Kerngeometrie, -material, -mensur

  • Hallo Wolfgang Spitz und andere,

    ich habe für Probepfeifen der großen Bassoktave (Gedackt 8 ")den Pfeifenkern nun in U-Form gebaut (in etwa nach den Maßen von Wolfgang Spitz, habe aber leider die Schnittzeichnung nicht begriffen, wohl aber die Ansicht).

    Die Fragen sind jetzt aber:

    1. Muss - um der Forderung nach gleichem Klangcharakter innerhalb eines Registers gerecht zu werden - das ganze Register also von C bis f3 mit U-Profil gebaut werden?

    2. Wenn die Pfeifenwände aus Ahorn sind, sollte man dies auch durchgehend für Kern und Vorschlag einhalten?

    3. Habt ihr bei euren Pfeifen Hörproben im definiven Aufstellungsraum gemacht und dann beispielsweise über die jeweiligen c-Pfeifen die Mensuren selbst festlgelegt oder kann ich davon ausgehen, daß die Boersma-Mensuren in "Bau einer Truhenorgel" auch für mein Wohnzimmer passen? Da Wohnraum, Essplatz und Studio durch eine offene Bauweise miteinander verbunden sind, geht es so um 200 Kubikmeter Rauminhalt. Ich glaube Boersma beginnt bei C mit -5HT, nach oben wieder weiter.

    Lieber Wolfgang Spitz, hast Du die Bassoktaven oder das ganze Register mit U-Profil gebaut und wenn Letzteres, wie sind die Erfahrungen im Diskantbereich?

    Grüsse Werner

  • Zuviel der Ehre! Nicht ich war es, lieber Werner, sondern ALFRED MICHELS stellte IN DIESER BEITRAGSREIHE freundlicherweise seine exakten Zeichnungen zur Verfügung; ich dagegen gebe mich in dieser Hinsicht wesentlich undisziplinierter und fertige, wenn überhaupt, höchstens recht grobe Schmierskizzen, so sehen meine Kernstücke aus:







    Nun zu Deinen Fragen:



    1. Ich glaube nicht, daß das ganze Register mit u-förmigen Kernen gebaut werden muß, um gleichen Klangcharakter zu erhalten, vielmehr hängt der Klang von den vielen anderen Parametern im Labiumbereich und der Pfeifenmensur ab.



    2. Auch muß das Holz des Pfeifenkerns m. E. nicht mit jenem der Pfeifenwände übereinstimmen; Vorschlag und Kern erzeugen das auf das Oberlabium strömende Luftblatt, auf diesen Vorgang hat das Material wohl keinen Einfluß. Freilich wird man bei kleinen Pfeifen den Kern aus Gründen der exakten Bearbeitungsmöglichkeit stets aus Hartholz anfertigen.



    3. Unser Wohnraum besteht aus Küche, Eßzimmer und Wohnzimmer in einem, so daß wir wohl auf 100 bis 150 Kubikmeter Rauminhalt kommen; entgegen ursprünglicher Absicht verzichtete ich dann doch auf eingehende Klangproben, vielmehr paßte ich erst am Aufstellungsort die Lautstärke der einzelnen Pfeifen zueinander an. Für die tiefste Baßpfeife als Quintadena ausgeführt, großes F, genügte tatsächlich eine sehr enge Mensur von -18 HT, für sich allein gespielt ein dünner Baßton mit süßem Quintton, im Zusammenspiel eine ausreichende milde Grundlage.

    Wegen der Kernstücke nochmals: Für die große und kleine Oktave baute ich den Kern aus einer Art Holzplatte, für die kleineren Pfeifen ein kompletter Kernklotz mit eingesägten Schrägen.



    Viel Freude am Schaffen wünscht

    Wolfgang