Wie man zum Orgelbau kommt

  • Hallo liebe Hausorgelfreunde,



    da hier die letzten Tage etwas Ruhe eingekehrt ist, dachte ich, ich eröffne mal ein neues Thema. Ich fände es spannend, zu erfahren, wie ihr zu diesem extravaganten Hobby, eine Orgel zu bauen, gekommen seid. Es gibt sicherlich unterschiedliche Gesichtspunkte, wie Religiosität, Technik-Begeistertsein und die Liebe zur Musik.



    Ich selbst habe mit Geige im Alter von 6 Jahren angefangen. Ich bin gläubig erzogen worden und deshalb mit der Kirche großgeworden. Irgendwann hab ich mir mal mit etwa 14 eine Bach-Orgelwerke-CD mit Helmut Walcha gekauft, und hab die gerne immer wieder mal gehört da mir der Klang so imponiert hat (Silbermann-Instrument). Unterricht im Orgelspiel hab ich erst mit 16 oder 17 genommen (bin jetzt 28), also eigentlich recht spät, das merke ich auch da es mir immer noch wesentlich schwerer Fällt als mit der Geige. Wollte neben der Geige mich auch etwas mit Tasteninstrumenten auskennen. Geübt habe ich damals nur auf elektronischen Orgeln, da es in meiner Kirchengemeinde keine Pfeifenorgel gab. Durch meine Orgellehrerin lernte ich ein romantisches Instrument in einer Dorfkirche in einem Nachbardorf kennen (etwa Baujahr 1850, mechanische Kegellade, ein Manual C-f3, verkürztes Pedal C-f0). Als ich da zum ersten mal Mendelssohn drauf hörte, hat es einen Schalter im Gehirn umgelegt und ich musste irgendwie an eine Pfeifenorgel ran, wenn auch nur zum Üben, da ich dieses Klangerlebnis noch nie vorher hatte. Es folgte mit 18 im Jahr 2000 ein sehr verregneter Campingurlaub, an dem die Tage oft öde waren. Zwischendurch hab ich ein Orgelkonzert besucht, und einige Einblicke in das Instrument bekommen. Da kam mir die Idee, dass das doch vielleicht auch selbst machbar wäre. So schmiedete ich in diesem Urlaub die ersten Ideen, Dispositionen... hatte aber noch keinen Plan, wie ich das jemals machen könnte. Es folge ein Kauf des Buches "Heimorgelbau" von Bormann, die ersten Pfeifen und dann eine Mitgliedschaft hier in der GDO und im Arbeitskreis. Seither (2001) baue ich immer wieder in kleinen Abschnitten weiter. Das Instrument ist etwa zu 80% fertiggestellt. Alles habe ich selbst gebaut, bis auf die Metallpfeifen, eins von zwei Zungenregistern und die Pedalklaviatur, die ich aber restauriert habe. Neben dem Orgelbau habe ich Zugang zu zwei Übungsinstrumenten: Einer Fischer&Krämer-Orgel 27/III/P und ein Frenger&Eder-Hochpositiv 5/I/P.



    Jetzt bin ich mal auf Eure Antworten gespannt.



    Liebe Grüße



    Jens

  • Als ich mit ca. 10 Jahren Messdiener war, hatte ich naürlich aus dem Altarraum den besten Blick auf die Orgel. Ich habe mich immer gefragt wie so eine Orgel funktioniert, wie kommt die Musik da raus und wer ist der Mensch der da oben mit dem Rücken zu uns sitzt.

    Später bin ich dann aus Neugier mit dem damaligen Organisten immer mit nach oben gegangen und habe ihm auf die Finger geguckt. Dann kam der Klavier- und später Orgeluntericht und als ich ca. 12 Jahre alt war machte ich meine ersten Gehversuche in der Gottesdienstbegleitung an einer alten Dr. Böhm Orgel, einem elektrischen Instrument mit analoger Tonerzeugung. Anfangs ohne Pedal, dann später auch mit.

