Projektvorstellung

  • Hallo Corno_dolce,



    hast du den Luftverbrauch für die größe der Ventilschlitze berechnet, und wenn ja, welche (Faust)-Formel benutzt du? Meine Schlitze sind einiges breiter, bis zu 12 mm für die ersten 8 Töne, bei etwa gleicher Länge wie bei Dir, und gehen dann logarithmisch abnehmend bis 4 mm zu den höchsten Tönen. Ich hoffe, ich bin damit nicht "zu breit" im Bass, aber die Ventile lassen sich noch öffnen, wenn auch mit ordentlich Druckpunkt. Kann ja auch Vorteile haben; immerhin hab ich etliche Transmissionen im Baß, da säuft mir die Windversorgung nicht so schnell ab bei den langen Verführungen.



    Ansonsten sieht das sehr ähnlich aus wie bei meiner Lade, auch die 4 cm Windladendicke ist bei mir identisch, das beruhigt mich schon mal, dass ich nicht ganz verkeht liege mit meinen Maßen.



    Woher hast Du die Idee mit dem Leimpapier? Hast Du das so gelernt, oder macht ihr das in der Firma auch so?



    Gruß



    Jens

  • Hier für Jens nochmal ein Bild von den "Wirbeln" für die Befestigung der Gehäusetüren:







    Der Winkelbalken für die Pedalklaviatur:







    Gehäuse, aktueller Zustand:







    Windlade mit aufgesetztem Windkasten (60mm hoch):






  • "HALBZEIT" Zeit für eine Zwischenstatistik



    ...die halbe Orgel ist fertig. Nach meinen Planungen benötige ich jetzt ein weiteres halbes Jahr bis die Orgel fertig ist. Absolute Rekordzeit... 1 Jahr Bauzeit... naja, warten wir mal ab obs was wird.



    Derzeitiger Stand bzw. fertige Teile:



    -Orgelgehäuse mit allen Füllungen und Türen (Erle)

    -Klaviatur mit Befestigung im Gehäuse (Zeder/Birnbaum/Ebenholz, Befestigung Esche)

    -Pedalklaviatur (Erle/Eiche)

    -Pedalwinkelbalken (Esche/ Winkel aus Weissbuche)

    -Schleifen (Pertinax)

    -Stöcke und Bänkchen (Esche/Erle)

    -Balg (Multiplex/Ziegenleder)

    -Motor/Motorkiste (Multiplex/Fichte)

    -Drossel mit Rollgardine (Multiplex/Eiche)

    -1. Register Principal 8' (ausser Holzpfeifen) (Zn-Pb75%)

    -Manubrien (Knöpfe/Schilder)(Ebenholz)

    -Windlade (Esche/Gabun/Fichte)

    -Ventile (Zeder)



    Noch anzufertigen:

    -Manualwellenbrett

    -Pedalwellenbrett

    -Tontraktur

    -Orgelbank

    -Registermechanik

    -Kuckucksruf

    -Holzpfeifen Bordun 8'/Flute 4'

    -Lagerkonstruktion für Windanlage

    -Windkanäle

    -Prospektraster



    ich habe sicher noch dass ein oder andere vergessen, aber dass ist ja normal.



    Bisher habe ich eine Gesamtbauzeit von

    376 Stunden. An Material habe ich (ca.) folgendes bisher gebraucht:



    -Holz (1 Stamm Erle, 4 Eschenbohlen, 2 Eichenbohlen,

    1 Fichtenbohle, 6 Zederkanteln und geringe Mengen anderer Hölzer wie Birnbaum, Ebenholz usw)

    -2 Multiplexplatten, 2 Gabunplatten

    -Zinn Pr. 8'

    - Laukhuff Ventola (neu)

    -Gebr. Klaviatur

    -Orangen Hartschalenöl (Tasten)

    -Osmo Hartöl 2,5l (Gehäuse)

    -Leder

    Zusätzlich habe ich Kleinteile von Laukhuff wie z.B.

