Mensuren für Positiv

  • Hallo werte Hausorgelbauer,



    z. Zt. bin ich beim Aufreißen eines Positivs (C – f3) mit angehängtem Pedal (C – c1). In Anlehnung an Bormann sind folgende Register vorgesehen:

    Gedackt 8´

    Rohrflöte 4´

    Prinzipal 2´

    Zimbel 2 f.

    Terz 1 3/5´



    Es stellt sich nun die Frage, welche Mensuren und somit Pfeifenabmessungen verwendet werden sollen. Zur Auswahl stehen die Mensuren nach J. Boersma mit konstanter Vertiefung (bei 8´und 4´: 1.61; bei 2´: 1.27) oder die Bormann´schen Mensuren mit steigenden bzw. abfallenden Vertiefungen (bei 8´: 1.4 - 1.93; bei 4´: 2 - 1.3; bei 2´: 1.45 - 1.22).



    Welche Mensuren würden erfahrene Hausorgelbauer empfehlen? Hat vielleicht jemand die beiden Mensuren (in Truhenorgel von J. Boersma bzw. Positiv von K. Bormann) vergleichend hören können?



    Mensuren im Vergleich (Taste C und c3):

    nach J. Boersma:

    8´: 87.8/54.5 16.9/10.5

    4´: 55.1/34.2 11.3/7

    2´: 31.5/24.7 6.5/5.1



    nach K. Bormann:

    8´: 91/65 27/14

    4´: 70/35 15/11.5

    2´: 32/22 6/4.9



    Vielen Dank im voraus für Ihre Anregungen.



    Mit freundlichen Grüßen



    Martin Stumpf

  • Hallo Herr Stumpf,

    haben Sie schon mal daran gedacht, sich aus beiden Mensuren einige Probepfeifen zu fertigen und zu intonieren. Dann könnten Sie selbst vergleichen, ggf. sogar in dem für das Positiv vorgesehenen Raum. Nebenbei haben Sie eine schöne Übung im Holzpfeifenmachen.

    Ich weiß, manche Hausorgelbauer möchten das Meiste fertig serviert bekommen, um keine Mühe und Zeit für "schlechte" Erfahrungen zu vergeuden. Aber auch im Amateur-Bereich gilt das Sprichwort mit dem Fleiß und Preis ... .

    Also - selber probieren! Die Erfahrung kann Ihnen keiner mehr nehmen.

    Ihr Michael Stumpf

  • Hallo Herr Stumpf,



    aus meinen Erfahrungen beim (Holz-)Pfeifenbauen kann ich sagen: Mensurtabellen sind höchstens Anhaltspunkte, um nicht zuviel von Beginn an falsch zu machen. Der Klang aber entsteht zwischen Kernspalte und Oberlabium und die Gestaltung dieser Teile ist entscheidend, doch fast nirgendwo gut beschrieben. Der Grund ist wohl, dass eine Beschreibung schwierig, wenn nicht unmöglich ist, welche Bearbeitung welchen Einfluss hat. Rauhe Holzteile sind natürlich zu glätten, manche polieren oder lackieren sie. Doch welche Rauhtiefe ist die richtige ? Das muss selbst durch Erfahrungen gesammelt werden. Alte Pfeifen haben durch die Luftströmung mit den darin enthaltenen Partikeln eine natürliche Glättung über die Zeit erhalten. Vielleicht ist das teilweise ein Grund für den schönen Klang mancher alten Orgel.

    Meine Kleinorgel Opus 1 / 1987 habe ich unter Zuhilfename der Mensuren von Karl Bormanns Buch "Die Heimorgel" gebaut. Auch für heutige Verhältnisse sind diese Mensuren für eine Hausorgel als durchaus passend anzusehen, obwohl mancher Hausorgelfreund weiter bauen wird. Beim Bau als einziges Register würde ich heute allerdings das Gedeckt 8' weiter bauen.



    Ein Metall-Pfeifenbaukurs, wie er auf der Tagung 2002 des Arbeitskreises in Katwijk, Niederlande, angeboten wird, ist sicher ein guter Einstieg in die Welt der Pfeifenklanggestaltung. Sehen wir uns dort - ich bin da ?



    Viele Grüße

    Thomas Reinhardt