    Die Gottesdienste in der Woche in denen schon kein Organist mehr bezahlt werden konnte, boten eine gute Gelegenheit sich mit der Orgel in der Liturgie vertraut zu machen. Es waren zwar Anfangs immer dieselben Lieder, aber die Leute freuten sich das jemand da war der den Gesang etwas führt. Nach und nach konnte ich meine Fähigkeiten verbessern, nahm weiter Unterricht und mittlerweile bin ich stellvertretender Organist in 6 Pfarrkirchen unseres Gemeindeverbandes. Was lag also näher als die Orgel auch mal von innen kennenzulernen. Während den Predigten oder beim üben bin ich immer wieder durch die Orgeln geklettert und habe mir versucht die technischen Zusammenhänge zu erklären. 2005 habe ich dann meine 3 1/2 jährige Ausbildung zum Orgel und Harmoniumbauer begonnen, gut abgeschlossen und bin mit etwas Glück sogar Kammer- und Landessieger als bester Orgelbauergeselle in NRW geworden. Das war ein Ansporn mir auch mal selber eine eigene Orgel zu bauen. Im Januar diesen Jahres habe ich begonnen, den Rest kennt ihr ja :-)

  • Liebe Orgelfreunde,

    endlich spricht einer einmal die Empfindlichkeiten um den Hausorgelbau an: Danke, lieber Orgelfreund! Meine Geschichte ist zwar schon etwas bekannt, denn sie stand im Heft 1/2008 von ARS ORGANI als Vorwort. Dennoch möchte ich einige ergänzende Bermerkungen hinzufügen. Als ich mit 14 Jahren im Internat der Weißen Väter in Haigerloch lebte, war der Alltag eigentlich recht monton: Aufstehen, Gebet, Messe, Frühstück, Schule ... Das ist für einen 14jährigen Großstädter etwas langweilig. Die Möglichkeiten, dem täglichen Einerlei (körperlich) zu entfliehen, waren äußerst gering. Es blieb nur die geistige Flucht, d.h. man konnte sich in eine andere Welt katapultieren, dort konnte man planen und phantasieren. Da ich technisch nicht ganz unbegabt war und auch ein besonderes Erlebnis mit einem Orgelbauer aus der näheren Umgebung hatte, entwickelte sich zunehmend die Liebe zur Orgel. Die (sc. Orgel) war zwar auch weiblich - wenigsten grammatikalisch! - aber nicht so verführisch, wie die sonst lebenden Wesen, denn wir waren ja im Missionshaus (= ein klosterähnliches Anwesen) und sollten bzw. wollten Missionare werden. Also die geistige Beschäftigung mit dieser "Dame" war ausgesprochen unverfänglich. Hinzu kam noch, dass die Orgel ja etwas mit Kirche und Gottesdienst zu tun hatte; sie war demnach etwas Gutes für uns Missionsschüler. Außerdem gab es vor Ort einige ganz bemerkenswerte Instrumente. Besonders die Barockorgel der Annakirche hat mich fasziniert. Sie war in wunderschönem roten Barockgewand auf der hinteren Empore rechts und links einer alten Fürstenloge prächtig aufgestellt. Obwohl nur einmanualig, mit nur 10 Registern und damals recht marodem Klang hat mich das Instrument in seinen Bann gezogen. Irgendwann habe ich dann einmal angefangen, in meiner knapp bemessenenen Freizeit "Orgelähnliches zu bauen". Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Blasebalg, den ich aus Packpapier und alten Fensterrahmen bastelte und mit dem ich die drei Orgelpfeifen, die mir der o.g. Orgelbauer geschenkt hatte, zum Klingen brachte. Dabei bin ich immer autodidaktisch vorgegangen und habe das umgesetzt, was ich irgendwo gesehen und gehört habe. Das eigene Orgelspiel blieb bei alle dem auf der Strecke; daran hatte ich nur geringes Interesse; ich begnügte mich damit, so zu spielen, wie es mir persönlich gefiel; d.h. dem Instrument die Klänge zu entlocken, die ich empfinden wollte. Gewiss sind mir die Grundelemente des Orgelspieles nicht fremd, aber zum Üben hatte ich weder Lust noch Geduld. - Die sechswöchigen Sommerferien verbrachte ich fast immer zuhause in Frankfurt. Wir wohnten damals in einer recht kleinen Mietwohnung und so war ich froh, dass ich mich mit unserem alten Küster angefreundet hatte; dieser hat mir die Kellerräume der Kirche für meine Basteleien großzügig zur Verfügung gestellt. Ich half dem guten Mann bei seiner Arbeit und war als Messdiener immer zur Stelle. Unsere Kirche hatte damals eine Notorgel: ein pneumatisches Walkerinstrument mit zwei Manualen, Pedal und ca.10 Registern. Gelegentlich spielte ich einige Töne, aber begeistert hat mich das nicht. Viel lieber werkelte ich im Keller. Dort stand nämlich der alte Orgelmotor, ein Ungetüm aus der Nachkriegszeit, ein alter Glockenmotor mit Schaufelrad versehen. Trotzdem war das die ideale Basis für meine Orgelbasteleien. Von meinem Vater entführte ich einige Werkzeuge, so eine Bosch-Bohrmaschine, ein unhandliches Modell aus den 50er Jahren. Aber man konnte damit arbeiten und Löcher spielen ja beim Orgelbau bekanntlich eine große Rolle. Und so gelang es mir, in den Sommerferien 1959 ein einregistriges Instrument mit Pedal zu fertigen, dem auch Klänge zu entlocken waren. Und wie stolz war ich damals, als unser Organist höchst erstaut einige Minuten auf dem Organum spielte. Nachdem das Progymnasium in Haigerloch abgeschlossen war, wechselte ich zur Fortsetzung der Schule nach Groß-Krotzenburg bei Hanau am Main. Hier gelang es mir, die Patres zu überzeugen, dass eine Orgel für die recht große Internatskirche viel besser klinge als das alte Harmonium. Ich besorgte einige alte Orgelteile vom Orgelbauer Alban Späth in Fulda und fing an, in der "historischen" Hausschreinerei zu arbeiten. Holz zu beschaffen war nicht einfach, denn es sollte billg sein. So hat uns ein örtlicher Zimmerer einmal noch nasses Holz für die Windladen angeliefert, das noch tropfte. Damit war natürlich nichts anzufangen; also habe ich es zurückgegeben und geeignetere Bretter kommen lassen. Ich habe damals eine mechanische Kegellade gebaut, ohne jemals vorher eine solche in der Realität gesehen zu haben. Aber mir schien dieses System am leichtesten zu bauen. Nach vielen Experimenten und Fehlschlägen konnte das Instrument eingeweiht werden und es hat auch tatsächlich recht gut gepielt. Und zwar solang, bis das Missionshaus und die Kapelle von den Weißen Vätern verlassen wurde und die Franziskaner etwa 1968 das Anwesen gekauft und umgebaut haben. Im Zuge der Umbaumaßnahmen ist dann die Orgel verschollen. ...

