Offenes 16-Fuß-Register?

  • Im Zuge der jüngsten Diskussion wegen angehängten oder eigenständigen Pedals kommt mir eine alte Sache in den Sinn, zu welcher ich Eure Meinung hören möchte, was haltet Ihr von einem offenen 16-Fuß-Register?



    Der Heiko schrieb vor längerer Zeit einmal, als es um 16-Fuß-Quintadena im Pedal ging:

    "Der 16' soll im Pedal viel Fundament geben, dafür braucht er ... einen ausgeglichenen Obertonaufbau (um mit zugezogenen Registern klanglich "wachsen" zu können) und viel Grundton. Ideal sind für sowas schöne offene 16', aber dafür reicht bei den meisten Orgeln und insbesondere bei Hausorgeln der Platz nicht. Bleibt also ein gedeckter 16' "



    Seit einiger Zeit liegt bei mir tatsächlich ein 16-Fuß-Holzregister herum, lediglich C und D sind gedackt (Cis fehlt), zum Absägen und deckeln eigentlich zu schade, zum Aufstellen aber zu lang...



    Nachdem es mir nun anscheinend gelungen ist, mir den noch nicht ausgebauten Dachboden endgültig als Konzertsaal "zu erobern" (Dialektik Joh. Meyer), ergeben sich zwei Möglichkeiten, den 'Prinzipalbaß' aufzubauen, einfach die Pfeifen waagrecht hinter der Orgel aufeinander zu legen, wobei sie dann mit der Mündung nach rechts an der Wand entlang in den Raum hineinragen, oder aber die Deckenbretter über der Orgel heraus zu nehmen und die Pfeifen durch die Zangenbalken bis zu dem First des Daches hinaufragen zu lassen; ein geradezu sphärischer Klang überhalb der Zimmerdecke von dem Spitzboden herab gäbe dem Baßton eine besondere, allumfassende Würde -

    oder ist das alles Spinnerei?



    Es grüßt Euch, etwas abgehoben,

    Wolfgang.

  • Hallo Wolfgang!



    Dies ist keine Antwort auf das Thema, sondern ein Lebenszeichen meinerseits!

    Ich habe Dich bereits über den foreninternen E-Mail-Server zu erreichen versucht, aber möglicherweise hast Du die Nachricht nicht gelesen.

    Gib mir doch bitte Deine normale E-Mail-Adresse an

    p.seber@gmx.de, ich habe sie leider verlegt.



    Grüße derweil,



    Patrick

    Nov. SJB

  • Es gab mal ein Orgelfreund (bestimmt sogar mehrere) aus Porta Westfalica der/die ein akustisches 32' hatten.



    Google mal auch noch nach residence organ 32 ...

  • Hallo Wolfgang,



    einen offenen 16' mit 5 m Länge für eine Hausorgel halte ich architektonisch/optisch und technisch für überdimensioniert. Klanglich könnte ich mir einen Violon 16' mit niedrigem Aufschnitt durchaus vorstellen.



    Eine Quintade 16' (sogar ein Subbass nach Bormann-Mensuren, C etwa 12 x 16 cm) erzeugt einen zu schwachen Grundton, bei einer Vertiefung auf 12 x 24 cm hätte man zwar eine gute Möglichkeit des "Mitwachsens", aber der normalhohe Aufschnitt (1/4 der Tiefe) wird damit ca. 6 cm hoch, also 1/2. Damit wird der Ton wieder unklar, langsam ansprechend und obertonarm, bei Verringerung des Aufschnittes auf 3 cm (= 1/4) zu schwach. "Viel Grundton" bei gleichzeitig genügend Obertönen und schneller Ansprache kann man nur mit einer weiten Mensur und gleichzeitig niedrigem Aufschnitt erreichen. Dies führt dann zu Maßen und Luftverbrauch, die nicht so recht zu einer Hausorgel passen.



    An einer Probepfeife Subbass 16' (12x16 cm, U-förmig gekröpft, also ca. 1,20 m lang) musste ich feststellen, dass der Ton (zumindest in einem Werkstattraum) viel zu schwach ist.



    Aus der Unterhaltungsmusik sind wir seit mehreren Jahrzehnten einen starken grundtönigen (elektronisch erzeugten) Bass gewöhnt. Ohne ihn klingt jede Musik "dünn". Dem wird auch beim Neubau/Umbau von Kirchenorgeln Rechnung getragen, in dem wieder mehr (reale) 32' Register gebaut werden und die Manual-16'-Quintaden durch Borduns ersetzt werden. Obwohl ich selbst "nur" ein Positiv mit tiefstem Register Gedackt 8' und ohne Pedal (gebaut) habe, sind für mich "Pedal" und "16'/32'-Bass" wesentliche Merkmale von Orgelmusik. Will man in einer Hausorgel auf beides nicht verzichten und hat nicht genügend Platz, bleibt noch die - problematische - elektronische 16'-Klangerzeugung bzw. das klanglich nicht optimale Regal 16', das aber dann auch im Manual spielbar wäre.