    Bleischeiben und Sämischlederscheiben für die Windlade, Ventilanhänger mit Lederverbindern, Ringschrauben mit Linsen für die Anhängung an den Tasten, Dökchen für die Wellenbretter, Eloxierte Aluwellen, Wellenärmchen, Wellenachsen, Ventilstifte, Blattfedern für das Pedal, Spielfedern für die Windlade und anderer Kleinkram. Die Preise waren wirklich extrem hoch, aber für das Geld kann man die Sachen trotzdem nicht selber machen ;-)



    Insgesamt belaufen sich die Materialkosten bisher auf ca. 2000 € Der Orgelspartopf ist erstmal leer. Das Geld stammt aus dem Verkauf meiner alten Digitalorgel.


  • Nach einer kleinen hitzebedingten Pause (bei dem Wetter mache ich andere Sachen als abends zu arbeiten) geht es jetzt wieder weiter.



    Hier nochmal ein Bild von der Windlade mit den eingesetzten Ventilen:







    Die Abstrakten werden mit den Ventilen über Lederventilanhänger verbunden durch die einfach der Drath gebogen wird. An den Ventilen sind sie mit kleinen Ringschrauben verbunden.



    Und das werden meine Registerknöpfe:

    (Honduras Palisander, ein rötliches Tropenholz, ideal zum drechseln)







    Der Kantel wurde auf Maß gehobelt (42x42mm) und dann an der Kreissäge mit schräg gestelltem Blatt 8 eckig gesägt, dann noch mittig zentriert, so ist er für die Drechselbank vorbereitet.



    In den nächsten Tagen/Wochen wird es also wieder ein paar Berichte geben.

  • Die Windlade ist nach dem aufleimen der Liegelinddichtungsringen für die untere Schleifendichtung nun endlich fertig und wird bald ein gebaut:







    Hier die Verriegelung des Windkastens:







    Der Motor befindet sich auch schon in der Motorkiste und hat seinen ersten Probelauf mit angeschlossenem Balg und der Drossel auch schon hinter sich. Es handelt sich um den zweitkleinsten erhältlichen Motor. Dieser "Ventola" wird bei Laukhuff hergestellt:







    Die Orgelbank ist ebenfalls fertig und muss nur noch geölt werden, auch Sie ist in Erle gebaut:







    Hier noch mal ein Blick auf den unteren Orgelteil mit schon eingebauter Kniefüllung:




  • Hallo,



    das ist ja schön, dann kann ja vielleicht bald schon der Prinzipal das erste mal erklingen (bin schon neidisch *g*). Meinen Manualklaviaturen gehts auch gut, die werden wohl diesen Urlaub so gut wie fertig. Hatte heute auch die Kamara in der Werkstatt dabei, habe nur dummerweise die Speicherkarte vergessen reinzutun...



    Weiterhin frohes Schaffen!



    Gruß



    Jens

  • Hallo Corno_dolce,

    das sieht alles sehr schön aus.

    Allerdings würde ich bei dem geringen Pedaleinschub und ohne vordere Abstellmöglichkeit für die Füße bald verzweifeln...

    Gruß Josef

  • ...nicht jeder braucht eine Abstellmöglichkeit :-) Es ist doch klar dass jeder etwas anders machen würde, hier baue ich eben so wie es MIR gefällt.



    So und nun ein paar Bilder von der heute eingebauten Windlade:







    Nach dem herausnehmen der Prospektfüllung kommt man problemlos an die Spunddeckel. Die Füllung über den Klaviaturen kann man ebenfalls rausnehmen um das Wellenbrett zu regulieren.







    Die Prospektfüllung ist jetzt auch schon mit schwarzem Tuch hinterspannt, in der Mitte werden bald die Prospektpfeifen des Principal 8' stehen.