    Ja so könnte ich weiter erzählen, aber das sprengt etwas den Rahmen. Letztendlich bin ich heute im Ruhestand und habe 2008 meine Hausorgel mit über 40 Registern, zwei Spielanlagen mit insgesamt 6 Manualen und 2 Pedalen mit dem Mainzer Domorganisten Albert Schönberger eingeweiht (siehe: www. zimbelsternstenger.de). Und heute im Ruhestand arbeite ich immer noch an meinem Opus und bin gerade dabei, 9 Diskantregister und einen Subbass 16' hinzuzufügen. Es macht nach wie vor Spaß, gibt innere Ruhe und Zufriedenheit und mein Kopf ist voller Pläne. Geblieben bin ich, obwohl immer wieder mit wachen Augen durch die Landschaft gehend, der Autodidakt, der lieber in der Werkstatt arbeitet, als auf dem Orgelbock sitzend sein Kind lobkost. Das kann meine Frau viel besser und sie tut es auch, wenigstens für eins bis zwei Stunden täglich. ...

    Und wie ist das mit Euch? Wann hat Euch der Orgelbazillus befallen?

    HS

  • Über vierzig Register auf sechs Manuale, Landessieger im Orgelbau, nach diesen Superlativen wage ich es kaum, meinen dilettantischen Zugang zum Orgelbau zu schildern, indes finde auch ich "es spannend, zu erfahren, wie ihr zu diesem extravaganten Hobby, eine Orgel zu bauen, gekommen seid" (Jens Ganter), um einen Eindruck zu erhalten, welche Persönlichkeiten sich hinter den sonst meist recht sachlich-nüchternen Beiträgen verbergen.



    Nach meiner Schulzeit hatte ich kaum mehr die Möglichkeit, auf einer Orgel zu spielen, was wohl auch damit zusammenhängen dürfte, daß es zumindest damals, vor dreißig Jahren, hier in der Großstadt scheinbar mehr Organisten gab als Gottesdienstbesucher; das war die Triebfeder, mir, wie auch immer, eine eigene "Orgel" zu bauen...