    Viele Grüße

    Reinhold


  • Niemand hat größere Ehre denn die, daß er seine Adresse lässet für seine Freunde -



    Wolfgang-Spitz@web.de

    Nürnberger Straße 93, 91052 Erlangen



    - gleichwohl unterstütze ich die an anderer Stelle ausgesprochene Mahnung, den Schutz persönlicher Daten zu respektieren; Altmeister Bormann als Gründungsvater des Hausorgel-Freundeskreises lehnte es ab, Mitgliederlisten mit Anschriften herauszugeben, nun je, ich habe damit nun keine Probleme, im Gegenteil, wir freuen uns immer über liebe Besucher!



    In medias res: Verstehe ich Dich recht, Reinhold, in Deiner Meinung, lieber die offenen 16-Fuß-Pfeifen abzusägen und daraus ein 16-Fuß-Gedackt zu fertigen, weil neben der "architektonisch/optischen" Überdimensionierung auch technische Probleme wegen mangelhafter Windversorgung drohen; immerhin muß ich keine Platzprobleme fürchten, auch wenn ich mit dem zur Verfügung stehenden Raum nicht geradezu 'aasen' werde können, so sollte es doch möglich sein, notfalls für die Pedallade einen eigenen Balg unterzubringen.



    Was das 'akustische' 32-Fuß-Register anbetrifft, so wagte ich es nicht, hier meine Gedanken spielen zu lassen, anscheinend bin ich aber nicht allein damit, der Aufwand erscheint dabei nicht einmal so hoch, einzig bliebe zu klären, ob sich ein offener 16-Fuß-Klang mit der 10-Fuß-Quinte tatsächlich zu einem 32-Fuß-Klang mischen würde, ein Versuch wäre es allemal wert.



    Nun will ich aber einhalten und nicht schon das berühmte Fell des Bären verteilen, es gilt jetzt erst einmal, den Dachbodenraum wohnlich herzurichten, allein das Einlagern des angehäuften Orgelteile-Sammelsuriums rechtfertigt noch lange nicht, vom Baubeginn der Grande Orgue zu sprechen!



    Wolfgang.

  • Hallo zusammen,



    nach längerer Zeit möchte ich mich auch mal zu diesem Thema melden.

    Da sich so langsam das Ende meines Orgelprojektes

    nähert, hier einige Erfahrungen die ich gesammelt habe:

    Im Pedal ist ein Subbaß 16' und ein Fagott 16'

    halbe Länge vorhanden.

    Da mir auch die dunklen Töne der Romantik besser gefallen als das helle Barock Plena, habe ich mich entschlossen im 1. Manual ein 16' Gedackt allerdings ohne die große Oktave zu intallieren.

    Ich finde es reicht völlig.Ich hatte erst überlegt, die grosse Subbaß Oktave mit einem 2. Ventil zu versehen und mit dem Manual Register zu koppeln(als Zartgedackt), aber habe es letztlich nicht gemacht.

    Ich denke für mich reicht das Bassfundament der Orgel aus.

    Beim experementieren im Pedal habe ich unter anderem festgestellt das man mit C und G einen akustischen(32') Ton auch mit dem Ssubbaß erzeugen kann, was aber zu Schwingungen in der Glasvitrine führt und meine Frau veranlaßte zu protestieren.

    also habe ich davon abgesehen.

    Aber es war ein sehr interessantes Experiment.



    Grüße aus Gladbeck



    Harald

  • Lieber Wolfgang...

    Es tut mich wirklich freuen zu wissen dass du endlich deinen Unterdach als Konzertsaal ausgebaut hast... und auch zu hoeren dass du in deiner Hausorgel einen 16' einbauen willst. Ja, du hast ja recht: ein offenes 16' ist immer ideal. Zungenregistern, wenn auch langbechrig, sind noch immer zu obertonreich. Gedaktregistern sind, im Gegenteil, zu stumpf.

    Leider sein offene 16' Registern viel zu hoch auch fuer vielen Kirchen...

    Es gibt aber eine alternative loesung: statt eine 16' lange Pfeife zwei 8' lange pfeifen. Eine sollte zu einem Gedackt 16' werden und die andere zu eine Oktav 8', wobei die beiden koennten aus Holz gebaut sein. Du brauchst kein besonder starkes 16' Gedackt und eine salizionalhaftige Oktav 8'. Es wirkt beide fuer die ersten Toene, wie auch auf das ganze Register. Im zweiten Fall koenntest du auch, nach entschprechende bauweise der Registerzuege, auch nur den 16' bzw den 8' erklingen lassen.

    Der Orgelbauer Zeni, der du bei mir in der Kirch, kennengelert hast hat dies fuer die ersten 5 Toene eines Prinzipals 8' einer kleinen Orgel verwendet, und muss sagen dass die Unterschied zum offenen Pfeifen ist fast kaum zu hoeren. Er hat dafuer einfach die ersten 5 Pfeifen der Rohrfloete 8' verwendet und 5 extra enge holzernen 4' Pfeifen dazu gebracht. Das Platzvorteil ist gross.



