Klaviaturbau

  • Hallo Jürgen,



    zwischen den Tastenenden Man.I und Man.II befindet sich ein drehbarer Balken. In ihm werden Stecher sitzen, die oben dicker sind als unten, damit sie nicht durchrutschen und unten rausfallen. Ist der Balken so gedreht, dass die Stecher vertikal sitzen, ist die Koppel eingeschaltet. Dreht man den Balken ein bisschen, so greifen die Stecher nicht mehr auf die unteren Tasten von Man.I (die zu diesem Zweck ein kleines Holzklötzchen am Ende besitzen), also ist die Koppel dann aus. Es gab eine Ausgabe von Die Hausorgel, in der das auch jemand gemacht hat, ich glaube irgendwo in Frankreich. Fand die Idee ganz gut. Nur darf man während Manualtasten gedrückt sind die Koppel nicht ruckartig ziehen, sonst geht irgendwas kaputt. Werde mal sehen, wie ich versuchen kann, dieses Szenario zu lösen, ohne dass viel passieren kann, vielleicht mit Rundungen an den Klötzchen oder einer kleinen, schwachen Feder am Balken, so dass die Koppel nicht direkt gezogen wird (der Balken nicht direkt gedreht wird sondern über die Federkraft).



    Gruß



    Jens

  • Hallo Jens,das hört interessant und gleichzeitig sehr simpel an.Das mit dem Koppeln während dem Spiel ist eine Option welche der Profi-Orgelbauer immer erfüllen muss.Ich hatte dem Orgelbauer bei uns im Ort einmal meine Konstruktionszeichnungen gezeigt,und das fiel ihm sofort auf bei meiner abenteuerlichen Koppelkonstruktion,daß man während dem Spiel diese ohne Probleme nicht betätigen kann.Bei unseren Projekten kann man dies natürlich vernachlässigen,zumal wir meist selber spielen oder Familienangehörige von der Sache wissen.

    Gruß Jürgen

  • Hallo Jürgen,



    so sehe ich das auch. Ich will ja nur größere Schäden verhindern, wenn ab und zu aus Unwissenheit falsch gekoppelt wird. Darum gehts ja. Es ist klar, dass wenn man das öfters macht, irgendwann Abnutzungserscheinungen an der Koppel auftreten und die dann eben schnell mal älter wird. Ich denke aber, dass bei der alten Schiebekoppel à la Schnitger o.ä. dieselben Probleme auftreten/traten, und man da auch nicht koppeln darf beim Spielen. Dort werden ja Tasten auch per Rechen/Pilot mitgezogen; und wenn man koppelt beim spielen könnte dort auch was abbrechen. Am besten wäre es, wenn ich den Balken so baue, dass er sicher blockiert wenn eine Taste gedrückt ist (z.B am Klötzchen am Tastenende vom unteren Manual). Dann wird nur die Feder gespannt, die den Schaden verhindern soll. Lässt man die Tasten dann los, arretiert sich die Koppel richtig durch den Federzug und alles funktioniert wieder. Ich bin am überlegen, poste dann auch die Lösung sobald die Koppel fertig ist mit Bild.



