Bau einer Taschenlade

  • Liebe Freunde,



    ich möchte mich nun mit der Taschenlade beschäftigen. Ich habe gesehen, dass Laukhuff und Walcker unterschiedliche Taschen benutzen. Bei Walcker befindet sich innen zusätzlich noch ein Bleigewicht, das mit einer Holzschraube gehalten wird. Ich nehme an, über dem Leder (kann man nicht genau sehen) ist eine Holzscheibe und darauf ist Filz und Ventilleder geklebt.

    Bei Laukhuff ist alles simpler und es wird auf das Bleigewicht verzichtet.

    Unter http://www.gewalcker.de/gewalcker.de/taschenlade.htm

    ist eine Tabelle, wo man die verschiedenen Masse entnehmen kann. Ich nehme an, dass man ab III beginnt, wenn man höchstens eine 8' Pfeife mit Wind versorgen möchte.



    Was versteht man unter "Spaltleder" ??

    Ich habe schon mal Leder in einem Regensburger Geschäft gekauft und Nappa-Leder genommen, da es sehr elastisch war. Es kommt wahrscheinlich auf die Dicke des Materials drauf an. Bei Walcker steht noch, dass man die Taschen mit Vaseline einstreichen soll.



    Ich nehme weiterhin an, dass man die Feder erst nachträglich durch das Loch im Boden der Tasche einsetzt und es dann mit einer Pappscheibe verschliesst.



    Man sieht nicht, welchen Durchmesser das Loch hat, durch das die Luft der Tasche entweichen kann.



    Ich möchte liegende Taschen bauen, ist das so ungewöhnlich? Man sieht nur stehende Taschen.



    Fragen über Fragen :=)



    Liebe Grüße,



    Stefan

  • Hallo,



    wenn ich Ihren Link anschaue so sehe ich mehrere Abbildungen. Die „Taschenladentabelle“ die dort zu sehen ist mit den Spalten III – IX ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einer größeren Tabelle. Es ist im Internet auch eine Abbildung der vollständigen Tabelle zu finden, die genaue Quelle weiß ich allerdings nicht mehr. Ich habe mir allerdings Notizen gemacht.

    Der „Schlüssel“ zu dieser Tabelle ist folgender:

    Spalte (von links nach rechts)

    III Subbässe und Enge 16´ offen – IV Engste 16´ - V Weite 8´ - VI mittlere 8´ - VII enge 8´ und weite 4´- VIII Enge 4´ und 2´ - IX 1 1/3´ und 1´

    Die Bleistiftnotiz 75 – 58 -46 … gibt anscheinend die Teilung zwischen zwei benachbarten Taschen an. Mit „Bohrung“ wird die Öffnung gemeint sein welche von der Ventiltasche verschlossen wird.



    Weitere Informationen:



    (Von Oben nach Unten) III - IV - V – VI – VII – VIII – IX - X

    Dammdicke (mm) 40 – 35 - 35 - 30 - 30 – 25 – 25 -22

    Stockdicke + Furnier (mm) 40+15 - 35+12 - 35+12 – 40 – 35 – 30 – 25 - 25

    Länge Bohrung (mm) 42/27 - 36/17 - 22/44 - 17/37 - 17/26 - 13/20 – 13 - 11

    Inhalt Relais (mm) 90 – 66 – 45 – 33 – 25 – 20 – 15 – 13

    Kanzellenbreite 80 – 80 – 70 – 70 – 60 – 55 - 55

    Registerventilloch(Manual)110/80 - 110/80 - 110/70 - 110/70 - 110/60 - 110/50 -110/50

    Dazu waren auch Informationen zum Vorrelais zu finden.

    Inhalt Relais (mm) 380 – 283 – 226 – 176 – 132 - 78

    Bohrung (mm) 22 – 19 – 17 – 15 - 13 - 10

    Balggröße 70/45 - 70/38 - 70/28 - 70/22 - 70/18,5 - 60/17

    Ventilscheibe 28 – 26 - 23 - 21 – 18 - 16

    Frästiefe 9 – 9 – 8 - 7,5 - 7,5 - 7,5

    Langloch 29x13 - 26x13 - 26x13 - 26x13



    Ich hoffe mir sind bei den Angaben aus meinen Notizen keine Fehler unterlaufen.



    Nehmen Sie nun unter Ihrem Link das Bild mit der Zeichnung auf der das Vorrelais abgebildet ist. Überschrieben mit „ normale Ausführung“ darunter“ Relaiskanzelle“.

