Dispositionsprinzip Fontainebleau

  • Als Schnittstelle zw. frz. und deutsche Orgelkultur habe ich gemerkt, dass es keinerlei (?) deutsche Webseite mit dem Thema Dispostionsprinzip der Orgel des Schlosses (Kapelle) in Fontainebleau. Selbst in frz. Sprache fand ich nichts. Ich komme somit meine Pflichte entgegen.



    Es ist, denke ich, für Hausorgeln interessant. Ich denke gerade an wem sich überlegt ein Instrument ohne 16' zu bauen...



    Die Orgel (Cliquot 1772) hat folgende Disposition:



    III (c1-d3) Cornet V

    II (AA-d3) Flûte 8 - Bourdon 8 D - Prestant 4 B - Trompette 8 - Clairon 4

    I (AA-d3) Flûte 8 D - Bourdon 8 - Prestant 4 - Nazard - Doublette 2 - Tierce - Plein-Jeu V - Cromorne 8 - Basson-Hautbois 8

    Pedal: Koppel II fest

    Schiebekoppel I-II

    Stimmung 392 Hz



    Kurzum:

    II ist zugleich HW (forte), Koppelmanual, Pedal und Resonnance

    I enthält quasi die ganze Farbpalette,

    III lediglich das meist gespieltes und kontrastierendes Register.



    Somit:

    - sind die damals gefragte Registrierungen fast allesamt spielbar, inkl. dialogue de Cornet et Trompette avec accompagnement de Flute usw.

    - klingt die Orgel fast in 16' (von AA ein Ton tiefer gestimmt!)

    - Ist die Koppelanlage und Mechanik sehr bescheiden



    Quelle: Yves Fossaert, Reflexion sur les compositions originales, in Les facteurs d'orgues francais, nr. 18, Paris, 1994



    Die Dispostion wurde in Lausanne http://www.atelier-quoirin.com/Lausanne.htm nachgemacht.



    Sicherlich würden wir heute einiges anders machen. Das Pedal an II bräuchte z.B. mit heutigem Umfang Doppelventile (und Kanzellen) von c1-f1.



    Mein Geschmack in Richtung Symphonik schwebt mir nach so etwas (auf eine Drilling-Lade, man gönnt sich sonst ja nichts...):



    III (c-c4) Gambe 8 - Voix Angélique 8

    II (C-c4) Bourdon 8 - Flûte octaviante 4 - Octavin 2

    I (C-c4) Gambe 8 (Tr III, C-H extra) - Flûte octaviante 4 (WS mit II)

    Pedal zu II, kein Koppel, Gesamtschwellwerk



    Also 5 Register, eine Transmission und eine Wechselschleife. Davon habe ich schon 3 Register: die Gamba ist von C-Gis gedeckt (A ist schon ein Höhenmonstrum...); Das Gedackt 8 ist englisch-symphonisch, die Flute octaviante 4 ebenso.



    Damit könnte man sogar ein fast transportables Instrument entwerfen können. (Oh mann, endlich eine Faure-Requiem taugliche Leihorgel!)



    Zur Diskussion, falls Interesse besteht.



    François