Kernhöhe und Pfeifenfuß

  • Beim Bau meines Positivs lehne ich mich an die Truhenorgelbeschreibungen von Boersma an, möchte aber die Baßoktave (8" holzgedackt von C-H) nicht waagrecht legen sondern frontseitig vor die Truhe stellen und "fußlos" als Orgelprospekt gestalten.

    Das ganze kommt auf einer Empore zu stehen, aber unterhalb eines schräg ablaufenden Daches und die Pfeifen sollten auch aus diesem Grunde in der Länge so kurz wie möglich gehalten werden.

    Der Gedanke ist, die Luftzuführung nicht wie üblich durch einen Pfeifenfuß von unten, sondern von hinten, also waagrecht mit einem Messingrohr knapp unterhalb der Kernschräge zu machen. Einfacher wäre es, den schon gegebenen rechteck-prismatischen Hohlraum (unterer Abschluß nur mit dem Mass der Pfeifenwandstärke) mit einer darüberliegenden Kernplatte wie bei den Metallpfeifen (aber jetzt aus Holz), zu versehen.



    Ein zweites Mal ergab sich zunächst unabhängig davon die Frage nach den von Boersma aufgeführten Kernhöhen. Von 2"- bis 8"-Pfeifen variieren die Maße lediglich von 40 auf 50 mm. Das ergibt aber über diesen ganzen Bereich keine vernünftige "Geometrie" für die Kernschräge bzw. Fußbohrungshöhe, sodaß sich mir auch hier die Frage nach einer anderen Kerngestaltung für Baßpfeifen stellt. Entweder eine deutlich höhere Kernhöhe oder wieder eine rechteck-prismatische Hohlkammer mit dem Kernplattenprinzip.



    Wer kann mir hierzu etwas mitteilen, um bereits für Versuchspfeifen schon konstruktive Anhaltspunkte zu haben?

  • In der Tat finde ich die Vorstellung sehr reizvoll, Prospektpfeifen gleichsam schwebend "fußlos" hervortreten zu lassen; als Probepfeife fertigte ich eine Spitzflöte mit Windzufuhr von hinten:



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    Der untere prismatische Teil dient lediglich der Optik und kann selbstverständlich zur Einsparung an Pfeifenlänge weggelassen werden, darüber hinaus ist es wohl möglich, auch die Kernkammer selbst zu verkleinern.



    Ich weiß nun nicht, wie Boersma die Anfertigung des Kerns empfiehlt, Bormann schreibt von einem Kernklotz mit Schräge und Luftblättchen als Unterlabium. Kleine Pfeifen fertigte ich in dieser Weise und werde das auch weiterhin so handhaben, die 8'-Gedacktpfeifen der großen und kleinen Oktav erhielten indes keinen massiven Kernklotz, sondern ein etwa 15 mm starkes Spundstück zwischen den Zargen, in welches ansatzweise eine Schräge eingesägt ist, daran anschließend das Luftblättlein.



    Das könnte man als Zwischenlösung ansehen zwischen massivem Kernstück mit durchgehender Schräge und dünner "Kernplatte" ohne Abschrägung; auf diese Weise gelang es mir, die Gesamtlänge der Pfeife für F, dem tiefsten Ton unseres Portativs, auf 92 cm zu begrenzen bei einer Vorschlaghöhe (Kernkammer + unteres Abschlußspundstück) von 47 mm und rückwärtiger Windzufuhr.

  • Hallo Wolfgang,



    >fertigte ich eine Spitzflöte



    das führt sicher zu interessanten Erlebnissen,

    wenn Du Besuchern sagen kannst, die Pfeifen im Prospekt, das sind die Spitzflöten. ;-)



    Johannes

  • Hallo lieber Wolfgang Spitz,

    ich hatte im Hinterkopf tatsächlich einen Beitrag von Dir erhofft, weil ich vermutete, daß jemand wie der "Wolfgang Spitz" selbst in dieser Richtung schon experimentiert haben könnte. Übrigens die Spitzflöte kommt super raus.



    Also vielen Dank für Deine Antwort. Ich werde den Vorschlag aufgreifen und zunächst einmal mit dem 15mm-Spundstück eine Pfeife bauen.



    Gruß Werner