    Die „Frästiefe“ dürfte sich auf die Höhe des rechten Bereiches wo die Ventilscheibe aufliegt beziehen. Das „Langloch“ dürfte die Maße von dem Kanal angeben welcher mit dem Höhenmaß 13 bezeichnet ist.



    Leder: z.B. http://www.lederfachhandel.de/produkte/orgelbau

    http://www.lederzentrum.de/wiki/index.php/Spaltleder



    Das Spaltleder gibt es in unterschiedlichen Stärken. Für die Bälgchen meiner Versuchskegellade habe ich mir von Lederfachhandel Herzog ein Fell Havanna IA Spaltleder extra dünn schicken lassen. Das Fell hat ca. 4-5 Quadratfuß Fläche und hat mich mit Versand ca. 40 - 45€ gekostet. Zur Verarbeitung bin ich allerdings noch nicht gekommen, daher kann ich dazu nichts weiter sagen. Die Stärke liegt bei ca. 0,3 mm. Das entspricht in etwa den Vorlagen die ich schon gesehen habe.



    Steinmeyer hat soweit mir bekannt auch liegende Taschen gebaut. Aber auch auf Bildern von andereren Orgeln habe ich unterschiedliche Ausformungen von liegenden Taschen und deren Derivaten gesehen. Ob nun Anzahlmäßig stehende oder liegende Taschen überwiegen kann ich nicht beurteilen.



    Aus dem Hause Walcker habe ich leider bis heute nur zwei Orgeln mit Taschenladen (und elektropneumatscher Traktur) besichtigen können. Diese habe ich klanglich und technisch überzeugend empfunden. Würde ich Taschenladen bauen wollen, so würde ich mich bezüglich der Taschenabmessungen und der Vorrelais bei den ersten Versuchen genauestens an die Vorgaben halten, da diese erprobt sind.



    Mit freundlichen Grüßen

    Daniel

  • Guten Morgen!



    Ich habe schon öfters stehende Taschenlanden mit Taschen von Laukhuff und Reisner-Magneten gebaut. Wenn man sich wie Daniel schreibt genau an die erprobten Vorgaben hält und im Steuerwind etc. alles dicht ist, läuft das prima und v.a. sehr reaktionsschnell. Auch ist die An- und Absprache eine ganz andere, sehr weiche – bei entsprechender Intonation versteht sich.

    Von liegenden Taschen im Eigenbau möchte ich aber eher abraten. Da muss man z.B. die Kartonröhrchen schon extrem präzise fertigen, damit es später keine Probleme gibt. Auch bes. auf eine sehr hohe Qualität des Holzes von Kanzellen etc. achten – wenn hier die Jahresringe falsch liegen und die ganze Geschichte in die falschen Richtungen arbeitet: gute Nacht !



    Bei 16' und 32' - Pfeifen hat Steinmeyer übrigens häufig 2 oder gar 3 Taschen pro Pfeife verwendet. Er hat meist liegende, aber je nach Platz auch stehende Taschen gebaut. Gib mal bei google "Steinmeyer Elsemann Berlin Orgel" ein. Dort hat der Kirchenmusiker selbst Steinmeyertaschenladen erweitert.



    Grüße

    P.

  • Hallo,



    Auch die Taschenladentabelle von Walcker sowie seine Kegelladentabelle scheinen für die tiefen Töne teilweise 2 oder 3 Taschen oder Kegel vorzusehen.



    Mit freundlichen Grüßen

    Daniel

  • Hallo Ihr beiden,



    herzlichen Dank für die Einschätzung. Ich habe inzwischen gelesen (in einem Buch über F.B. Maerz), dass sich die liegenden Taschen nur bewähren, wenn man sie von unten zugänglich macht und das ist bei mir sowieso nicht möglich, denn sonst könnte ich nur 2`-Pfeifen auf die Lade stellen :=)

    Ich mache sowieso erst mal eine Probelade. Wie sieht es aus, wenn man eine Tischlerplatte verwenden würde? Wahrscheinlich ist der Mehraufwand durch gutes Nadelholz nicht zu ersetzen.



    Ich nehme an, dass man zuerst für jedes Register ein Ladenteil anfertigt, denn man hat ja wohl keinen ewig langen Holzbohrer, um für die Betätigung der Membranen ein Loch durch die ganze Lade zu bohren...



    Kann mir jemand sagen, was ich für Federn nehmen soll? Ich habe bei Laukhuff keine gefunden, die wohl für Taschen bestimmt sind. Es gibt so eine (#1 806 18), die 45mm lang, einen Dm von 12mm hat und etwa 0,8mm stark ist. Das dürfte wohl genügen, oder?