    Als nächstes im Bau:



    Wellenbrett Manual und Pedal

    Prospektraster und Prospektstock

    SPielmechanik

    Registermechanik

  • Es gibt so viele historische Vorbilder die ebenfalls kein "Trittbrett" haben. Man kann die Füße ja auch hinten auf der Orgelbank abstellen...

    ...übrigens wird die Orgel ziemlich direkt neben meinem Sofa stehen, wenn ich es mir also bequem machen will leg ich mich dahin.

  • Hallo zusammen,

    hier beschreibe ich euch den Bau meines Manualwellenbrettes dass heute fertig geworden ist.

    Für Leute die sich nicht vorstellen können wie so ein Wellenbrett entsteht eine genaue Erklärung. Zunächst einmal muss man eine Zeichnung machen. Man braucht dazu folgende Maße: Den Platz für das Wellenbrett (Länge und Breite) und dann als Anhaltspunkt einen Ton der durchgeht. Mann misst also einen Ton auf der Lade und zieht in mit einem Lot auf die Klaviatur runter, dieser Ton braucht keine eigene Welle sondern hat eine durchgehende Abstrakte. Dann reisst man an diesem Bezugspunkt oben die Windladenteilung an (Abzüge) und unten die Klaviaturteilung (Mitte Taste)

    Dann verbindet man platzsparend diese Punkte miteinander. Eine solche Zeichnung kann so aussehen:







    Dann fertigt man das Brett an (hier aus 20mm Eiche) , legt die Zeichnung darauf und pickt sich die Punkte an an denen später das Wellenlager, auch Döckchen genannt sitzt. Diese Punkte sind in der Zeichnung durch kleine Zirkelschläge zu erkennen mit denen man den genauen Punkt vom Wellenärmchen aus anreisst. Nachdem das Brett gebohrt ist werden probeweise die Lager eingesteckt, jeweils eine Seite kann schon mit Hilfe eines Winkels eingeleimt werden der ein absolut gerades Sitzen gewährleistet. Die Methode schon ein Döckchen einzuleimen verhindert dass beim einsetzen der Wellen keine Reibung durch schiefen Sitz entsteht. VORSICHT beim einleimen von Lagern der kleinen Döckchen, hier könnte es nachher eng werden wenn die Welle so kurz ist dass man sie nicht mehr eindrücken kann ohne die Achse zu verbiegen:







    Dann werden die Abstände der Döckchen zueinander gemessen, und daran die Wellenlänge bestimmt. Ich habe die Wellen aus 8mm eloxiertem Alurohr gemacht. Die Wellen vorher mal zwischen die Döckchen legen und entsprechend einpassen. Am besten ist wenn auf jeder Seite ein halber Millimeter Spiel ist. Die Wellen lassen sich bewuem an der Schleifmaschine mit Parallelanschlag abschleifen, VORSICHT: Wird heiss, und Schutzbrille tragen (Funken, Rückschlag etc.)







    Dann müssen die Wellen gebohrt werden. Hierfür habe ich eine Spezialvorrichtung von Laukhuff benutzt die man aber auch nachbauen kann. Es handelt sich um einen STahlklotz mit zwei Bohrungen. die eine um die Welle einzustecken, die andere um das Loch zu bohren. Zuerst das erste Loch, dann wird die Welle andersrum in einen zweiten Klotz gesteckt und mit einem Stift fixiert der gewährleistet dass die Löcher genau an der gleichen Position sind:



    Welle mit erstem Loch einstecken:







    Fixieren:







    und zweites Loch bohren:







    Danach müssen die Wellen mit einer Reibahle aufgerieben werden die einfach in eine Bohrmaschine gespannt wird, denn beim schleifen und Bohren entsteht in der Welle ein Grat der das reinstecken der Achse für das Wellenärmchen verhindert.

    Nach dem aufreiben mischt man einen zwei Komponentenkleber an und klebt zuerst die Achse rein:







    Dann wird das Wellenärmchen welches ein Gewinde hat eingeklebt. Vorsicht, nicht überdrehen sonst bricht es ab.







