Winddruck Gebläse

  • Hallo,



    kürzlich habe ich mir eine Windwaage gebaut, da ich immer noch das Problem habe, dass der Winddruck in meinen pneumatischen Relais sehr gering ist im Gegensatz zum Winddruck im Kanal vom Gebläse zu den Kegelladen.

    Ich habe zuerst die Relaise gemessen und der jeweilige Druck, der sich auf die Membranen auswirkt beträgt 60mm Ws. Im Windkanal habe ich aber nur etwas mehr als 70mm Ws. Ich habe schon das Rollventil ausgehängt und den Schwimmer mit mehr oder weniger Steinen belegt, aber es tut sich nichts.

    Auf dem Typenschild des Gebläses steht komischerweise 120mm Ws. Wie ist das zu verstehen?



    Grüße,



    Stefan

  • Hallo Stefan,



    ich denke mal, dass die 120mmWS auf dem Gebläse stimmen. Schau doch mal nach, ob



    - Das Gebläse richtig rum läuft, sonst 2 Phasen vertauschen

    - Das Gebläse zusammen mit deiner Windwaage 120mmWS gibt wenn noch nichts am Gebläse sonst Wind verbraucht

    - Die Windwaage auch wirklich die Differenz der beiden Wasserpegel misst

    - Das Gebläse evtl. nur bei 60 Hz 120 mm gibt, bei 50 Hz dürftens rechnerisch dann nur 100 sein

    - Der Drehstromumrichter (falls vorhanden) auch die gewünschten 50 Hz abgibt, zur Not den Motor testweise an 380V Drehstrom aus der Dose klemmen

    - Die Motorpinbelegung stimmt (Stern/Dreieck)

    - Auch wirklich alle 3 Phasen am Motor ankommen, evtl "würgt" sich der Motor nur durch 2 Phasen und läuft gerade mal so. Mit diesem Szenario hab ich letzte Woche nen Drehstrommotor der Drehbank gekillt :-)

    - Eine Motorwicklung abgebrannt ist (Widerstand aller 3 Motorwicklungen messen u. vergleichen)



    Das ist alles, was mir so einfällt, gibt sicherlich noch mehr Szenarien. Hoffe, dass ich helfen konnte.



    Gruß



    Jens

  • Hallo Jens,



    Du magst vermutlich Recht haben, dass mit meiner Windwaage was nicht stimmt. Ich habe auch noch einige undichte Stellen in manchen Laden, welche unweigerlich einen Druckabfall verursachen. Seltsamerweise war unten in der Werkstatt alles dicht und kaum eingebaut zischt es überall :=)

    Bevor ich hier was machen kann, muss ich erst mal ein Brett in die Orgel hängen damit man an die Stellen wieder dran kann. Ich habe zwar die Laden so angeordnet, dass man normalerweise mit einigen Verrenkungen etwas arbeiten kann, aber es gibt doch Stellen wo das nicht geht...



    Liebe Grüße,



    Stefan

  • himei:
    Hallo Jens,



    ...unten in der Werkstatt alles dicht und kaum eingebaut zischt es überall...



    Hallo Stefan, kann es sein, daß in Deiner Werkstatt eine höhere Luftfeuchte herrscht?



    Massivholz kann da schon mal empfindlich reagieren.



    Grüße



    Josef

  • "erst mal ein Brett in die Orgel hängen damit man an die Stellen wieder dran kann" (Stefan Himei)



    Wenn ich das richtig interpretiere, handelt es sich bei Deinem Instrument, lieber Stefan, wohl um eine größere Orgel, das finde ich sehr bemerktenswert, auch die pneumatische Traktur vermittelst Membrane!



    Wenn ich die Sache mit dem vermuteten Druckverlust überlege, daß selbst bei vollständig geöffnetem Rollventil immer noch solch ein wesentlicher Abfall von 120 mm WS am Gebläse bis hinab zu 70 oder 60 mm an den Membranen eintreten soll, so könnte es in der Tat an einem banalen Ablesefehler an der Windwaage liegen, daß, wie der Jens bereits geschrieben hat, lediglich der halbe Weg der sich verschiebenden Wasserlinie gemessen wurde und somit gar kein nennenswerter Windverlust vorläge. Es wäre auch vermunderlich, daß ein bißchen "Zischeln" gleich zu solchen starken Druckverlusten führen würde.



    Frohes Schaffen wünscht

    Wolfgang,

    wie immer schwer unter Zeit-Druck...