    Komischerweise ist diese aus Stahl und bei den fertigen Taschen werden welche aus Bronze verwendet.



    Liebe Grüße,



    Stefan

  • Wie sieht es aus, wenn man eine Tischlerplatte verwenden würde? Wahrscheinlich ist der Mehraufwand durch gutes Nadelholz nicht zu ersetzen.



    ---> genau, ich würde nur bestes Nadelholz nehmen, insbes. für die Steuerkanäle darf keinerlei "Lufteinschluss" oder Äste im Holz sein, sonst



    Multiplex, bzw. jedes Schichtholz ist nicht zu empfehlen, höchstens für eine billige Versuchslade.





    Ich nehme an, dass man zuerst für jedes Register ein Ladenteil anfertigt, denn man hat ja wohl keinen ewig langen Holzbohrer, um für die Betätigung der Membranen ein Loch durch die ganze Lade zu bohren...





    --> Also folgendes: als erstes macht man einen Rahmen für die ganze Lade, in den man dann die fertig gebohrten Kanzellenwände am besten einnutet, das ergibt dann so eine Art Skelett. Danach den Unterboden mit den Steuerungskanälen bauen, Stöcke und Verführungen zuletzt. Anstatt die Kanzellen zuzupapieren habe ich oben alles gut beledert. Das hat den Vorteil, dass man bei Fehlern nicht alles aufschneiden muss. (Hatte bislang noch keine...)



    Ja, je nach dem braucht man einen sehr genauen und langen Bohrer. Oftmals wurden auch einzelne Kanzellen getrennt gebaut, da muss man aber höllisch aufpassen, denn wenn dort etwas undicht wird, bzw. eintrocknet, hat man sofort meist irreparable Hänger.





    Kann mir jemand sagen, was ich für Federn nehmen soll? Ich habe bei Laukhuff keine gefunden, die wohl für Taschen bestimmt sind. Es gibt so eine (#1 806 18), die 45mm lang, einen Dm von 12mm hat und etwa 0,8mm stark ist. Das dürfte wohl genügen, oder?

    Komischerweise ist diese aus Stahl und bei den fertigen Taschen werden welche aus Bronze verwendet.



    -> Am besten einfach bei Laukhuff anrufen, dort wird i.d.R. gerne geholfen.




  • Deshalb finde ich dieses VMTs ganz gut. Viel einfacher zu bauen, flexibel bis zum geht nicht mehr (keine Windlade). Relai nötig nur ab 3-4 Register pro Werk, sonst Schleifenregister genügen. Das einzigste wo es ein bisschen tricky wird, ist erstens den Kapillar (4-5 innen) und bei Montage: ein bisschen Luft mit dem Mund reingeben während man das Gegenteil verschraubt.

  • Hallo,



    Laukhuff hat mir jüngst geantwortet und mitgeteilt, dass die Federn für die Taschen nicht im Katalog stünden. Somit hat sich dieses Problem gelöst.



    Es gibt 3 verschiedene Stärken

    0,3 mm stark Nr. 9 000 63 22,30 Euro/100 Stk.

    0,35 mm stark Nr. 9 000 64 22,30 Euro/100 Stk.

    0,4 mm stark Nr. 9 000 65 22,30 Euro/100 Stk.



    Klebt man nach Einsetzen der Feder in die Tasche hinten dann mit Uhu-Hart eine Pappscheibe auf, oder wie macht man das, damit die Feder nicht wieder hinten rauskommt?



    Grüße,



    Stefan

  • Hallo!

    Pappscheibe oder Scheibe aus Blaupapier ist richtig, aber keinesfalls mit Uhu-Hart oder so, denn das funktioniert nicht wirklich richtig und geht auch nicht gut ab, wenn die Tasche dann doch nicht wie gewünscht laufen sollte. Am allerbesten ist einfach Warmleim, denn er bindet sehr schnell ab, lässt sich aber auch wieder gut entfernen. Hast Du keinen Leimkocher, nimm einfach einen Babyflaschenwärmer mit Temperaturregler. Das tut auch.



    Grüße

  • Liebe Freunde,



    nachdem ich beim Recherchieren wieder etwas weitergekommen bin, würde ich gerne wissen, ob ich beim Bau der Holzklötzchen für die Taschen irgendwas beachten muss.

    Wahrscheinlich empfiehlt es sich Hölzer mit engen Jahresringen zu nehmen. Ich komme ja nur sehr schwer an geeignetes Holz und muss wohl 2 22mm-Platten aus dem Baumarkt zusammenkleben und dann hinterher auf die gewünschte Dicke abhobeln. Das wär dann Leimholz Fichte.

