Walzenrad bei "Bormann" Drehorgel

  • Hallo Hausorgelfreunde,

    neben der Truhenorgel mit einem Register, die ich zur Zeit baue, habe ich auch aus dem Bormann Buch "Heimorgelbau" das Flötenwerk angefangen. Auf Seite 158 wird der Bau des Walzenrades beschrieben. Leider verstehe ich nicht so ganz wie die Zähne für den Antrieb geschnitten werden sollen. Sollen die "Zahnrillen" parallel zur Achse laufen oder sollen diese schräg laufen?

    Im ersten Fall würde ich aber den Satz mit der Winkellehre und der Steigung von 1 zu 15 nicht verstehen. Im anderen Fall müßten die Rillen schräg geschnitten werden, dann verstehe ich die Anweisung mit der Säge nicht, denn dann steht die Säge nicht parallel zur Achse und berührt die Oberfläche nur an einem Punkt. Ein gleichmäßig tiefes Einschneiden wäre damit nicht gegeben.

    Ich habe eine kleine Zeichnung gemacht, ich hoffe man sieht sie.



    Kann mir jemand einen Tipp geben? Vielleicht hat ja jemand das kleine Flötenwerk schon gebaut.

    Gruß

    Markus Schmitt

  • Hallo Markus,



    die Beschreibung bei Bormann ist zweifellos nicht ganz eindeutig geschrieben.

    Ich durchforste wegen einer anderen Frage (siehe entsprechenden Beitrag) gerade den Dom Bedos.

    Die Zahnanordnung der Walze entspricht in den gefundenen Abbildungen Deiner Skizze 1.



    Die Grafik Bormann unten Mitte so wie die Beschreibung des Fräsens im Schraubstock scheint dem zu widersprechen.



    Dient die Schräglehre dem Zahnförmigen Einschnitt an der Walze?

    Aber warum wird dann nicht der Einschnitt links vom Riss in die andere Richtung ebenfalls erwähnt?

    Außerdem arbeitet er ja mit einem sehr dicken Sägeblatt.



    Johannes

  • Grüss Gott

    Die Abbildungen im Dom Bedos auf den Tafeln 103, Fig. 9, Tafel 98, Fig. 4 sowie auf der Tafel 92, Fig. 1 lassen darauf schliessen, dass zumindest die Verzahnung des Walzenrades keine Steigung hatte. Auch im Buch: Orgel- und Spieluhrenbau von Bormann, liest man am Ende der Seite 251

    Zitat : Die vorteilhaften schrägen Zähne des Walzenrades finden sich selten. Zitatende.



    Für das Flötenwerk hat aber Bormann klar die Schrägverzahnung am Walzenrad angesprochen. Vermutlich wusste Bormann sehr gut Bescheid, dass die Schrägverzahnung einen wesentlich vorteilhafteren Eingriff in der Schnecke ermöglicht, d.h. leichterer Lauf und damit erheblich weniger Verschleiss im Rad aber auch an der Schnecke. Leider war er im Text zur Herstellung sehr vage.



    Ich hatte vor Jahrzehnten bei diesem Flötenwerk die gleichen „Sorgen“. Ich habe mir die Verzahnung wie beschrieben aufgezeichnet, und als erstes einen kleinen Fräser für meine Handoberfräse zurecht geschliffen. Zusätzlich dazu ein „ Leitblech“ mit der Kontur des Zahngrundes. Darnach habe ich aus Holz eine Vorrichtung gebaut, welche einerseits auf einer Welle das Walzenrad positionierte, mit möglichst wenig Spiel, andererseits der Handoberfräse Auflage und Führung gab. Den ersten Zahngrund mit der Steigung auf das Walzenrad aufzeichnen, dann TIEF sehr tief durchatmen und in der Vorrichtung frei mit gutem „Schützenauge“ fräsen. Das Ergebnis dieser Zahnrille bestimmt sehr wesentlich das ganze Endprodukt, den hier gleitet beim nächsten Fräsvorgang das Leitblech und dreht uns das Walzenrad. Die Handoberfräse muss beidseitig mit Leisten als Anschläge, mit wenig Spiel gut geführt werden. Der Eigenbaufräser muss regelmässig geschärft werden. Wenn die Schneidenqualität des Fräsers nicht optimal geraten ist, muss man in zwei Fräsvorgängen die notwendige Tiefe erstellen.

    Ich habe einige Walzenräder ruiniert, besonders beim ersten Fräsvorgang, bei dem man die Handoberfräse schieben -- und zudem kontinuierlich das Walzenrad, um den Betrag der Steigung drehen muss, als Marke nur ein Bleistiftstrich. Wenn dies gelingt ist’s die halbe Miete und das ganze Werk eine Augenweide. Man sieht’s nicht mehr, doch beim Spielen fühlt man den zugegeben sehr grossen Aufwand.



    Herzliche Grüsse



    hermann werlen

  • Grüss Gott,



    Als ich vorstehenden Beitrag geschrieben habe war’s offenbar spät, denn die Internet Adresse ist falsch und auch im Text sind Info -Lücken. Damit obige Zeilen verständlicher werden hier noch 6 Ausschnitte aus meinen damaligen, sehr zahlreichen und detaillierten CAD Zeichnungen.

    Drehorgelantrieb Bild Nr. 1 ist die Ansicht, Drehorgelantrieb Bild Nr. 2 ist der Grundriss, Drehorgelantrieb Bild Nr. 3 der Seitenriss exakt aus dem erwähnten Buch. Auf diesen Zeichnungen aufbauend habe ich die im Text erwähnte Fräsvorrichtung „ gebastelt „ , die man hoffentlich in sinngemässer Reihenfolge in den restlichen 3 Bildern sieht.

    (Wenn die Skizzen nicht erscheinen, bitte um Nachsicht, bin am Ueben ? )

    Auf einen Punkt möchte ich noch hinweisen, die Zahnrichtung, sie ist nicht unwichtig für das Bestecken der Walze, die Schöpfbälge und das Gesperre !!!



    Herzliche Grüsse an alle AK Forianer



    hermann werlen























  • Hallo Herr Werlen,

    vielen Dank für die ausführliche Beschreibung mt den CAD-Zeichnungen. Auf die sehr gute Idee, das sich das Werkstück beim Fräsen mitdreht, geführt durch die vorherige Zahnrille, bin ich überhaupt nicht gekommen. In der Tat die erste Rille wird dann die Herausforderung sein, aber auch die Konstruktion der Hilfsvorrichtung.

    Viele Grüße

    Markus Schmitt