    Somit werkelte ich als Student einfach ohne irgend welche Anleitung, sonder handwerklicher Erfahrung darauf los; Anfang der achziger Jahre entstand mein erstes Instrument, in diesem Beitrag zu sehen.



    Familie und Beruf verhinderten anschließend, daß ich dieses "extravagante Hobby" wieder aufnehmen konnte; überhaupt verlor ich die Orgel etwas aus dem Blickwinkel, wenn auch in mir beim Klang des königlichen Instruments während des sonntäglichen Gottesdienstes die Hoffnung nie ganz erlosch, doch auch einmal wieder diesem Instrument näher zu kommen, sei es im Bau oder im Spiel.



    Tatsächlich stieß ich nach fast zwanzig Jahren Orgel-Abstinenz auf diese Orgelbau-Internetpräsenz von Thomas & Ulrich Reinhardt, welche dankenswerterweise auch hier dieses Forum zum Interessensaustausch einrichteten und erhalten; seitdem brennt in meiner geschmerzten Seele wieder das Feuer, der Drang, eine einigermaßen spielbare Orgel zu errichten, der Platz wäre vorhanden, aber...



    Immerhin gelang es mir, mittlerweilen mein Opus 2, ein sehr einfaches Portativ, vor über 25 Jahren errichtet, zu renovieren und so zu erweitern, daß es doch zum Spiel für die einfachen zwei- und dreistimmigen Bach-Praeludien tauglich wurde, in dieser Beitragsreihe stellte ich es vor. Dort erhielten wir bereits Einblicke, wie es mit dem Orgelbau einiger Forumsmitglieder gediehen ist.



    Mit sehnsüchtigen Grüßen,

    Wolfgang



  • Hallo Wolfgang,



    >> wage ich es kaum, meinen dilettantischen Zugang zum Orgelbau zu schildern....



    Wir haben doch alle klein angefangen. Die Anzahl der Landessieger hier im AK ist sicherlich auch begrenzt ;-) Außerdem finde ich deine beiden Instrumente echt schön. Brauchst also keine falsche Bescheidenheit an den Tag legen. Weiter so!



    Ach ja als Ergänzung zu meinem Beitrag: Bin natürlich nicht nur am Üben, sondern auch aktiver Organist in einer neuapostolischen Gemeinde.



    Gruß an alle



    Jens

  • Hallo liebe Hausorgelfreunde,

    hallo Jens Ganter.



    Dein (ich denke das Du ist unter Hausorgelbaufreunden doch angebracht !?) Aufruf hat mich als Neuling im Forum inspiriert auch meine Geschichte zum Hobby-Orgelbau zu schreiben.



    Meine Eltern kauften sich ein Harmonium als ich 5 Jahre alt war. Mein Vater lernte das Harmoniumspiel im Selbstunterricht da er durch sein Geigenspiel vorbelastet war.

    Mit 13 begann ich mich auch für das Spielen zu interessieren und bekam 1 Jahr lang Unterricht bei einem Verwandten. Ich war wohl kein guter Schüler, denn mein Lehrer brach danch den Unterricht ab. Später hat mich unser Kirchenchorleiter und Harmoniumspieler der Kirchengemeinde (NAK) weiter unterrichtet. Mit 17 kaufte ich mir ein gebrauchtes Klavier und nahm Unterricht bei einem Musiklehrer.

    Mit der neu erbauten Kirche bekam unsere Gemeinde auch eine Orgel 5/II/P bei deren Einbau ich soweit möglich - fasziniert - dabei war. Von da an nahm ich Orgelunterricht. Spielte dann auch zeitweise zu den Gottesdiensten.



    Von nun an träumte ich davon selbst eine Orgel zu bauen. Doch waren mir zu der Zeit die werkstattmäßigen Möglichkeiten nicht gegeben. Ich bestellte mir in der Bücherei alles an Literatur über Orgelbau einschlieslich Töpfer's "Lehrbuch der Orgelbaukunst" und las es oft bis in die Nacht hinein.

    Doch es war weiterhin leider nur ein Traum von einer eigenen Orgel.

    Später verkaufte ich mein Klavier und baute eine Dr. Böhm-Orgel DnT mit der ich nur leidlich zufrieden war.

    Inzwischen macht sich das Alter an den Tastenkontakten durch Aussetzer bemerkbar.



