Verhalten von Bälgen?

  • Hallo Hans-Jürgen,



    leider lese ich Dein posting vom 18.1. erst jetzt, muß mich entschuldigen! Beruflich bin ich zur Zeit sehr belastet. Danke für das Paket! Dieses habe ich heute abholen können. Dazu habe ich eine wichtige Frage geschrieben per Email!



    Viele Grüße,

    Eberhard

  • Soweit ich mich erinnere, hat der Orgelbauer Gerhard Schmid (Kaufbeuren) bei manchen Kirchenorgeln bis 12 Register einen Schwimmerbalg ganz weggelassen, lediglich Ladenbälge gebaut mit einem Aufgang von 2-4 cm. Kein Rollventil, nur eine nicht-linear schnell aufgehende Klappe mit einem Durchmesser von ca. 7 cm an einem Hebelarm, dieser innen verbunden mit der Ladenbalgplatte. Die Ladenbälge hatten die Größe von ca. 40 x 90 cm.

  • Diese Beschränkung scheint damals durchaus verbreitet gewesen zu sein: Guido Nenninger hat das bei Orgeln solcher Größe wohl auch regelmäßig so gemacht, die Pedallade musste dann komplett ohne Balg auskommen, das Gebläse wurde einfach irgendwo hingestellt und als Windkanal wurde ein Rohr aus Pappe verwendet. Da machen sich manche Hobby-Orgelbauer deutlich mehr Mühe...

  • Hallo Reinhold S.



    Du schreibst von einer nicht linear aufgehenden Drosselklappe. Genau diese möchte ich in meiner

    Truhenorgel in den Keilbalg neben dem Gebläse einbauen.

    Wie sieht der Hebelarm aus? Vielleicht hast Du eine

    Zeichnung.

    (Mein Fax ist 02625/819015)



    Viele Grüße

    Hans Wagner

  • Ich weiß es nur noch aus optischer Erinnerung: Der Hebel war zweigeteilt. Die Winkel- und Übersetzungsverhältnisse waren so, daß die Drosselklappe in den ersten 10% Weg langsam aufging, in den restlichen 90% Weg schnell. Wenn keine Taste gedrückt wurde, also nur ca. 2 - 3 % der Luft durch die nie ganz dichten Ventilleder strömten, war die Klappe zum Windkasten zu 97% geschlossen. Drückte man nun 1 - 3 Tasten, ging die Balgplatte innerhalb 1/10 Sekunde um 3 - 4 mm zu, dabei die Drosselklappe gleichzeitig auf 5 - 7 % auf, und pendelte sich dann innerhalb einer weiteren Zehntelsekunde auf 3 - 5 % ein. Drückte man mit beiden Unterarmen auf die Tastatur, ging die Balgplatte innerhalb 2/10 Sekunden um 2 cm zu, die Drosselklappe gleichzeitig 100 % auf, und pendelte sich innerhalb 2/10 Sekunden bei 90 % Öffnung ein. Also ein schwingendes System mit Rückkopplung und Dämpfung. Eine theoretische Berechnung ist wohl zu umfangreich und mit dem Gymnasialwissen in Physik und Differentialrechnung nicht zu schaffen, Gerhard Schmid konnte sich damit nicht beschäftigen, er veränderte durch Ausprobieren die Hebelübersetzungen und eventuell die Drosselklappengröße, hatte zuvor die Luftkanäle genügend groß (30% Reserve) dimensioniert und veränderte den Federdruck auf die Balgplatten. Wegen des kurzen Arbeitsweges der Balgplatten verlief der Federdruck praktisch linear. Während eines normalen 2-händigen Spiels + Pedal bewegten sich die Balgplatten nur im Bereich von 1 - 2 cm. Wie sich ein Tremulant bei dieser Regelung verhielt, wäre ein weiteres interessantes Thema.



    Zeichnung habe ich leider keine.



    Ich habe schon mal in einem anderen Forum bemängelt, daß es seit Jahrzehnten kein technisch aktuelles "Lehrbuch des Orgelbaus" (mehr) gibt. Anscheinend ist die Käuferschicht (OB-Azubis, angehende OB-Meister, technisch interessierte Heimorgelbauer und Organisten) zu gering, um eine kostendeckende Auflage (2.500 Stück, 600 Seiten, 2-sprachig, Bilder, Skizzen, Tabellen) zu 150 €/Buch verkaufen zu können.