    Was meint Ihr dazu?



    Liebe Grüße,



    Stefan

  • Hallo,



    nun habe ich meine 2. Klaviatur mit Kontakten und Kabeln versehen (Bilder folgen) und beim ersten Anpassen in den bestehenden Spieltisch (ein paar Bretter) festgestellt, dass dieser zu klein ist. Nun muss ich auch hier noch was neues anfertigen. Es hört nie auf :=)

    Glücklicherweise ist von meiner Grossmutter noch ein alter Wohnzimmerschrank vorhanden mit Echtholzfurnier und diesen werde ich nun zum Spieltisch umfunktionieren. Haltet mir die Daumen, damit alles so klappt, wie ich es mir vorstelle.



    Die Schläuche zum 1. Relais muss ich nun verlängern und habe gerade bei http://www.esska.de sehr günstig PVC-Schlauch bestellt.



    Liebe Grüße,



    Stefan

  • Hallo und ein gutes neues Jahr erst einmal !!!



    anbei sind einige Bilder von meinem neuen Spieltisch, der aus den Teilen des Wohnzimmerschrankes meiner Oma, Gott hab sie selig, gebaut wurde.







    Das 2. Manual ist rein elektrisch und die Tastenkontakte habe ich mit 25polige Sub-D-Verbindungen trennbar gemacht (man weiss ja nie).







    Hier habe ich die Betätigung der Kontakte (aus alten Fernmelderelaise) mittels eingeklebten Kegelscheren realisiert.



    Das 1. Manual bekommt noch Kontakte für die Manualkoppel I-II, sowie durchsichtige PVC-Schläuche mit grösseren Durchmessern, als die alten.







    Hier habe ich schon 4 Schläuche an das 1. Relais angeschlossen. Die Reaktionszeit ist prima. Nun ist mir das Material ausgegangen...



    Liebe Grüße,



    Stefan

  • Das ist schon ein (anerkennungswerter!) gewaltiger Aufwand an Planung, Material und Fertigung.

    Um wievieles einfacher ist da eine rein elektrische Traktur/Registratur.

    Und um wievieles einfacher und störungs-un-anfälliger eine rein mechanische Traktur/Registratur.

    Aber Respekt vor der Idee des Baues der seit Jahrzehnten (mit guten Gründen) verpönten pneumatischen Traktur. Aber man lernt dabei ja auch so viel (im positiven wie im negativen).

    Ich wünsche weiterhin gutes Gelingen!

  • In der Tat eine bemerkenswerte Anlage, das glaube ich schon, daß Du da gut und gern 300 Meter Schlauch verarbeitet hast, lieber Stefan, und beim Anblick des Gewirres stehe ich schon ziemlich auf dem Schlauch, sollte ich die vielfältige Funktionsweise der Pneumatik auch nur annähernd verstehen zu versuchen; unabhängig davon finde ich die detailierten Aufnahmen sehr tröstlich, daß wir es uns als nicht erwerbsmäßig arbeitende Orgelbauer erlauben können, einfach Materialien zur Anwendung zu bringen, welche im professionellen Orgelbau nicht gern gesehen sind: Als ob der Wind durch Abwasser-Kunststoffrohre schlechter hindurchgelangte als durch Kanäle aus Holz oder Pappe!



    Auch im neuen Jahr viel Freude am Schaffen wünscht Euch

    Wolfgang, wie immer von der beruflichen Arbeit ziemlich geschlaucht...

  • meines Wissens wird Kunststoff-Schlauch verworfen weil die:

    - nicht so viele Jahre durchhalten wie bleierne

    - sich angeblich nicht biegen lassen.

    Dennoch, biegen lassen die sich sehr gut,

    und die 40-50j die wir in Hausorgeln erwarten werden die denken ich, schon halten...

  • Liebe Freunde,



    vielen Dank für die guten Zusprüche !!!

    Ich habe in erster Linie Abwasserrohre genommen, weil man da flexibler ist, wenn man irgendwann mal eine Lade umstellen möchte, oder man will vorher alles testen. Schliesslich musste ich erst ausprobieren, wie die Laden und die Relaise am besten mit Wind versorgt werden können und da eignen sich HT-Rohre sehr gut :=)



    Grüße,



    Stefan


  • So mein Lieber .



    Wie schaut es aus? Was gibt es Neues von Deiner Pneumatik? Bin sehr gespannt, da ich mir in Kürze selbst eine alte pneumatische Orgel für zu Hause umbauen möchte (am liebsten aber elektrifizieren, statt die ganze Pneumatik durchs Haus zu legen...)