  • Hallo Wolfgang,



    es war tatsächlich ein Ablesefehler. Ich habe das Hauptrelais nochmal geöffnet und fand ein paar Kegelventile, die nicht richtig schlossen. Leider habe ich Einstellschrauben anstelle Holzmuttern mit Filz verwendet, da ich dachte, ich könnte den Hub des Kegels dadurch etwas einstellen. Was ich nicht dabei bedachte ist, dass die Plastikkappen konisch sind und damit eiert die Kappe ständig nach allen Seiten und da kann es schon mal vorkommen, dass das Kegelventil nicht richtig schliesst oder öffnet. Nun habe ich die Kappen mit ein wenig Silikon "fixiert" und sie heben die Kegel jetzt immer an der selben Stelle.

    Ein paar Zischer konnte ich auch noch beseitigen und alles in allem ist es zu vorher wesentlich besser geworden. Muss jeden Ton einzeln anspielen, damit die Bälgchen elastischer werden, denn ich musste aus Platzgründen runde bauen

    Mit meiner Registerschaltung bin ich auch noch nicht ganz glücklich. Zuerst habe ich einen Elektromagneten zum Öffnen des Ventildeckels benutzt, das ging nicht, dann wurde ein Balg gebaut, aber irgendwie habe ich noch nicht den richtigen Federdruck zum Schliessen der Öffnung gefunden. Da muss ich wohl noch etwas basteln :=)



    Herzlichen Dank für Eure Tipps.



    Grüße,



    Stefan

  • Hallo Stefan,



    finde es bewundernswert, dass du in der heutigen (wieder mechanisch orientierten) Zeit Pneumatik verbaust... Wie kamst du eigentlich auf die Idee? Und wäre eine mech. Schleiflade nicht vllt einfacher gewesen für dein Projekt? Entschuldige wenn ich so frage, bin einfach neugierig :-)



    Gruß



    Jens

  • Hallo alle zusammen,ich finde es anversicht gut,das sich stefan sich noch mit der Pnaumatik beschäftigt,wir wollen nicht vergessen,dass die Firma Walker,Rühlmann,Sauer und Steinmayer,sehr gute und zuverlässige Pneumatische Orgeln gebaut haben,und sogar heute wirdt noch in größeren neuen Orgeln,pneumatische Hilfe durch Barger Hebel noch manchmal angewandt,beispiel unterstützung der Mechanichen Traktur oder Koppelhilfen,und ich muß als Orgelbauer selber sagen,dass die Pneumatik in manchen Dingen,gar nicht so schlecht ist,wenn sie natürlich richtig Konstruiert ist.



    Liebe grüße aus Freiberg

  • Hallo Christian,



    klar, finde ich auch gut. Finde auch Pneumatik nicht grundsätzlich schlecht, mich hätten nur Stefans Motive, eine Pneumatik zu bauen, interessiert. Oft sind es ja die Ideen die zählen und weiterbringen.



    Gruß



    Jens

  • Liebe Freunde,



    da habe ich anscheinend eine Lawine losgetreten :=)

    Ich habe mich zuerst an einer Schleiflade geübt, habe mich vorher mit einigen Orgelbauern unterhalten und dann die Lade mit eingeschlitzten Schieden und Tischlerplatte ganz gut gebaut und per Wippen die Tasten verbunden und als ich sie in Betrieb nehmen wollte hatte ich nur Heuler.

    Der Grund war, dass mir keiner der Profis erklärt hatte, dass man die Kanzellen in der Lade regelrecht mit flüssigen Holzleim richtig schwenken muss (wie es z.B. bei Boersma beschrieben wird)und so hatte ich lauter Durchstecher.



    Unser Dorf besass früher eine pneumatische Orgel von Franz Borgias Maerz, die jetzt leider auf der Müllkippe liegt, da sie keiner (für mich war die Lade entschieden zu gross) übernehmen wollte, als ein Orgelneubau bevorstand.



    Das war der eigentliche Gedanke, eine Kegellade zu bauen. Leider habe ich mich auch hier etwas überfordert und auf ca. 2m Länge eine Oktave mehr an Ventilen eingebaut, als erforderlich, weil ich zuerst eine Oktavkoppel realisieren wollte. Das brachte den Nachteil, dass die zum Hub erforderliche Membranfläche aus Platzgründen nicht eingehalten werden konnte und so baute ich für 2 Register in einer Lade bis auf die tiefen Töne C-F Rundbälgchen ein.

    Das hatte wiederum den Nachteil, dass bei Inbetriebnahme der Ladendruck so angepasst werden musste, dass sich die Kegel durch die kleinen Rundbälgchen noch heben.

    Leider verbrauchen die tiefen Pfeifen so viel Luft, dass bei vier gleichzeitig gedrückten Tasten der Ton auf den höheren Tönen bis zu einem Viertelton absinkt.



    Ich werde hier (später) wohl die Lade teilen müssen und für die tiefen Töne einen extra Windanschluss machen, damit ich dann 2 unterschiedliche Winddrücke in der Lade habe.



    Soweit zum Manual I.