    Gruß



    Jens

  • Hallo Jürgen,



    zu der Frage, ob ich die Verführungen/Oktavkoppeln testen konnte: Ja, habe die Windlade unter Wind gesetzt, einige Pfeifen aufgesteckt und die Szenarien durchprobiert, bei der von mehr als einer Stelle Wind zur Pfeife geht. Das geht bei den Baßpfeifen sehr gut, habe noch keine Probleme gehabt, wahrscheinlich weil die Verführungen recht dick sind und der Winddruck erst im Pfeifenfuß runtergeregelt wird. Richtig gut kann ich natürlich erst mit der Klaviatur testen. Musste die Ventilfedern für die Parallelventile recht schwach einstellen, ausserdem gibt es für diese Ventile einen Anschlag aus sehr weichem Filz bei maximaler Öffnung. Man muss etwas probieren, und die Federn so einstellen dass sich das Ventil auf beiden Seiten gleichzeitig vom Schlitz abhebt, aber das geht ganz gut. Auch der Übergang zu den einseitig öffnenden Ventilen ist recht gut gelungen, die gehen eben etwas leichter auf, aber nicht viel mehr (habe die Federn dann etwas stärker gestellt um das zu kompensieren). Offensichtlicher Vorteil ist eine Platzersparnis von etwa 50% durch den Wegfall einiger großer Baßpfeifen. Klanglich merkt man das hoffentlich nicht, aber da beruhigt mich auch die Tatsache, dass auch bei großen Orgeln die Baßoktave von z.B. Streichern oft aus dem benachbarten Gedacktregister entnommen wird. Das merkt man nur, wenn man die Tonleiter spielt, ab 3-4 Stimmen dann aber auch nicht mehr. Und dann ist ja auch sicher, dass höchstens 1-2 Töne in der Baßoktave liegen, die anderen sind außerhalb des transmittierten Bereichs.



    Gruß



    Jens

  • Hallo zusammen,



    mir fiel noch gerade was ein: Manche werden sich fragen, wie man auf die Idee mit den Oktavverführungen kommt. Hab das nicht selbst erfunden, sondern abgeguckt:



    http://www.orgelbau-vier.com/bplusr.html



    Zitat: "Die tiefe Oktave

    jedes Registers hat in der Stellung I/I Sub (Romantik) keine eigenen Pfeifen, sondern

    entlehnt sie von einem Nachbarregister. So erhalten z.B. das Salicional 8 ' und die

    Rohrflöte 8 ' ihren Baß vom Register Gedeckt 16 ' c° - h°, Oktave 4 ' entnimmt ihre

    Bassoktave von dem Register Prinzipal 8 ' c° - h°."



    Gruß



    Jens

  • Hallo liebe Hausorgelfreunde,



    habe am Wochenende mal meine Ebenholzbeläge für die Untertasten gehobelt. Grundlage war gesägtes Ebenholzfurnier in Platten à 300*200*3 mm. Zielstärke der Beläge=2 mm. Dabei habe ich feststellen müssen, dass das gar nicht so einfach ist, denn das Holz ist sehr spröde und hart und wirft leicht (vielleicht habe ich auch schlechte Platten erwischt, einige waren schon sehr verzogen). Nach etwas Probieren habe ich dann eine Methode gefunden, wie ich die Beläge ohne zu viel Ausschuss herstellen kann, das wollte ich euch nicht vorenthalten:



    - Sägen des Furnieres in Streifen à 22.7 mm mit der Bandsäge. Der leichte Überstand gegenüber 22 mm wird später weggesägt mit der Kreissäge und feinem Sägeblatt/Rest plan geschliffen

    - Herausfinden, auf welcher Seite das Furnier eher hohl ist und auf welcher Seite eher gewölbt

    - Die Hohle Seite mit dem Bandschleifer eben schleifen, damit sie plan in der Hobelmaschine liegen kann

    - Die gewölbte Seite mit der Hobelmaschine bis auf Zielstärke abhobeln, neu geschliffene Messer verwenden, immer nur wenige Zehntel auf einmal hobeln. Auf keinen Fall die hohle Seite hobeln, ansonsten ist das Furnier kaputt weil es sich innerhalb der Maschine Richtung rotierender Messer an den Enden anhebt.



    Vielleicht könnt ihr diese Erfahrungen auch mal gebrauchen. Wenn natürlich die Beläge schon vor dem Sägen/Trennen der Tasten auf den "Tastenblock" kommen müsste man sicherlich anders verfahren, weil man dann die Beläge zunächst nicht auf 22mm sägt.



    Gruß



    Jens

  • Hallo,



    wenn der Hobeltisch Transportwalzen hat,

    die der Ein- und Auszugswalze gegenüber liegen,

    dann sollte man bei Hobeldicken unterhalb sechs Millimeter eine Platte beilegen (z. B. Kunststoffbeschichtet 19 mm), wei die Walzen sonst das Werkstück zwischen Ein- und Auszugswalze verdrücken.



