Projektvorstellung

  • Hallo Marco,



    es ist wie Jens schreibt: alle verfolgen gespannt den Baufortschritt und niemand will stören durch Zwischenrufe oder unnötiges Geschreibsel. Ich trage jetzt hoffentlich etwas bei mit einem Detailfoto der Döckchen des Pedalwellenbrettes unserer Hausorgel:

    Holzwellen, Döckchen aus Dübeln, Ärmchen auch aus Holz, Abstraktenverbindung mittels reißfestem Faden.







    Reguliert wird unten am Winkel. Zu sehen der Abgang nach oben zum Pedalwellenbrett und nach hinten zum Ventil. Ich bin gespannt auf Deine Lösung.







    Weiterhin viel Freude beim Bau wünscht

    Uli

  • Hallo Uli,

    eine sehr interessante Lösung nach historischem Vorbild. Hast du durch die Verbindung mit den Fäden keine Probleme durch "Rückfederung"? Oder werden die Abstrakten nochmal irgendwo gestoppt damit dies nicht passiert?


  • Hallo Marco,



    Corno_dolce:
    Hast du durch die Verbindung mit den Fäden keine Probleme durch "Rückfederung"? Oder werden die Abstrakten nochmal irgendwo gestoppt damit dies nicht passiert?



    weitere Stopper gibt es nicht. Wenn man aggressiv aus einer Pedaltaste rausgeht, dann kann sie prellen. Das Ventil öffnet dabei nicht, aber man "hört" die Pedaltaste.



    Ich sag mal so: es erzieht dazu, weich aus der Pedaltaste rauszugehen.





    Grüße von Uli

  • Ich denke, daß es hier eher ruhig bleibt, ist normal. Schließlich handelt es sich um eine Projektvorstellung und nicht um eine Projektdiskussion. Ich denke die meisten werden einfach stillschweigend zuschauen. Also, frohen Mutes weiter machen!

    Wie wäre es, nach Abschluß des Projekts eine Art kleines Projektbuch zu machen und in gedruckter Form dem AK zur Verfügung zu stellen? Vermutlich werden darüber mehr Mitglieder erreicht, als über dieses Forum?



    Raphael

  • @ Raphael: Ich stimme dir zu, die Arbeit von Corno Dolce ist einfach eine wunderbare Schaufenster, inspirierend und macht den meisten den Mund zu. Es ist auch erstes mal, dass ich z.B. sehe, wie man Laukhuffs Wellen assembliert.



    @ Ulrich: umgekehrt deine Wellen! Ich habe versucht (in Europa) Wellen so zu bauen. Ich muss meine Hut ziehen an denen, die damit eine gleichmässige Wellenbrett (alle Achse funktionnieren also genau gleich) erschaffen. Da muss ganz schön viel Erfahrung darin fliessen.

  • @raphael



    Das mit dem Projektbuch finde ich eine sehr gute Idee!!!

    Vielleicht kann man es noch durch Bauzeiten, genaue Beschreibungen und Kostenangabe ergänzen, darüber werde ich mir nach dem Abschluss der Arbeiten mal gedanken machen!

  • Heute war ein spannender Moment... die Spielmechanik vom Manual ist fertig, selbst wenn noch kein WInd drauf ist macht es Spaß die Tasten zu drücken und vor sich hin zu spielen... hier ein paar Eindrücke von der Fertigung und dem Einbau:



    Schneiden der Drähte auf Länge:







    Biegen mittels meiner kleinen "Erfindung"















    Walzen der Gewinde für die Ledermuttern:

    (Draht vor dem aufdrehen gut einwachsen)











    Zusammenbau der durchgehenden Abstrakten (jetzt sieht man wofür die Verbinder gut sind):







    Dann beginnt der mühsame Einbau der einzelnden Drähte. Eine echte Geduldsprobe... besonders schwierig ist dass umbiegen der Abzugsdrähte im Windkasten. Am besten mit zwei Zangen. Eine zum festhalten und eine Rundzange zum biegen.



















    Und siehe da "SIE SPIELT", wenn auch lautlos :-)






  • Hallo Corno_dolce,



    hast Du die Drähte, die ohne Wellen zu den Ventilen gehen, dann in der Klaviatur weiter hinten verankert mit der Ringschraube+Linse? Wie ich sehe, ändert ja das Wellenbrett das Übersetzungsverhältnis zum Ventil. Macht ja auch Sinn bei den tieferen Tönen.

    Was habt ihr für Erfahrungen mit Ledermuttern gemacht? Ich kenne einen bekannten Orgelbauer aus der Region, der setzt nur noch Holzmuttern ein da nach einigen Jahren die Ledermuttern lose wurden.



    LG



    Jens

  • Hallo Jens,



    Ledermutter...