    Dann vor 3 Jahren besuchte ich ein Konzert für Flöte und Orgel in der ev. Kirche im Nachbarort. Dort stand eine Truhenorgel, in die ich vor dem Konzert einen scheuen Blick warf. Der Funke sprang sofort über und mir wurde klar: "Das zu bauen müsste doch möglich sein, das kriegst du hin !"



    In der Bücherei bestellte ich mir die von Paul Smets neu beabeiteten Bände Töpfer's "Lehrbuch der Orgelbaukunst" und datete mir mein fast verschollenes Wissen wieder auf.

    Im Internet suchte ich nach Bauanleitungen und fand beim GdO die Bauanleitung einer Truhenorgel von John Boersma.

    Nun bin ich seit 2 Jahren mit dem Bau beschäftigt, aber dazu mehr in einem neuen Beitrag demnächst.



    Einen besonderen Dank an euch alle, die ihr mir mit euren Beiträgen und Diskusionen sehr viel spezielles und praktisches Wissen vermittelt habt.



    Liebe Grüße



    Ernst

  • Ja werte Mitbetroffene!Dann werde ich auch einmal ein wenig aus dem Orgelkästchen plaudern!

    Hallo,"hast du nur Orgeln im Kopf" hat mir mein damaliger Jugendfreund mit ca:17Jahren vorgeworfen."Ja....hatte ich und hab`ich immer noch!"Ich bin übrigens auch neuapostolisch.Meine Tante hatte ein altes Harmonium,(Hallelujavergaser)welches sie mir mit 12Jahren(ich war natürlich 12 ) schenkte.Gott sei es gedankt.Autodidaktisch und voller Tatendrang konnte ich nach3Monaten einhändig sämtliche NAK-Lieder spielen,und weitere 3Monate später zweihändig.

    Nach dem Kauf einer elektronischen Orgel vom Konfirmationsgeld ca:2Jahre Unterricht bei einem Organisten.Seitdem bin ich spieltechnisch wieder autodidaktisch unterwegs.Den Gemeindegesang habe ich seit meinem 14ten Lebensjahr begleitet.

    Der Orgelbazillus hat mich damals schon getrieben Pläne zu schmieden.Nach und nach legte ich mir

    Orgelbauliteratur zu,angefangen mit Hans Klotz;dann Bormann übrigens rein zufällig in dem Schaufenster eines Musikgeschäftes entdeckt.Ohne jemals eine Orgel oder Orgelbauwerkstatt von innen gesehen zu haben bzw.eine Holzpfeife in Händen gehabt zu haben baute ich nach gutdünken(noch vor Bormann) erste Pfeifchen,mehr schlecht als recht aber mein Schreinerberuf war dabei sehr hilfreich. Dabei blieb es dann erst einmal,weil ich dann doch etwas anderes ,sprich „meine jetzige Frau im Kopf hatte“.Nach Heirat und Einrichtung einer Hobbywerkstatt konnte es dann zur Sache gehen.Meine damalige Dr.Böhm Orgel CNT mit 13Tasten Stummelpedal war nicht gut zum üben.Ich erstand ein 25Tasten Stummelpedal,und baute dafür eine Windlade mit 3Registern,welche hinter dem Instrument stand und über Hebel schraegen

    Wippen und Stechern zu den Ventilen angeschlossen war.Gedackt 8` Prinzipal 4` hatte ich dafür gebaut und ein Gedackt2`sollte folgen,aber grössere Pläne und Aktionen verhinderten dies.Der Erfolg und die Begeisterung für dieses erste kleine Werk waren aber riesig.Ich konnte nun einen echten c.f.im Pedal spielen.

    Die grossen Basspfeifen lagen unter dem Sofa neben der Orgel und machten dort mächtig Wind.Daneben unter dem Fernseher stand das Gebläse.Die Gebläsekiste habe ich zur Geräuschreduzierung mit 3Lagen dicken Teppich beklebt. Mangels Geld musste ich bei der Windversorgung sparen,aber bei vorwiegend eintönigem Pedalspiel war das nicht so tragisch.Auf dem Schrottplatz besorgte ich ein kräftiges Radialgebläse aus der Lüftungsanlage eines PKW`s.Das funktionierte auch ganz gut.Anstelle von Leder habe ich für den Ausgleichsbalg, der auch noch unter das Sofa passte, dünne Teichfolie und zur Abdichtung Sanitärsilikon benutzt.Anfang 80erJahre war das.Als dann später noch 2Kinder ,nicht nur in meinem Kopf, sondern auch in der Wohnung herum tollten ,war ich mehrere Jahre ohne Orgelbautätigkeit unterwegs.