    Schöne Grüße

    Johannes

  • Hallo Jens, die Klaviaturen sehen sehr schön aus. Da kann man dich wirklich nur beglückwünschen. Bei der Pedalklaviatur würde ich sagen: geschmackssache, wobei da sicher auch eine Rolle spielt, wie der darunter liegende Boden aussieht. Die Tastengesamtlängen sind ja ziemlich kurz + dann noch die Gewichtung am Ende...Frage: Wie spielt sich das, oder ist das ein Erstling?



    Gruß, M.

  • Hallo Matthias,



    wie sich das spielt wird sich herausstellen. Die Klaviatur, die dargestellt ist, ist Man. II. Die Tasten von Man. I sind länger und dementsprechend dann auch besser zum spielen, wenn man die Tasten hinten herunterdrückt. Bin halt auf relativ kurze Tasten angewiesen, weil mein Plan eine zweiarmige Traktur mit Strahlenwippen vorsieht; Windlade unterhalb des Tastenniveaus aus Platzgründen. Um die Tasten länger erscheinen zu lassen, habe ich den Lagerpunkt nach hinten verlagert. Damit fallen die Tasten aber vorn nach unten, deshalb das Gegengewicht (was übrigens nur die Tasten in der Waage hält, nicht mehr, sonst hätte man wohl zu viel Masse zu bewegen beim spielen). Was auch etwas Erleichterung bringt ist die Reduktion des Tastengangs vorne auf nur 7 mm, dann fällt die kürzere Tastenlänge auch nicht so ins Gewicht. Ich habe ein Übersetzungsverhältnis 7:5 gewählt, bei 7 mm vorne ziehen die Tasten 5 mm hinten, mit etwas Abzug im Trakturspiel reicht das locker für meine Ventile. Also insgesamt weniger ideal als lange einarmige oder zweiarmige Tasten, aber ertragbar; mein Clavichord hat noch kürzere Tasten und spielt sich trotzdem recht gut. Ich hoffe dass das so passt.



    Gruß



    Jens

  • Hallo zusammen,



    als Abschluss der Dokumentation das Bild der fertigen Manualklaviaturen. Die Tasten sind nicht genau in der Waage, das stört leider die Optik etwas. Aber wie Holz halt so ist: Mal ists hinten auf der Taste schwerer, mal vorne... Wenn noch ein paar Gramm hinten runterziehen bei jeder Taste, passt's. Nochmal Danke an alle für eure Anregungen! Als nächstes ist in meinem Projekt die Manualkoppel vorgesehen, die ist auch schon zu 50% fertig, da recht einfach. Danach kommt das Gehäuse, und dann nach Neubau des Regulierbalges hoffentlich auch bald die ersten Töne ohne doofes Ziehen von Tonabstrakten mit den Fingern wie es bisher ohne Klaviaturen nötig war :-)



    Gruß



    Jens



  • Hallo Jens und die anderen aus der Truppe,



    bei Euch schaut die Werkstatt immer so aufgeräumt aus. Ich habe zwar ab und zu auch den Drang hier Ordnung zu halten, aber da kommt mir dann wieder eine Idee, die ausprobiert werden muss und dann sieht es wieder aus, wie wenn jemand eingebrochen hätte :=)



    Weiter so!



    Sehr grosses Lob!



    :=)



    Liebe Grüße,



    Stefan

  • Hallo Stefan,



    nur ein Teil der Bilder ist von der Werkstatt. Ein paar sind noch von meinem ehemaligen Kinderzimmer bei meinen Eltern, wo das Instrument derzeit zwischengelagert ist, das allerletzte ist in meiner eigenen Wohnung, 40km von der Werkstatt weg (auf dem dunklen Küchentisch). Bei den richtigen Werkstattbildern schauts auch nicht so sauber aus, keine Sorge :-D



    Schöne Adventszeit euch allen!