang mehr hinbekommen, auch bei offenen Pfeifen. Allerdings habe ich fuer diese Versuche Karton aus Verpackungsabfaellen benutzt, weswegen der Pfeifenkoerper nicht aus einem Stueck war. Vielleicht kann man mit mehreren gut verklebten Lagen noch was rausholen, aber fuer mein Portativ ist das erstmal nicht relevant (laengste Pfeife ist das c1 vom Gedackt 8').





    Reinhold_S:


    O der Winddruck bei all diesen Probepfeifen betrug 15-25 mm WS – etwas weniger, als wenn man auf einer Blockflöte spielt.



    Das schaetze ich bei meinen Pfeifen auch (wie gesagt, ich habe momentan weder Orgel noch Intonierlade noch sonst irgendwas und muss mich deswegen erstmal auf mein Gefuehl verlassen).



    Ich bin aber erstaunt, wie laut die Pfeifen sind. Eventuell haette ich doch engere Mensuren waehlen sollen. Der Principal klingt wirklich nach Principal und nicht nach "Kartonpfeife".


  • Mittlerweile hab ich angefangen, den "Oberkasten" zu bauen. Das ganze ist noch etwas schief, ich hoffe das wird besser, wenn ich die Waende eingezogen hab (die werden Wellpappe-artig: zwei Blaetter und dazwischen ein eingeklebtes, im Zickzack gefaltetes Blatt. So hab ich auch die Balgplatten gebaut, das ist ziemlich stabil). Zumindest kann ich das ganze richtig ausrichten, es bleibt halt nur nicht so wie es sein soll. Ist doch etwas anderes, mit Karton zu arbeiten statt mit Holz.

    Testweise hab ich mal die Pfeifen aufgesteckt, aber weder ausgerichtet noch an der Halteleiste fixiert (An die Pfeifen kommen hinten Laschen die in die Leiste gesteckt werden koennen).





    Untitled by unixfan0001, on Flickr

  • Das Oktaevlein 1' ist fast fertig. Die Pfeifen wurden gerade zum 2. Mal lackiert und trocknen gerade aus.

    Wie beim Principal werde ich wohl einige Pfeifen nochmal herstellen muessen, da sie nicht gelungen sind (wieviele genau weiss ich erst bei der finalen Intonation):





    Oktaevlein 1' by unixfan0001, on Flickr



    Gegenueber dem Bau des Principal 4' habe ich einiges geaendert / an die kleinen Pfeifen angepasst:

    - Bis auf die Labien und den Kern wurde normales Schreibpapier benutzt, weil sich Karton nur schlecht so extrem rollen laesst

    - der Kern besteht hier aus einem Stueck (aus 300g/m^2 Karton) und nicht aus zwei Teilen wie beim Principal

    - Die erste Lackierung (vor dem Aufkleben der Labien) war diesmal eine Tauchlackierung

    - Fuss und Pfeifenkoerper wurden vor der Vorintonation zusammengeklebt und stattdessen Ober- und Unterlabium bis zur besten Ansprache verschoben. Bei den kleinsten Pfeifen erschien es mir sinnvoll, das Oberlabium sofort anzukleben und nur die Position des unteren anzupassen.

    - Die Herstellung der kleinen Pfeifen war extrem nervig und nahm nahmezu genauso viel Zeit in Anspruch wie der Bau des Principal 4'. Vor allem das Unterlabium verklebte haeufig. Es scheint sich zu bewaehren, mit einem Skalpell den Kernspalt freizukratzen. Allerdings sind die Kanten jetzt nicht mehr schoen glatt. Deswegen habe ich sie nochmal lackiert und waehrend der Trocknung mit einem Skalpell mit nasser Klinge nachgearbeitet. Morgen sehe ich, ob das funktioniert hat.

  • Kompliment, dachte nicht das sich mit Karton so etwas schönes schaffen ließe, das zeigt mal wieder, dass die Intstrumentenbauer noch Möglichkeiten für neues haben



    lg

  • Hallo,



    das ganze ist bald fertig. Es fehlen nur noch Kleinigkeiten und die Gehaeuseverkleidung. Ein Problem habe ich allerdings noch:

    Die Baelge sind etwas undicht und die Balgventile funktionieren nicht richtig. Die Undichtigkeit der Baelge kriege ich vermutlich in den Griff, wenn ich alles mit Kleber bestreiche, die Ventile machen mir allerdings Sorgen.