    Ich denke, das kommt stark auf die Qualität und die Geschichte des Leders an. Ich habe 2 Orgeln, beide ca. 100 j. alt, in England abgebaut, es war kein einziges Mutter die lose war, und kaum die zu fest waren.

    Umgekehrt habe ich mal Teile eine englische Orgel gehabt, gleiche Alter, allerdings war das Instrument in Südfrankreich gebaut. Sehr viele Mutter waren nicht mehr zu gebrauchen.

    Und dann kommt: die Hersteller haben geringe Einfluss über die Qualität des Leders, denn heute, egal wo, die Tiere sind auch Opfer der Umweltveränderung (Chemikalien, Ozon, Strahlungen usw, die den Körper als Belastung dauernd verarbeiten soll).

    Aber ich bin nun mal gespannt über autorisiertere Meinungen...

  • Die durchgehenden Abstrakten befinden sich tatsächlich weiter hinten auf der Klaviatur. Bei einem Tastengang von 10mm machen die Ventile 5mm auf 1:2 Übersetzung.

    Im Wellenbrett ist eine Untersetzung eingebaut. Ein langes Ärmchen an der Taste, ein kurzes an der Windlade. Hier ist der Tastengang grösser da die Drähte weiter vorne sitzen. Durch die Untersetzung machen die Ventile am Wellenbrett ebenfalls 5mm auf.



    Die Ledermuttern sind sehr stramm vorgebohrt, dass ist das einzige Geheimnis. Wenn die Muttern zu groß vorgebohrt sind, werden Sie nach dem aufziehen schon lose. Man muss den Draht beim regulieren eben mit einer Zange gut festhalten und eben etwas mehr Kraft beim regulieren aufwenden. Ausserdem: Verschleissteile gibt es überall. Mit Ledermuttern habe ich nur gute Erfahrungen wenn Sie richtig vorbereitet sind. Der Draht muss vor dem aufziehen der Mutter gut gewachst werden, dann ist es noch einfacher.

  • Als Handwerker hat man eine gewisse Hornhaut auf den Fingern... Zum erstmaligen aufziehen hilft ein Spezieller Aufsatz für die Bohrmaschine. Ist eine Art Röhrchen mit Widerhaken zum festhalten, ansonsten muss man dadurch. Ich bewundere immer wieder unseren Spieltischbauer der nach dem Zusammenbau eines SPieltisches mit allen Koppeln usw. Blutergüsse an Daumen und Zeigefinger hat :-)

  • Corno_dolce:
    Als Handwerker hat man eine gewisse Hornhaut auf den Fingern... Ich bewundere immer wieder unseren Spieltischbauer der nach dem Zusammenbau eines SPieltisches mit allen Koppeln usw. Blutergüsse an Daumen und Zeigefinger hat :-)





    Jetzt weiß ich, warum ich den Pfeifenorgelbau nicht beruflich mache.





    Zu dem Buch: Du könntest das auch als PDF zum Downlaod auf Deine Homepage setzen. Im Prinzip hast du vieles ja schon hier in Form von Beiträgen fertig, also nicht mehr viel Arbeit. Ist vielleicht als zusätzliches Nachschlagewerk neben den käuflich zu erwebenden Veröffentlichungen für manchen interessant. Zumal diese Form dann auch klarer macht, das nicht eine Diskussion erwünscht ist, sondern es um eine Slebstdarstellung eines Projektes geht, das Du so baust, wie Du es willst.





    Raphael

  • Habe heute die Orgel das erste mal unter Wind gesetzt, dass verlief nicht unproblematisch. Der Ventola erzeugt einen Winddruck von 60mm WS, an der Lade kamen aber nur 35mm an. Es muss am Labyrinth im Deckel der Motorkiste liegen, denn wenn ich den Deckel abnehme saugt der Motor mehr an und kommt auf 55mm in der Lade. Hat jemand von euch schonmal dieses Problem gehabt? Ich habe die Windanlage 1:1 aus Boersmas Buch nachgebaut, und bei Ihm scheint es ja immer geklappt zu haben... seltsam.

  • Hallo,



    ja, das klingt echt komisch. Hast Du den Druckabfall auch, wenn der Motor gar nicht belastet wird, also kein Register gezogen wird? Dann würde ich mal den Deckel weiter weg von der Ansaugöffnung setzen mittels vier Holzleisten auf dem Kasten, vielleicht hat das was mit dem enormen Wirbel zu tun, den der Motor in der Ansaugöffnung erzeugt. Mein Ventus 3/80 hat nen Schalldämpfer, der ist aber auch relativ großzügig um die Ansaugöffnung gebaut, vielleicht genau aus diesem Grund.

