Rückpositiv

  • Es läßt mir einfach keine Ruhe, der Gedanke an ein Rückpositiv; meine Gedanken kreisen darum wie der Falke um den alten Turm, um mit Nietzsche zu sprechen...

    Freilich wäre ein gewöhnliches "Oberwerk" wohl einfacher zu gestalten, indes müßte es wegen der hausorgeltypischen Raumhöhenbeschränkung auf annähernd gleicher Höhe mit dem Hauptwerk gesetzt werden, welches dadurch zwangsläufig auseinandergerissen würde in verhältnismäßig weit auseinanderliegenden C- und Cis-Laden.

    Oder sollte ich es doch lieber mit einer seitenspieligen Orgel versuchen; nun je, die Anordnung der Werke wird dadurch wohl nicht einfacher, im Gegenteil...

    Wie machen das die Profi-Orgelbauer mit der Traktur zum Rückpositiv, wohl irgendwie durch die Pedaltraktur hindurch, doch wie soll das geschehen, da die im Tastenabstand nach unten verlaufenden Abstrakte sich kreuzend im Wege stehen, oder wird das wirklich so genau ausgelegt, daß die Tastenabstrakten zwischen den Pedalabstraken ganz knapp hindurch nach unten schlüpfen?

    Im Netz fand ich lediglich eine schematische Zeichnung: http://www.orgellexikon.gally.…iken/orgelquerschnitt.jpg



    Der Gedanke, das Hauptwerk dann im zweiten Manual zu spielen, gefällt mir gar nicht, auch wenn das bei den rückpositivbesitzenden Kirchenorgeln so üblich ist; könnte man die Rück-Abstrankten nicht auch nach oben führen und dann über die Decke entlang; der Aufstellungsort des Positivs wäre hier ohnehin an der gegenüberliegenden Wand, so daß man die Abstrakte auch gut hinter aufklappbaren Rigips-Platten verstecken könnte...



    Gibt es hier Orgelbauer, welche Rückpositive mit mechanischer Traktur in Wohnräume verwirklicht haben?



    Es grüßt Euch

    Wolfgang, leicht entrückt!

  • Hallo,



    wenn es Dir tatsächlich ein Anliegen ist das Rückpositiv im 2. Manual zu spielen, könntest Du dies auch bewerkstelligen, in dem Du AbzugsDRÄHTE vom 2. Manual durch die Tasten des ersten Manuales durchlaufen lässt. Ab dem 1. Winkelbalken kannst Du dann wieder Holzabstrakten verwenden. Die Tasten des M I erhalten dann an geeigneter Stelle eine kleine Langlochfräsung (mit einer ovalen Kaschmir-Auflage garniert damit's nicht klappert). Bei mehrmanualigen Aufbauten mit vielen Koppeldrähten macht man das ja auch so. Der große Nachteil ist natürlich, daß Du zum Ausbau von Tasten im 1. Manual - falls mal nötig - die komplette Traktur an der Stelle aushängen musst. Umgekehrt könntest Du natürlich auch die Traktur des HW nach oben durch die RP Tasten laufen lassen. Genaue Planung/Zeichnung ist hier ein Muß! Machbar ist das aber auf jeden Fall.



    Grüße Stefan

  • Meine Frage ist: warum ein Rückpositiv?



    Ist es mehr ein architektonischer Aspekt?

    Ist die Akustik des Aufstellungsraumes dafür prädestiniert?



    Der bautechnische Mehraufwand ist nicht zu unterschätzen, auch die Wartung der Traktur.

    Hinzu kommen evtl. Höhenunterschiede der 2-3 Laden, die in einem Wohnraum temperaturbedingt schnell zu Verstimmungen führen.



    Gibt es schon eine Disposition des gesamten Werkes?

  • In der Tat ist es die Bedheimer Schwalbennestorgel, welche mich zu der verwegenen Idee angestachelt hat, neben dem Hauptwerk ein abgesetztes Werk vorzusehen, ob wir es nun als Rückpositiv bezeichen, oder als Echowerk, gar als Fernwerk!

    Vielen Dank, lieber Ulf, für den Hinweis auf den Film, den kannte ich noch nicht. Vor einigen Jahren traf sich dort ja der "Arbeitskreis"; war jemand von Euch dabei?

    Eine genaue Disposition habe ich noch nicht, vielmehr sind es nur grobe Vorüberlegungen, auch werde ich das mit dem Rückpositiv erst ganz zum Schluß verwirklichen, sofern ich das überhaupt noch erleben werde, immerhin gilt es frühzeitig die Möglichkeit dafür offen zu halten.

    Das beinhaltet, mir Gedanken zu machen über die Trakturführung, ja das nach unten Durchfädeln hat schon was, wahrscheinlich bräuchte ich gar keine Längslöcher in die Tasten des ersten Manuals bohren, denn die von mir zur Anwendung beabsichtigten Tasten unseres alten Klaviers sind so kurz, daß die Abstrakten dahinter vorbei kämen. Auf diese Weise könnte ich dann das Notenpult recht weit zum Gehäuse hin positionieren mit dem Vorteil, zum Spielen keine Lesebrille aufsetzen zu müssen.

    Wegen Verstimmungsproblemen aufgrund von Temperaturunterschieden fürchte ich eigentlich nichts, schlechter als in den Kirchenräumen wird es wohl nicht sein, beide "Werke" werden an Innenwänden stehen, etwa auf gleicher Höhe in der oberen Raumhälfte, mit gleichen Abständen zu den Fenstern und damit auch zu den Heizkörpern.



    Architektonische Gründe, ausreichende Akustik des Raumes, ja, das sind beides Gründe, die mich so sehr reizen, den weiten Raum des Dachbodens zum kleinen Konzertsaal auszubauen; ich glaube mich zu erinnern an die Hausorgel-Superlative des Hajo Stenger, welcher sein Meisterwerk ebenfalls geteilt hat, in Ost- und Westhälfte in dem Dachbodenraum, das soll mir ein Ansporn sein.

    Aber auch Euer Mitdenken beflügelt mich zu dem Vorhaben, dessen Ende nicht unbedingt voraussehbar ist, doch der Weg dahin ist für mich lauter Freude, ja die Vorplanung bereits, sie wird mich antreiben, sobald es irgend wie wieder zeitlich für mich möglich sein wird, meinen "Konzertsaal" entsprechend herzurichten, um schließlich mit dem eigentlichen Orgelbau beginnen zu können, es sei mir:

    Mit freundlichen Grüßen an alle hier lesenden und schreibenden zum Sonntag Esto mihi,

    Wolfgang.