    Für Manual II habe ich vor, eine Taschenlade mit liegenden Taschen zu bauen, die elektrisch angesteuert wird, da ich die Lade in einem anderen Teil des Raumes unterbringen muss.

    Hat jemand Pläne für so ein Projekt?

    Ich habe ungefähr Platz für eine 2m lange Lade, deren längsten Pfeifen gut 1,80m hoch sein dürfen.



    Was man so sieht, werden die Laden einfach gebaut. Hierzu bräuchte ich auch noch einige Tipps :=)



    Liebe Grüße,



    Stefan



    PS.: Die Idee mit der Luftfeuchte in der Werkstatt ist gut !



  • Das hatte wiederum den Nachteil, dass bei Inbetriebnahme der Ladendruck so angepasst werden musste, dass sich die Kegel durch die kleinen Rundbälgchen noch heben.

    Leider verbrauchen die tiefen Pfeifen so viel Luft, dass bei vier gleichzeitig gedrückten Tasten der Ton auf den höheren Tönen bis zu einem Viertelton absinkt.

    Ich werde hier (später) wohl die Lade teilen müssen und für die tiefen Töne einen extra Windanschluss machen, damit ich dann 2 unterschiedliche Winddrücke in der Lade habe.



    Hallo Stefan,wenn ich von deinen Problemen lese kommt mir die Idee die ganze Pneumatik zu separieren,mit eigenem Ventilator und evtl.Ausgleichsbalg,die etwaigen Kosten erst einmal ausgeklammert.



    Dann bräuchtest Du die Lade nicht mehr zu teilen.



    Gruß J.G.

  • @ Jens



    Ich gebe Himei recht, ohne verbindlich zu sein.



    Ich finde ja ekzellentissim, was sich in Häuser baut, und habe von OBMs ausdrückliche Bewunderung gehört.



    Aber wie Stefan hatte ich mal Problemen mit meiner erster Windladen(-reparatur), und sollte schlieslich den Tuch werfen. Wellenachse usw, da muss man einige Fehler machen bevor es etwas brauchbar gebaut wird.



    Aber v.a. ist das alles eine Frage der Zeit: ich wollte erst ein Instrument zum üben, speziell Improvisation in allen Formen üben, also eine funktionnierende Orgel mit II/P (selbständiges Pedal mit c.f.-Registern in 8' und 4') in optimale Bauzeit ist das Ziel (jedoch keine hässliche E-Orgel kaufen). Gebrauchten Teilen aus Kirchenorgeln verwenden, wie sagt Bormann, geht das meist nicht, ist eher Zeit und Geldverschwendung.



    Ich habe letztlich einige Pfeifen und Membranen der einfachste Weise gebaut, was mit minimale Werkstattausrüstung geht, bevor ich GrandOrgue und das virtuelle Pfeifenorgel entdeckt habe. Ist noch weit von der Klanggüte einer Pfeifenorgel, aber zum üben ist das mir recht, allemal lieber als die Albtraumorgeln von der Stange.



    Tastatur, Pedal und Spieltisch bauen, mit midi-box midifizieren, dann noch Lautsprecher, das ist allemal schneller als eine ganze Orgel (zumal ich ein Tastaturbaupraktikum in einer Cembalofirma gemacht habe).



    Das wäre also meine Empfehlung, wenn es darum geht schnell zur einer Üborgel zu kommen. Oder gar ein elektrische Spieltisch kaufen und midifizieren.



    Orgelbau wird schon wieder aktuell wenn ich im Rente bin. Das wird aber nicht so schnell kommen...

  • Hallo Ihr beiden,



    bis auf die Rente habe ich noch 15 Jahre, wenn ich es inzwischen schaffe, mit 60 aufzuhören :=)

    Ich habe es mir wie folgt gedacht:

    Ich baue eine 2. Lade für das 2. Manual, nehme dann das Prinzipal 4' aus der anderen Lade heraus und setzte es in die neue. Dann kann ich zwischendurch die Kegellade "sanieren".

    Das mit dem separaten Winddruck habe ich mir auch schon mal überlegt, habe die Registerkanzellen direkt ans Gebläse mit einer Drosselscheibe pro Register gehängt und die Pneumatik wird über einen Schwimmerbalg versorgt. Das bringt leider so gut wie gar nichts.



    Liebe Grüße,



    Stefan

  • Liebe Freunde,



    habe jetzt den Schwimmerbalg probeweise ausgebaut, der für die alleinige Versorgung des pneumatischen Relaises zuständig war und der Winddruck hat sich nicht verändert.

    Nun werde ich den Kasten für die Taschenlade des 2. Manuals verwenden und nach einer weiteren Möglichkeit suchen, den Druck im Relais zu erhöhen.

    Glücklicherweise habe ich schon fast alle Undichtigkeiten gefunden :=)



    Liebe Grüße,



    Stefan