    Da in der kleinen Wohnung überhaupt kein Platz für eine Pfeifenorgel war wurde erst einmal eine JohannusOP6 gebr.gekauft an der auch der musikalischere Filius schon mit 6Jahren Orgelunterricht bekam.Mit 10Jahren spielte er schon im Gottesdienst,manchmal schon eleganter wie der Herr Papa!

    Da wir immer noch keine grössere Bleibe hatten baute ich nun für diese OP6 eine Windlade mit 5Registern.Eine sog.Kombinationsorgel sollte es werden.Den Platz hätte ich mir erkämpft,zur Not eine Wand verrückt.Zum Glück ergab es sich dass wir 1998 ein Eigenheim erwerben konnten.

    Anfang bis Ende2003 endlich konnte ich dann nach längerer Planung in der neuen 40qm Garage 3m hoch die eigentlich eine Orgelwerkstatt wurde (das Auto steht immer noch davor)mit der richtigen Hausorgel beginnen.Diese war ohne Gehäuse mit sämtl. Koppeln auf dem Untermanual mit o.g.Windlade spielbar.(Ged8`Rohrfl.4`Prinzipal2`Zn Quinte 1 1/3`Zn)Die Pedallade(3Reg.16`8`4`) war spielfertig aber noch nicht angeschlossen.Ein Ventusgebläse hatte ich mittlerweile auch günstig(350€) bekommen.Etliche Versuche Mit selbstgebauten Schleudergebläsen hatte ich hinter mir.Bei dem letzten Schaufelrad (375Durchm) ,welches ich nach Bormann baute, habe ich den falschen Kleber für die Schaufeln benutzt.Das wäre beinahe ins Auge gegangen,denn bei dem ersten Probeanlauf hagelte es Aluminiumschaufeln.Zum Glück stand ich etwas seitlich.Deshalb möchte ich an dieser Stelle einmal ausdrücklich vor solchen „Experimenten“ warnen.

    Was ist jetzt mit der Hausorgel?...na ja... Der Winter 2004-05brachte sehr viel Regen und das Teerpappendach der Werkstatt versagte gänzlich.Als wir zwischen den Feiertagen aus einem Kurzurlaub zurückkamen bot sich mir ein Bild des Schreckens.Die Windlade,einige Holzpfeifen und Teile des Chassis

    waren durch das eingedrungene Wasser unbrauchbar geworden. Zum Glück hatte ich die Windlade für II

    noch nicht fertig bzw.die Pedallade noch nicht verbaut.Mittlerweile habe ich alles neu geplant und mit Solidworks in 3D gezeichnet.Diesmal werde ich eine Zwillingslade für 2x3Register bauen.Zum Glück steht der Computer nicht in der Werkstatt,obwohl die mittlerweile dicht ist.Einen Subbass16`(gebr.gekauftC118x147)einen selbstgebauten Gedacktbass 8`(C75x94)für`s Pedal habe ich schon.Ebenso o.g.Register und in den Weihnachtsferien habe ich endlich ein 2004begonnenes Regal8`mit Holzkehlen und Zungenmessing von Gieseke fertig stellen können.Als gute Alternative zu meiner Johannus habe ich ein provisorisches Chassis nach BDO Massen aus Spanplatten gebaut,das vor 5Jahren gebaute Radialpedal mit WIRA-Teilen midifiziert;2Keyboard`s und einen 15"Touchscreen ersteigert;die Keyboard`s übereinander verschraubt und spiele jetzt Hauptwerk Free Edition bzw.MyOrgan mit entsprechenden Samples .Das werde ich auf jeden Fall in die neue Hausorgel integrieren,sowie die Midifizierung der Manuale und Manubrien.(Kostenvoranschlag von WIRA um die 350€)Der Vorteil des Musizierens(übens) mit Kopfhörer liegt ja auf der Hand.In diesem Sinne ein fröhliches Orgelschaffen und weitere Berichte erwartend wünscht

    J.Gruchow



    "Ich werde demnächst ein paar Photos einstellen"