    Man achte darauf die Position absolut waagerecht oder vertikal einzustellen denn wenn der Kleber trocken ist kann man nur noch durch ruppiges biegen korrigieren. Kleberrückstande an der Achse sofort mit Aceton abwischen, er stört später im Wellenlager und könnte die Welle schwergängig machen.



    Erste Welle fertig: (ja, dass bin ich)











    Nach dem Kleben können die Wellen eingebaut werden, fertig :-) Bauzeit: 8 Stunden, alle Kleinteile bei Laukhuff erhältlich.







    Manche wundern sich sicher dass ich sowenig Wellen habe: Ich habe ab b' durchgehende Abstrakten da ich die Lade dort mit Tastenteilung gebaut habe.

  • So, jetzt sind schon mal probeweise die Prospektpfeifen eingebaut, jetzt habe ich die genauen Maße für die Anfertigung des Rundbogens der die Enden der Pfeifen noch verdecken wird.






  • Der Bogen ist fertig, und die Füllung geölt. Der Bogen besteht aus den drei verschiedenen Erlensorten die ich für die Orgel verwendet habe. Ich fand das ganz interessant, denn hier kommen auch verschiedene Farben wie in einem Regenbogen zusammen:







    Der Einbau der Spielmechanik beginnt:







    Die Abstraktenverbinder für die durchgehenden Drähte:

    (aus Honduras-Palisander, hatte ich noch von den Registerknöpfen übrig...)






  • Wahnsinn welche Massen an Kommentaren und Reaktionen es wieder gibt... seit dem 31.7. schreibe ich wieder für mich alleine, wofür eigentlich die ganze Dokumentationsarbeit?!

  • Sieh's doch mal so:



    - Du hast gut dokumentiert; falls später mal jemand fragt oder du dich fragst "wie hab ich das damals gemacht" hast du genug Bilder und Text da

    - Manche von uns hier kommen aus dem Staunen nicht mehr raus, was Du für Qualitätsarbeit ablieferst

    - Manche denken nur "ist das schön". Dafür extra Kommentare zu schreiben ist nicht nötig, vor allem wenn sich die Bilder selbst erklären und keine extra Fragen aufkommen. Interessanter als die Zahl der Antworten ist wohl der Besucherzähler dieses Threads. Kannst Dir ja mal die Zahlen notieren zwischen zwei Tagen, da kommt sicherlich einiges zusammen.

    - Viele loggen sich nur selten hier ein, daher ab und zu wenig Resonanz



    Ich schreib auch nicht zu jedem Bild was, aber schau fast jeden Tag rein obs denn was neues gibt.



    Die Mechanik sieht schon mal gut aus. Hätte aber noch ne Frage zu den Abstraktenverbindern: Wie kommen da die Abstrakten dran?



    Gruß



    Jens

  • Hi, wo kann man die Besucherzahlen denn lesen?!



    ...öhm, die Verbinder sind ganz simpel:



    oben ist ein 2mm Loch drin, da geht der Abzugsdraht durch und wird in dem großen Loch mit einer Ledermutter festgehalten. Das grosse Loch dient also der Möglichkeit des regulierens. unten ist ein Schlitz eingesägt wo später ein kleines Holzstück reingeleimt wird, durch dieses Holz kommt der Draht der von der Taste geht durch und wird da drin umgebogen.

  • Fast täglich lese ich das Forum; könnte aber bisher nicht reagieren.



    Ich anerkenne die Arbeit von Corno Dolce (Orgel und Beschreibungen) sehr; selbstverständlich auch die anderen. Wie gesagt: die Beschreibungen sind auch gut wie Dokumentation: meine Orgelprojekt geht nicht so schnell, (Kleine Truhenorgel mit Gedackt 8' und Spitzflöte 4') wenn mann nur einige Stunden pro Woche daran arbeiten kann. Unterkaste und 2/3 der pfeiffe sind fertig.



    Entschuldigung für meine Deutsch: ich bin Holländer