    Erstmal eine Beschreibung, wie das ganze aufgebaut ist: Der Aufbau entspricht in etwa dem von Bormann fuer die kleine Drehorgel, die er am Ende seines Buchs Heimorgelbau beschreibt, allerdings ist alles groesser, weil ich mehr Windverbrauch habe:

    Es gibt zwei Keilbaelge, die sich eine (fest montierte) Platte in der Mitte teilen. Der obere Balg fungiert als Magazinbalg (mit Gewichten beschwert) und hat einen doppelt so hohen Aufgang wie der untere Balg, der den Wind liefert. Die "Seiten" der Baelge bestehen nicht aus Leder o.ae., sondern aus "massivem Karton" mit Scharnieren aus Panzertape (die Berechnung der Geometrie war uebrigens zeitraubend). Der obere Balg hat zwei Falten, der untere eine (so bleibt die Geometrie prinzipiell gleich).

    Oben auf dem Magazinbalg ist ein Abblasventil, das langsam geoeffnet wird, wenn der Balg fast voll ist (das sorgt uebrigens momentan noch nicht fuer Undichtigkeiten).

    Das Problem sind die Rueckschlagventile. Eins ist zwischen den Baelgen und eins ganz unten.

    Zuerst habe ich entgegen Bormanns Empfehlung "klappende" Ventile (beledert) eingebaut. Das hat nicht geklappt. Jetzt habe ich belederte Schlitze, die von Leder bedeckt werden, das laengst seitlich angeklebt ist und das durch kleine Lederstuecke daran gehindert wird, weiter als ca. 3 mm "aufzugehen". Das funktioniert besser, aber eben nicht perfekt - der Magazinbalg fuellt sich nur langsam und auch nur, wenn ich ca. 5x so schnell pumpe wie geplant. Ich muss auch zugeben, dass ich kein echtes Leder benutze, sondern Fenstertuecher aus irgendeinem Kunststoff, das allerdings dicht ist und ganz nette Eigenschaften hat, wenn man es mit Kleber bestreicht.

    Hat eventuell jemand Tipps fuer mich? Ein Problem ist auch, dass jede Veraenderung das Aufschneiden beider Baelge bedingt.



    Viele Gruesse,

    Peter

  • So, ich hab mir mal eine Liste zusammengestellt, was noch gemacht werden muss:



    1. Balg abdichten

    2. Verankerungen Balg und Klaviatur

    3. untere Verkleidung der Windlade / Dichtungen

    4. Testen / Zusammensetzen / Kleinigkeiten

    5. Traktur mit Graphit schmieren und einregeln

    6. Gehaeuseverkleidungen

    7. Rest lackieren

    8. Intonation

    (9. Vorrichtung, mit der der Balg mit den Fuessen bedient werden kann)

    (10. Transportkiste)



    Ist also nicht mehr viel...

  • Nicht doch! Rückschläge sind da, um in daran zu wachsen!

    Da ist sicher noch was zu machen!

    (Vielleicht möchtest Du Dir ja helfen lassen....)



    Grüße



    Josef

  • Hallo Peter, ich sehe es wie Josef, du machst ein einmaliges Experiment, was absolut veröffentlichungswürdig ist, geht oder geht nicht am Schluss. Und falls es doch am Schluss nicht funktionniert, am besten behältst du die Örgelchen für denen, die es verbessern möchten.

    Denn damit schaffst die Orgel dessen Bau am wenigsten Werkzeuge benötigt, und ausser ein Weltrekord, auch sicherlich viel Inspiration für Anderen.

  • Da ich gerade warten muss, bis das Silikon mit dem ich den Balg abgedichtet hab ausgetrocknet ist hab ich mal testweise eine Probepfeife Gedackt 8', Ton C aus 300g-Fotokarton gebaut:





    Probepfeife Gedackt 8', Ton C by unixfan0001, on Flickr



    Die Mensuren sind die von Bormann fuer das Positiv, umgerechnet auf die zylindrische Pfeife. Momentan ist die Pfeife nicht lackiert, das werde ich aber noch nachholen.



    Entgegen meiner Erwartung funktioniert die Pfeife, ist allerdings sehr leise -- vielleicht wird sie durch die Lackierung lauter. Man kann sogar sehen, wie das Oberlabium schwingt, was natuerlich zeigt, dass die Energiebilanz ziemlich mies ist.



    Viele Gruesse,

    Peter