  • Das ist eine sehr gute Idee, dieses Thread. Zumal man spricht von jemand den man gut kennt ;-)



    Meine Eltern waren kirchlich engagiert, allerdings als Querreisenden: keine Kirche in tradit. Sinn, sondern Arbeiterpriester und Messe in Häuser. Für mich als Kind nur langweilig, und kontrastierend zu den seltenen Besuchen in "echten" Kirchen, meist auf der Reise, oder wenn dito A-Priester fern waren. Irgendwann wurden meine Ansprüche für denen klar: eine echte Kirche hat eine Pfeifenorgel, zu anderen Kirchen will ich nicht mehr hin :-)

    Etape 2: Internat (am besten sollte ich meine Sacerdotenvokation entdecken) und bester Freund: das Adoptivkind eines Organist und entdeckung mit ihm des Harmoniums (Mustel, natürlich) in der Kappelle der Internat. Nun wars klar, dass meine Vokation die Orgel war.

    Etape 3: Eltern und ich-Dialog - was willst du später machen? - Organist! - Ist doch kein gutes Job, lerne Chemie wie dein Vater - Nee, Organist - Dann werde Radiologe wie deine Mutter - Nö, Organist - Gut, dann mindestens ein Handwerk: Orgelbauer. Also dann wurde ich zu einem OBM in Südfrankreich für meine Osterferien geschickt, war alles sehr folklorisch, Werkstatt, Unterkunft, alle laute Leuten die Unglaubliches ertragen müssten, aus Liebe zur Orgel. Damit war meine Nebenvokation geboren: Orgelbau. Arme Eltern! Ich müsste die Schule schwänzen, um mich heimlich für die Aufnahme am Konservatorium vorzubereiten...

    Irgendwann kam meine ersten gebrauchten Orgelteile dazu, aus einer Kirchenorgel. Womit ich den Rat gut nachvollziehen kann, keine Kirchenorgelteile für zuhause zu kaufen (WL: 1820x650x300 für 5 Register, diese allesamt um die 0 bis +12HT dimensionert...)

    Aber der Virus hatte mich infiziert, fehlte nur KiMu-Studium und Orgelsachverständigerkurse...

  • Hallo J.G. ;-)



    Deine Bilder sind echt toll. Kribbelt schon in den Fingern wenn man die anschaut. Vor allem das Regal hat mir gefallen, habe ja auch eins mit Holzkehlen gebaut. Wie hast Du die gemacht? Ich habe Buchenrundhölzer aufgebohrt, dann ein Ende mit einem angeschrägten Dübel wieder verschlossen, in eine Halterung eingespannt und rund 1/3 von der Kehle mit Fräser und Kreuzsupporttisch abgefräst. Dann geschliffen und lackiert.



    An alle: Danke für Eure Antworten, find ich echt spannend das alles zu lesen.



    Gruß



    J.G.

  • Hallo Leute .Danke für die Bewunderung und das Mitgefühl.

    Im Nachhinein ist alles Inspiration um das Neue noch besser und schöner zu bauen;und an einen Ort zu stellen der vor Regen,Sonne und Wind geschützt ist.



    Ja Troll

    "Das ist eine sehr gute Idee, dieses Thread. Zumal man spricht von jemand den man gut kennt ;-)"

    Da hast du den 16`bestimmt wiedererkannt,welcher noch auf sein eigentliche Bestimmung wartet;momentan habe ich ihn mit einer Balkenkonstruktion an die schräge Dachwand verbannt.

    Find`ich übrigens Klasse wie du deinen "Traum" durchgesetzt hast.



    J.G.

    Ich habe soeben 3Bilder hochgeladen um das etwas zu dokumentieren,auf jeden Fall habe ich die Kehlen aus quadratischen Hölzern hergestellt,und bis auf 30mm abgedreht;siehe Photos.Für mich war der Vorteil,daß ich die quadratische Kehle so gut mit dem Streichmass anreissen und dann auf dem Bandschleifer bis auf Riss runterschleifen konnte,zumal ich kein Kreuzsupport habe.



    Corno dolce

    Danke ,aber wie dem auch sei und oben schon beschrieben...auf zu neuen Taten.Wenn`s recht ist würde ich einmal gerne vorbeischauen und dein tolles Projekt im Original zu bestaunen.Ich wohne ja eigentlich um die Ecke in Übach-Palenberg.



