Seitenspielige Hausorgel?

  • Liebe Orgelbaufreunde,

    es ist schon eine Weile her, daß sich unser Johannes Gedanken machte über den Bau einer seitenspieligen Orgel in dem Raum unterhalb einer Stiegenschräge.

    Angeregt duch die Orgel der hiesigen Erlangen-Neustädter Friedhofskapelle, welche eine Orgel mit seitlich angebrachten Manual besitzt, möchte ich Euch fragen, ob Ihr von Hausorgeln gehört habt, gar eigene Erfahrungen gesammelt habt mit seitenspieligen Anlagen; immerhin lockt der Gedanke, Platz in der Tiefe zu sparen, freilich auf Kosten der Länge.

    Es scheint uns günstiger, lieber eine komplette Wandlänge voll der Orgel zu haben, als kaum in das Zimmer treten zu können, ohne über die Orgelbank zu stolpern; auch könnte man einen glanzvollen Prospekt gestalten ohne die optisch störende Unterbrechung durch den Spiel-"Schrank".

    Problematisch erscheint mir die Traktur; weniger die waagrecht verlaufenden Wellen, vielmehr die Notwendigkeit, anstelle spreizender Hebel waagrecht verlaufende Abstrakte von den Tasten weg zu führen, der Gedanke an das Gefummel mit den Winkeln im engen Tastenabstand bereitet mir dann doch etwas Unwohlsein.



    Schließlich bleibt noch die verminderte akustische Wahrnehmung des Spielers; sollten die Pfeifen lieber chromatisch aufgestellt werden, also ohne c und cis-Seite, und wenn ja, soll die Klaviatur dann bei der Diskantseite angebracht werden oder an der Baßseite?



    Viele Fragen, bei uns hier noch alles spekulativ, aber immerhin, die reifliche Vorüberlegung ist der eigentliche Grundstein eines jeden Vorhabens...



    Liebe Grüße,

    Wolfgang, aus der Mitte entrückt.

  • Ich gehe mal von 1-Manualigkeit aus.

    Dann hat ein Positiv/kleine Hausorgel mit 4 1/2 Register ein Aussenmaß von ca. 1 m Breite und 60 cm Tiefe (ohne Tastatur).

    Bei 8 Register (ohne einen evt. Subbass 16') ein Maß von 1,20 m Breite x 1 m Tiefe. Bei noch mehr Tiefe erreicht man die Pfeifen nur mehr schwer zum stimmen.



    Bei Seitenspieligkeit habe ich auf der Tastaturseite mindestens 85 cm Breite. Schmäler geht es nicht.

    Das andere Seitenmaß dann je nach Registeranzahl 1 - maximal 2 m. Längere Kanzellen als 1,50 m sind nicht empfehlenswert. Im verbleibenden Raum bis 2 m könnte man Gedackt 8' C-H (mit Kondukten) unterbringen.



    Der Vorteil bei Seitenspieligkeit ist eine variable Kanzellenbreite (im Bass breiter)und größerer möglicher -Länge, bei Traktur mit Spreiz-Wippen und eine (mögliche) einfache Registratur durch direkte Schleifenbetätigung über dem Notenpult. Eine Traktur mit Wellen und Winkel und Registergestänge sind um einiges aufwändiger, etwas lauter, und haben mehr potentielles mechanisches Spiel und Reibungsstellen.



    Am einfachsten ist eine chromatische Aufstellung, dann überkreuzt sich nichts. Die bessere akustische Wahrnehmung wird sein, wenn der Diskant auf der Klaviaturseite ist. Auch hier ist wieder der Zugang zum stimmen zu berücksichtigen. Einen völlig frei gestaltbaren Prospekt müsste man dann mit Kondukten versorgen. Es sei denn, alles steht in einem Schweller.

  • Lieber Wolfgang, schau mal hier http://remy.mahler.free.fr/indexalt.html



    Da gibs: Berlin, Hoffen, Saint Laurent. Ich habe länger ein leider nicht fertiggestellte Orgel, und fands perfekt für längeres Üben. Denn der Klang kommt durchs Raum. Mir einer Tür auf der Seite gegenüber dem Prospekt kannst du die Balanz rechts/links genau einstellen.



    Francois

  • Hallo Wolfgang,



    eine seitenspielige Anlage wie Du sie beschreibst mit der Windlade und den Schleifen parallel zum Prospekt hat seinen Reiz. Die Mechanik hat allerdings durch die Umlenkwinkel und Wellen relativ viel Reibungspunkte. Ein historisches Beispiel steht in Hatzfeld/Eder, Emmaus-Kapelle (ehemals St. Cyriax), Johann Christian Rind 1706.



    Es gibt einen Ausweg weniger Umlenkungen zu vorzusehen indem die Orgel statt seitenspielig seitenprospektig gemacht wird. Die Windlade bleibt parallel zur Klaviatur und nur einige Pfeifen bilden den Prospekt an einer der Schmalseiten. In diese Richtung gehen die von troll genannten Orgeln von Remy Mahler. Ein weiteres Beispiel für seitenprospektige Orgeln ist: Neumarkt /St. Veit http://www.muenchnerorgelbau.de/neu.html



    Gruß Thomas Reinhardt

  • Guten Abend!



    Ich kenne ja das Problem mit dem Platz sehr gut, und die Motivation lieber Seitenspielig zu bauen zu Gusten von Platz und Prospekt scheint mir zweckmäßig.



    Ich kenne zur Genüge seitenspielige Werke, darunter auch sehr schöne kompakte Instrumente.



    Hier ein Werk Wilhelm Baers:







    Ich glaube man sieht wie kompakt das an sich ist.

    Zudem kann ich sagen das an der Wandseite der Orgel noch genug Platz war um zum Stimmenn hinein zu kommen. Die Disposition dieser orgel ist:

    Principal 8´

    Gedact 8´

    Octave 4´

    Gedact 4´

    Octave 2´

    Mixtur 2fach 1 1/3´



    Ich finde deine Idee gut, ich glaube das mit der Akustik pass in einem Wohnraum auch. Ich würde dir auch empfehlen den Discant am Spieltisch zu positunieren, ich kenn das bei manchen Orgeln, dass der Baß genau vor einem steht und die Melodie nicht mehr höhrt.



    Grüße

    Link

  • Jaoh, wie auch Thomas schrieb, das muss schon klar sein, ob man seitenspielig oder seitenpropspektig bauen will. Seitenprospektig: grösste Entwurffreiheit und zugänglichkeit, breitere Kanzellen in Bass, den Rest in Tastaturteilung, einfach das Prospekt an der Seite schieben...