Vorschläge Rohrflöte Boersma

  • Liebe Leute



    ich bin daran eine Truhe nach Boersma zu bauen. Inzwischen bin ich bei der Rohrflöte 4' angekommen. Ich kann keinen Hinweis auf die Dicke des Vorschlages finden. Da dieser aber einen nicht unerheblichen Einfluss auf Klang und Tonhöhe hat frage ich mal in die Runde nach Erfahrungswerten. Vielen Dank für Tipps.



    Mit Gruss Thomas

  • Hallo Thomas,



    die Vorschläge von Gedacktpfeifen mache ich in etwa 1,5 mal so stark wie die Wandstärke. Man kann die Vorschlagdicke natürlich mensurmäßig von Pfeife zu Pfeife abnehmen lassen, wesentlich einfacher ist es aber in Gruppen zu arbeiten. So macht es Boersma bei den Wandstärken auch. Der Einfluss der Vorschlagdicke in Bezug auf Tonhöhe und Klang kommt mir nicht besonders groß vor. Er darf nur nicht zu dünn sein, denn ein dicker Vorschlag wirkt ähnlich wie ein Unterbart und stabilisiert damit das Luftband.



    Grüße Stephan

  • Hallo Thomas,



    meine Vorschlaege fuer den 4' Holzprinzipal habe ich aus 5 mm Obstholzresten gefertigt. Im Bereich des Labiums bekamen die Pfeifen eine 1/4-Stabfraesung. Was aussieht wie zur Zierde hat auch einen praktischen Grund, eine Ausduennung im Kernspaltbereich und die Verhinderung des Kastenbartes. Und die Luftstroemung, die ausserhalb des Vorschlages, durch die Sogwirkung der Luft aus dem Kernspalt, herangezogen wird, kann durch besser "mitgenommen" werden.



    Bilder der Vorschlaege sind auf http://www.hausorgel.de / Bereich Technik / Herstellen von Oberlabien / letztes Bild rechts unten.



    Gruss

    Thomas Reinhardt

  • Wie die beiden vorangegangenen Erfahrungsberichte zeigen gilt es zu unterscheiden zwischen gewöhnlichen Pfeifen, welche lediglich den Grundton erzeugen, dazu zähle ich Gedackte, Flöten und wohl auch Rohrflöten, und den Pfeifen, welche neben den Grundton auch durch Überblasen den Oberton erzeugen, Prinzipal und Quintadena; während bei ersteren, wie der Stephan anführte, "der Einfluß der Vorschlagdicke nicht besonders groß" sei, was sich vollkommen mit meiner Erfahrung deckt, erweist sich die Stärke des Vorschlags an der Unterlabiumkante bei letzteren als durchaus bedeutsam, Thomas' Vorschläge für das Holzprinzipal erinnern stark an die Unterlabien von Metallpfeifen.



    Bormann empfiehlt für Quintadena wulstartig vorstehende Unterlabien; ich konnte bislang keine einheitlichen Grundsätze für die bestmögliche Form des Vorschlags finden, während einige Quintadena-Pfeifen problemlos auch bei dicken Vorschlägen erklingen, verlangen andere bei sonst ansich gleichen Abmessungen im Labienbereich dünnere Vorschläge; glücklicherweise ist der Aufwand nicht groß, mit verschiedenen Vorschlaghölzlein zu versuchen, die für jede Pfeife jeweils beste Form zu finden,



    mit dem Vorschlag, die Vorschlagstärke einfach experimentell festzulegen, grüßt Euch

    Wolfgang

  • Liebe Leute



    Vielen Dank für die Hinweise betreffend Vorschläge. Die Pfeifen C-H (gedackte) sind nun fertig und vorerst eingebaut und klingen ;-).

    Die Vorschläge habe ich fast 2 mal dicker als die Wandstärke genommen. Aufschnitte wie von Boersma angegeben. Das Blättchen am Kern so weit abgeschliffen, dass die Pfeife ohne Kartoneinlage schwach klingt. Dann ca. 0.6 mm (2x 160gr. Papier) zwischen Pfeife und Vorschlag (für mein dafürhalten einen recht üppigen Kernspalt). Das Oberlabium hat ungefähr eine Dicke von 2mm - 1,5mm. Mit dem Klang bin ich sehr zufrieden und er ist direkt ohne weitere Intonationsarbeit schon recht gut ausgeglichen. Das erstaunt und erfreut mich natürlich.

    Es scheint, dass sich die Pfeifen nach Boersma gut mit dem bereits eigebauten Gedackt aus einer Hofbauer-Orgel vertragen. Die Mensuren dazu sind fast identisch, allerdings ist der Hofbauer-Gedackt sehr stark in Richtung Quintatön intoniert und relativ leise.

    Ein Problem :-(( hatte ich allerdings bereits mit dem Gedackt und das verschärft sich nun mit der Rohrflöte. Ausschliesslich der Ton F (gross F) "frisst" dermassen (Wind?), dass der gesamte Klang zusammenbricht und alle Töne um etwas weniger als einen halben Ton absacken. Nicht wirklich hübsch.... Was mich erstaunt, ist, dass das nur passiert wenn im Bass das F gespielt wird. Ansonsten ist der Wind sehr angenehm und auch die tiefen Töne lassen die Hohen leben. Ich habe die Windversorgung nach Boersma gebaut, daran allerdings einen etwas grösseren Vetola als von Boersma vorgeschlagen angeschlossen (also an fehlendem Wind sollte es nicht liegen).

    Wer kennt das Problem und hat Lösungsvorschläge?



    Mit herzlichen Grüssen zum neuen Jahr

    Thomas Rink


  • Hat die F-Kanzelle vielleicht eine Undichtigkeit? Bei großen Ventilen könnte dann beim Drücken der Taste eine größere Menge Luft abfließen und den Druck zumindest bis zur Reaktion der Drossel/des Ladenbalges/des Schwimmerbalges abfallen und dann wieder ansteigen lassen.