    Frohes Schaffen weiterhin J.G.

  • Hallo Juru,ich kann dich nur beglückwünschen das Du mit Holzkehlen arbeitest.Wir haben als gelernte orgelbauer viele Register mit Holzkehlen eingebaut in verschiedenen Orgel,und waren immer von den herlichen Klang begeistert,vor allen sie waren ausgebaut bis g3.

    Vor allen hat es den Vorteil,das es den Klang des Natürlichen Instruments sehr nahe kommt,auch Deine anderen Arbeiten haben mir sehr gefallen,auch die Arbeiten von Corno Dolce hat mich sehr angetan,macht weiter so.



    Liebe grüße aus Freiberg Sachsen von Christian

  • Hallo Christian1461 danke für dein Lob.Ich muss sagen

    daß ich während der Intonation mit den Holzkehlen schon belohnt wurde.Ich hatte mir dies etwas schwieriger vorgestellt,aber nach kurzer Übungsphase klappte es ganz gut.Wenn die Pfeifen einmal auf der richtigen Lade stehen muss ich noch egalisieren,aber für`s erste Zungenregister und in Viererreihen auf der Intonierlade gefällt mir der Klang schon ganz gut.Die Herstellung der Messingkehlen habe ich für`s nächste Register angedacht.

    Gruß an Alle

    J.G.

  • Hallo Jury,wie willst du denn die Messingkehlen herstellen,hast du dafür eine Form?Ich persönlich habe sie noch nicht selber hergestellt,wir haben uns die Register von der Firma Killinger liefern lassen,die sehr gute Register bauen.würde mich mal Intressieren,wie Du das machen willst.Wie gesagt ich bin ein großer Freund von Holzkehlen,weil sie Natürlicher klingen.



    Herzliche Grüße von Christian1461

  • Hallo Christian,ich werde eh`erst einmal eine oder zwei Probepfeifen bauen,um den direkten Vergleich zu haben.Zur Kehlenherstellung tendiere ich zu Tilman Trefz,siehe link.Das sieht sehr elegant aus,und wäre für mich auch realisierbar?!

    http://tilmantrefz.de/index.php?id=46

    Nach der Methode von Friedemann Kahl müsste ich Messingrohre mit den entsprechenden Durchmessern aufsägen(etwas über der Hälfte),den Deckel auflöten und anschliessend auf Mass bringen,dabei aber aufpassen,daß der Deckel von der Reibungshitze nicht das Weite sucht;müsste ein teures Metallsägeblatt kaufen und auf meine Finger und Ohren gut aufpassen.Naja... während ich dies so schreibe kommt mir in den Sinn "Schreiner bleib bei deinen Leisten"

    in diesem Sinne aus holziger Kehle grüßend...

    J.Gruchow

  • Hallo Orgelfreunde...damit es hier nicht ganz verstummt

    ein anderer Link.Dies ist zwar nur mein Provisorium aber es macht Spass darauf zu musizieren.Vielleicht eine Anregung eure Projekte auch für die Ohren vorzustellen.



    Gruß J.G.

  • "... damit es hier nicht ganz verstummt"



    Töne und Bilder von Jürgen Gruchows Galerie lassen vor Staunen erstummen:

    http://picasaweb.google.de/107…ProjektHO?feat=directlink



    aber auch die Bilderreihe des "Corno dolce",

    und so bleibt mir nichts weiter übrig, als aufs Neue mit Schuberts Deutscher Messe einzustimmen:



    "Staunen nur kann ich und staunend mich freuen..."



    Immerhin ist mir eines wieder ganz deutlich klar geworden, daß ich, sofern ich je wieder einmal mich an ein Orgelbauprojekt wagen sollte, einen möglichst einfachen Aufbau wählen werde, vor allem ohne Koppeln, nach der alten Weisheit: Schuster, bleib bei deinem Leisten!



    Hier in der Nähe besuchte ich einen Hausorgelbauer, der wohl nun schon seit Jahren in schier unermesslicher Filigranarbeit eine ausgetüftelte Koppelmechanik fertigt; allgemein geniese ich den Ruf, ein geduldiger Mensch zu sein, doch wenn ich das sehe, welche Arbeit sich diese Kollegen aufbürden, das würde ich niemals zu Ende bringen...



    Mit etwas sprachlosen Grüßen,

    Wolfgang.