Wie ungenau arbeitet Ihr

  • Hallo,



    eine ungewöhnliche Frage, die eine freche Antwort ja geradezu herausfordert.



    Meine Pedalmechanik führt zwar über ein Wellenbrett aber mit kurzen Abstrakten zu den Ventilen.

    Nun ist es so eingestellt, dass die geringste Berührung des Pedales bereits eine Bewegung des Ventils auslöst.

    Was dazu führen kann, dass ein gemütlich abgestellter Fuß bei Unachtsamkeit auch mal einen Ton auslösen kann.



    Meine Frage also nach der Funktion bei Euch, bzw. nach Ideen und Tipps.

    Sowohl an die Techniker als auch an die Virtuosen.



    -Spiel der Pedaltaste, bis sich das Ventil bewegt. Soll hier die Traktur tatsächlich ohne Spiel sein, oder tut ein wenig Spiel am Pedal auch dem Spiel an der Orgel gut?

    -Wann erfolgt der Toneinsatz? Wie tief muss man die Pedaltaste drücken, bis der Toneinsatz erfolgt?



    Schöne Grüße

    Johannes

  • Hallo. Hier schreibt ein technikinteressierter Organist mit ähnlichen Problemen.

    Es braucht aber keine freche Antwort:

    Wie ginge denn z. B. die Verstärkung der Pedaltastenspannung; also dass Du stärker auf die Tasten drücken müsstest, um einen Ton zu provozieren?

    Von einer Verstellung der Mechanik würde ich abraten, da meistens die Koppeln auch umgestellt werden müssten. Sonst kommt der Manualton früher als das Pedalton.

    Die Tiefe des Pedalkontakts hängt von der Umsetzung auf das Ventil ab: Man kann Ventile nur begrenzt weit öffnen. Bei mir kommt der Ton nach etwa dem ersten Drittel Tiefgang, aber über die 30 Tasten etwas unterschiedlich. Ist halt eine alte Neobarockorgel - die kann nicht mehr so...

    Eine konstruktiv sicher aufwändigere Idee wäre, eine Art "Puffer" in die Traktur einzubauen: Bei Tastendruck zieht eine Feder erst nach stärkerem Zug das Ventil auf.

    Ich würde die allererste Lösung favorisieren.



    Viel Erfolg wünscht

    Helge

  • Es ist zu unterscheiden,



    ob das Problem an der Leichtgängigkeit der Pedaltasten liegt, ob also "die geringste Berührung" deshalb einen Ton auslöst, weil die Federspannung zu niedrig ist,



    oder ob das Spiel zu gering ist; ich vermeine, das aus der Beschreibung herauszuhören, wenn Du, lieber Johannes, schreibst:

    "Soll hier die Traktur tatsächlich ohne Spiel sein".



    Ich bin der Meinung, daß im Gegenteil "ein wenig Spiel am Pedal auch dem Spiel an der Orgel gut tut"; Ein paar Millimeter ergeben sich überlicherweise ohnehin durch die Konstruktion eines herausziehbaren Pedalrahmens, hier muß man ja ein bißchen "Luft lassen", also einen kleinen Zwischenraum lassen zwischen den betätigenden Pedaltastenunterseiten und den Hebeln, welche die Bewegung zu den Ventilen weiterleiten.



    Das alles hat mit ungenauer Arbeit nichts zu tun, ungenaues Arbeiten brächte hier lediglich unterschiedlich lange Leerreisen.



    Übrigens wäre eine "freche Antwort" diese, daß ich absichtlich etwas ungenau arbeiten würde, um dem Meister in seinem Glauben zu belassen, er könnte es besser!





    Mit diesem Scherz möchte ich Euch grüßen in dem ernsthaften Bemühen, ein gut zu spielendes Hausinstrument zu bauen,



    Wolfgang

  • Hallo Wolfang,



    ja, Du hast das richtig eingeschätzt.

    Das Tastengewicht habe ich nach einem Tipp vom Orgelbauer eingerichtet mit einer Literflasche voll Wasser, ein Maß, dass ich auch hier schon einmal bestätigt bekommen habe.



    Leider? habe ich eben überhaupt keine Leerreise.

    Ich habe die Konstruktion so gewählt, dass ich einschieben kann, und dann an der richtigen Position kein Spiel mehr vorhanden ist.



    Also wirklich so, dass die klitzekleinste Bewegung an der Taste auch das Ventil bewegt.



    Also sollte ich doch noch für etwas Spiel sorgen.



    Wo am Besten? Wenn ich zwischen den Pedaltasten und dem Abzugswinkel Luft lasse, befürchte ich ein Geräusch beim 'Aufschlagen'.

    Die Trakturlängen sind ziemlich kurz. Darum sind die Wellen mit den Winkeln mit Draht direkt verbunden.

    Man könnte also den Draht etwas durchhängen lassen, so dass er sich erst spannen muss.



    Johannes

  • Hallo Johannes,

    also ich habe ein herausnehmbares Orgelpdeal aus einer alten Orgen, das hat an den tastenenden dicken Filz. Meine Wippen, die die das Pedal greift, haben ca. 7mm Luft zum eingeschobenen Pedal. Durch den Filz ist nichts zu hören. Kannst du es nicht ausprobieren inden du unter das Pedal 5mm Hölzchen legst?



    Ich fände es störend, wenn gleich ein Ton käme, da ich kein Vorsatzbrett mit Fußablage habe und die Füße auf den Tasten oder aber unter der Orgelbank ruhen. An der Feder würde ich nichts ändern, das führt nur zu schwergängigem Spiel.



    schönes WE,



    Ulf

  • Hallo Johannes,



    bei waagrecht verlaufenden Trakturen sollte nichts durchhaengen. Mein Bruder Ulrich koennte von einer waagrechten Seilzugtraktur berichten, bei der der Ton nicht 'steht', sondern tremuliert wird durch die Ventilbewegung und einer dadurch zeitlich sich aendernden Luftdurchlassflaeche nach Druecken der Taste.



    Deine Befuerchtung mit dem 'Aufschlagen' und einem dadurch bedingten Betaetigungsgeraeusch beim Auftreffen der Pedaltaste auf den Winkel ist sicher richtig bei Holz/Holzkoppelung. Sobald aber etwas wie ein dickes Lederstueck oder ein Filz dazwischen ist wird das Geraeusch deutlich weniger.



    Ich habe zum Herausziehen und bequemen Einschieben der Pedaltastatur ein Spiel von etwa 5 mm gelassen. Der Abzug am Winkel zur waagrecht nach hinten verlaufenden Abstrakte ist einstellbar und ermoeglich eine Justage.



    Gruesse

    Thomas Reinhardt

  • Ich würde bei Hausorgeln ziemlich frühen Tonbeginn einstellen. Habe zwar zuhause nur einen MIDI-Block mit Pedal, aber selbst da war mir der herstellerseitige Tonbeginn zu spät und ich hatte das geändert. Es hilft ungemein der Artikulation/Pedaltechnik (und Füsse auf den Tasten abstellen ist eh 'bäh'). Bei "normalen Kirchenorgeln" ist der Beginn meistens eh zu spät durch über die Jahre gedehnte Trakturen ohne Nachstellung (zumindest, wenn sich keiner so richtig drum kümmert..). Das stört mich an vielen Orgeln, das notwendige Spiel stellt sich ja immer auch so ein (Einschub ist eine Sache, aber auch die Wege und Umlenkungen summieren sich.

    Also m.E. jedenfalls im ersten Drittel. Im Gegensatz zum Klavier ist der Tonbeginn der Orgel ja immer "oben"...



    Grüße,

    MH