    Fabio Rigali








  • Das Thema 16'-Basis des (Haus-)Orgelpedals scheint, wenn man die Diskussionen im Forum ansieht, tatsächlich sehr interessant. Gehe ich recht in der Annahme, dass die Assoziation "16'/32'-Basis<->Pedal", gekoppelt mit der heutigen Gewöhnung an starke Bässe (was ja nicht unbedingt verwerflich ist), dazu führt, dass der insgeheime Wunsch nach einem Kirchenorgelklang einer Hausorgel maßgeblich durch 16' im Pedal befriedgt wird?



    Daß starke grollende Bässe eine Erscheinung der "Neuzeit" sind, muß ich allerdings immer wieder überdenken, wenn man die romantischen, vor allem Ladegast-Orgeln hört. Trotz der immernoch damals "konservativen" Dispositionsweise dieser Orgeln sind sie sehr grundtonreich, und "des Basses Grundgewalt" wird hier durchaus als entscheidendes Kriterium für den Klang sein (vgl.Einspielung z.B. Einspielungen Liszt'scher Orgelwerke auf diesen Orgeln, in Merseburg oder Schwerin).



    Wenn nun jemand eine Hausorgel baut, dann muß man unterscheiden, ob er auch Hausorgelklang haben will (vgl. Bormann "Die Liebhaber alter Positivmusik..."), oder ob jemand doch lieber einen romantisch-symphonischen Touch haben möchte. Ich denke, mit dem vorhandenen Platz ist das durchaus kein Widerspruch zur Hausorgel, es ist allerdigs schwer zu realisieren wg. fehlendem Nachhall und anderer Mensurierungsgesezte (kein drückender, "brummender" Klang).



    Ich bin selbst einer von der Sorte, die beim Spielen eines Pedaltones bei Plenum-Stücken mit diesem Bassklang rechnen, der Töne hervorbringt, die man eben nicht mehr singen kann. Jedesmal bin ich ein wenig enttäuscht, wenn es "nur" ein 8-Fuß-Pedal ist. Man gewohnt sich schnell an diesen kammermusikalischen Klang, und ich finde ihn durchaus befriedigend, aber wenn man selbst eine Orgel baut, steht man vor der Frage, ob man nicht einen 16'-Klang realisieren kann.



    Ich habe aber auch selst keinen Platz, noch nicht mal für ein Gedecktes 16', leider. Der eigenständige 8' im Pedal war schon schwer erkämpft und nur mit Pfeifen zu realisieren, die sich die Seitenwände "teilen".



    Dass man also so zu keinem echten labialen 16'-Klang kommt, ist klar. Nun bin ich bald (6 Monate?) stolzer Besitzer einer Suboktavkoppel ManII-Pedal. Dort steht Quintade 8' und Oboe 8' vollbecherig. Die 16' Extension der Zunge habe ich auch schon länger rumstehen, ein beledertes Fagott 16' C-H mit engen halblangen Holzbechern. Das ist besser als eine kurzbecherige Zunge, aber es ersetzt kein Labialregister 16'.



    Vor einiger Zeit habe ich Harmoniumzungen 16' C-H geschenkt bekommen. Nachfragen im Forum ergeben, dass einfache Verwendung dieser Zungen einen brummigen, obertonschwachen und schlecht mischungsfähigen 16' Klang erzeugen. Das ist ja gerade nicht das, was man mit einem 16' anstellen möchte.



    Von den romanischen Orgelbauern sind mir Posaune 16' durchschlagend allerdings in guter Erinnerung. Sie mischen zwar nicht total, aber sie brummen bei richtiger Dimensionierung auh nicht. Allerdings sind die Zungen hier riesig im Vergelcih zu den Harmoniumzungen (A. Eifert, Laucha a.d. Unstrut, Orgel von 1860, C von Posaune 16' ca. 5cm*15cm bei 1mm Stärke). Sicherlich ist dieses Register aber auch zu laut für ein "Haus", geschweige denn für eine Wohnung.



    In einschlägigen Publikationen hat Herr E. Zacharias nun vor einiger Zeit das "Register mit gewendeter Zunge" vorgestellt, wo der Resonator die Schwingung der Zunge bestimmt. Es sollen auch enge und obertonreiche Pfeifen gebaut werden können (viel enger als Subbass 16'), die immernoch einen "gesunden" Grundton erzeugen. Der Klang soll laut Erfiner mit dem klang durchschlagender Zungen nichts gemein haben, da die Zunge nicht mehr durch das Plätthen hindurchschwingt. Der Resonator bestimme total das Frequensspektrum.



    Hat jemand Erfahrung mit einer Probepfeife oder etwas in der Art? Ich bin noch nicht dazu gekommen, eine zu bauen, und der Platzbedarf für einen 16' mit gewendeter Zunge und halblagen Bechern ist sicherlich auch recht groß, aber es klang für mich wie eine akzeptable Lösung zwischen "brummender Hammoniumzunge" und Subbass 16'...



    Oder aber, der Platz für Subbasspfeifen wird sich mit der Zeit einfach genommen werden müssen, wenn man nicht verzichten kann...



    Ulf