Gebläsepositionierung

  • Will man bei einer Truhenorgel das Gebläse im Kasten integrieren, so kann man es unten neben der Windlade unterbringen, was stabil wäre, aber den Kasten erheblich breiter macht, oder wie ein "Hochsitz" über die Diskantpfeifen setzen, was mir in meinem Hause viel besser passen würde.



    Ich habe eine solche Lösung zwar noch nicht gesehen, das Gebläse kommt scheinbar immer eher in den Keller als auf den Dachboden. So frage ich mich, ob es schon aus Erfahrung Gründe gibt, die zwingend dagegen sprechen? Z.B. "Wäscheschleudereffekt" mit nicht beherrschbaren Schwingungen in Form von Zittern, Brummen, Störgeräuschen.



    Soviel ich weiß, haben nur die nadelförmigen Fernsehtürme den Schwerpunkt zwingend unten (Kalotte, Stehaufmännchen), aber normale Häuser sind z.B. in Holland nicht unterkellert und stehen in Amsterdam dazu auch noch auf Pfählen und das schon Jahrhunderte.



    Grüsse Werner

  • Hallo Werner,



    von einer Positionierung neben oder oberhalb der Pfeifen moechte ich abraten. Erstens ist die Klangabstrahlung des Geblaeses unerwuenscht (selbst im schalldaemmenden Kasten) und zweitens leidet die Zugaenglichkeit zu den Pfeifen zum Stimmen oder Ausheben. Drittens muss der Windkanal vom Geblaese neben den Pfeifen und Registerzuegen zur Windlade herunter und braucht Platz in der Breite der Truhe.



    Eine Moeglichkeit das Geblaese ausserhalb der Truhe anzuordnen ist es im Sitz des Spielers zu verstecken. Er sitzt sozusagen auf dem Geblaese, ein Kanal oder Schlauch geht zur Windlade. Wieso ist die Variante unter der Windlade nicht so gut? Geht es um die fehlende Hoehe?



    Gruss

    Thomas Reinhardt

  • Lieber Herr Bogenschütz,

    von einer Gebläseanordnung "oben" möchte auch ich abraten. Thomas Reinhardt hat dazu einige Gründe genannt.

    Aber "unten" angeordnet ist durchaus machbar. Ich selber habe diese Anordnung getroffen, und daraus ist dann das im Buch "hausorgelbau 2" vorhandene kapitel entstanden (Gebläsekiste und Balg nebeneinander, Windkanal nach oben 2 x verschwenkt zur Windlade).

    Sie selber können sich die Version ansehen auf den Seiten 401 bis 424, da Sie das Buch haben.



    Herzliche Grüße,

    Andreas Richter

  • Bei unserer Hausorgel haben wir das Gebläse über dem Gehäuse an der Wand positioniert. Auf dem Dach der Orgel liegt der Keilbalg, der über einen Schalldämpfer (mit Noppenschaumstoff ausgekleidetes Labyrinth) den Balg von unten speist. Es war aufgrund von Platzverhältnissen keine andere Lösung möglich. Das Gebläse hängt in der Kiste an der Wand, zwischen Kistenwand und Tapete wurde ebenfalls Schaumstoff geklemmt. Alle Anschlüsse sind lose mit Lederflanschen überbrückt. Mit dieser Lösung sind wir zufrieden.

    Wenn uns äußere Umstände nicht zu dieser Lösung gezwungen hätten, wäre das Gebläse weit weg von der Orgel, am liebsten im Nebenraum aufgestellt worden. Einige Geräusche hört man eben immer.

  • Dank für die Antworten!



    Thomas Reinhardt:

    Ja die Variante unter der Windlade geht nicht, ich darf nicht über die Höhe von 85 cm kommen (jetzt Geländerhöhe). Das Positiv kommt auf eine Empore mit Prospektpfeifen nach unten schauend, von der Empore oben gelangt auch notwendiges Licht in den Wohnraum, sie darf deshalb nicht "zugemauert" werden.

    Damit bleibt die Positionierung neben der Windlade und somit eine Verlängerung des Breitenmaßes von 1,20 m auf 1,54 m oder

    hälftig überhalb den letzten Diskantpfeifen mit der anderen Hälfte durch eine Maßerweiterung nach rechts (Schleifen sind dann an dieser Seite 20 cm verlängert, sodaß der Registermechanismus weiter draußen angreift), die Truhe wird dann 1,40 m breit. Die Luftführung bringe ich auch gut unter, weil die sonst liegenden Pfeifen das Tiefenmaß frei machen. Auch der freie Raum über der größten Diskantpfeife bis zum Gebläsekasten ist groß genug um noch bequem Pfeifen ein- oder herausnehemn zu können. Das Problem reduziert sich somit auf die "Klangabstrahlung" und weil das so ist will ich Deinen Vorschlag "unter dem Sitz" einmal durchdenken. Danke, gute Idee, wenngleich die "Stolperfalle" Schlauch in Kauf zu nehmen wäre.



    Andreas Richter:

    Ich habe sofort nachgeschlagen, ob ich da etwas übersehen hatte, war aber nicht der Fall. Wie oben beschrieben, steht mir zum Stapeln nach oben die Gesamthöhe nicht wirklich zur Verfügung. Ich will nun aber die Lösung Seite 208 mit noch mehr liegenden Pfeifen (B, F, H sind z.B. "hinter" dem Gebläse) auch noch einmal durgehen. Bis jetzt habe ich Boersma "Bau einer Truhenorgel" und die dort waagrechten Pfeifen nach außen senkrecht gestellt, jeweils ohne Pedalunterbau. Für meinen Fall schien mir der dortige Balg bis jetzt geeigneter, weil er niedriger ist, aber dafür belegt er die ganze Grundfläche. Es öffnen sich nun doch noch einmal weitere Varationen zum durchdenken. Danke!



    esyska:

    Auch gut gelöst, aber wie schon gesagt, ich kann leider nicht in die Höhe.

  • "das Geblaese ... im Sitz des Spielers zu verstecken"(Thomas Reinhardt)



    ... wobei ich es mir nicht verkneifen kann darauf hinzuweisen, daß in diesem Falle eine besonders vortreffliche Vibrationsdämpfung vorzusehen wäre; zwar soll es Leute geben, die bewußt ein Einzylinder-Motorrad fahren, doch könnten stimmulierende Effekte wohl doch in unzulässiger Weise die Konzentration beim Orgelspiele schaden