    Sollte das Problem aber erst dann auftreten, wenn ein Verbraucher da ist, liegt es wohl an irgend einem Teil des Labyrinths, welches einen Luftwiderstand erzeugt.



    Gruß



    Jens

  • Wenn ich den Deckel der Kiste leicht anhebe ist das Problem weg. Ich habe jetzt einen neuen Deckel ohne Labyrinth dafür mit grossen Loch über der Ansaugöffnung drauf, jetzt habe ich in der Lade 50mm WS und keine Probleme mehr. Irgendwas stimmt an der Motorkistenkonstruktion nicht... keine Ahnhung wie Boersma es macht dass seine Orgeln damit laufen.

  • Nach lesen von dieses Problem habe ich auch meine Windversorgung nachgemessen. Die Balge ist noch nicht fertig; das Motorgehäuse wohl fertig, und nach Boersma - Truhenorgel gebaut. (ohne Dämpfungsmaterial)

    Ohne Gehause liefert die fan: 70 mm H20;

    in Gehäuse eingebaut: 53 mm H2O

    So: meine Gehäuse gibt ein Druckfall von 17 mm H2O



    Was ich gemessen habe stimmt auch mit andere Erfahrunge: ein Dämpfer gibt ein Druckfall.



    Ma sehen oder das Lärm zu dämpfen ist ohe die Druck unnötig zu dämpfen.



    Gosse

  • Ich möchte euch informieren was sich die letzten Tage getan hat. Auf die Stöcke wurden nun die Dichtungen geleimt:







    Es handelt sich um Schaumstoffringe mit einem Liegelindring drauf. Man muss sehr viel Leim angeben, und nach dem aufdrücken alle paar Minuten nachdrücken, das ganze über Nacht trocknen lassen, dann sind sie bombenfest.



    Hier sieht man meinen Konduktenklotz für die Prospektpfeifen. Der Ton d hat leider nicht mehr draufgepasst, er wird direkt am Stock abgeführt. Man sieht auch meine Befestigung der Pfeifenbänkchen (Erle). Der Träger hat an beiden Seiten einen Holzdübel mit Gewinde. Er ist unten in den Stock reingeschraubt (im Stock ist auch ein Gewinde) und oben mit einer Holzmutter fixiert, so ist ein schnelles Lösen gewährleistet ohne es mit Leim endgültig zu machen:







    Die Kesselungen der Pfeifenlöcher habe ich mit einem Brenneisen (Brennkegel) gemacht. Einfach in die Ständerbohrmaschine einspannen, auf vollen Touren laufen lassen und kräftig reindrücken bis der Kessel eingebrannt ist.



    Dann wurde der Principal 8' einrastriert:







    Die Fußdurchmesser habe ich mit einem "Blindstock" gemessen der alle Bohrungen von 60 bis 8mm besitzt. Man stellt sich die jeweilige Bänkchenhöhe ein und kann so super die Pfeifen aufmessen.



    Ich konnte es kaum erwarten die Pfeifen einzubauen.

    Das erste Register (bis auf die Töne c°-gs° die aus Holz sind und noch gebaut werden müssen) spielt!

    Ich habe es auch direkt vorintoniert. Der Principal hat einen sehr weichen flötigen Klang! Hach macht das Spass...











    Und hier noch ein anderes Detail: Das eingefräste Schloß für die Kniebrettfüllung:







    Es ist schon toll wenn man die ersten Erfolge erzielen kann! Der Einbau und das spielen des Principal 8' war die Belohnung für alle bisherigen Mühen. Windlade dicht, keine Durchstecher und alles funktioniert (noch) super!







    Als nächstes wird das Gehäuse noch zu Ende geölt, das Pedalwellenbrett gebaut, und dann die Registermechanik. Ganz zum Schluss dann die Holzpfeifen.


  • ... Wie immer wunderschön und inspierierend! Hast Du die Holzgewinde selbst gedrechselt? Die Idee mit den Gewinden finde ich echt gut. Ich habs bei mir nur mit ner Lage Leder zusammengesteckt, aber auch nicht verleimt. Zum Thema Draht im Windkasten biegen habe ich letztens eine tolle Lösung in einer Orgel gesehen, die ich regelmäßig spiele: Bleipulpete mit Schlitz um sie auf den Draht schieben zu können, fixiert in einer Forstnerbohrung im Boden des Windkastens. Durchführungslöcher im Windkastenboden waren gerade so groß, dass der umgebogene Draht durchpasst :-). Die Pulpete hat trotz des Schlitzes genug abgedichtet, es war auch noch eine Scheibe Liegelind (ich glaub auch mit Schlitz drin) unter der Pulpete. Damit kann man den Abzugsdraht jederzeit schnell entfernen. So hat jeder Orgelbauer wohl seine Trickkiste, die das Leben/den Bau erleichtert.



    Gruß



    Jens