Pedal-Fußkraft - eine pfundige Sache?

  • Über das Pedal wurde im Forum schon viel geschrieben, was die Register anbetrifft, den Tonumfang und die räumliche Anordnung; vielleicht habe ich es in den zahlreichen Beiträgen übersehen, ich fand noch keinen Hinweis über die einzustellende Federkraft, welche die Tasten in der Ruhestellung nach oben hält und damit die zum Niederdrücken erforderliche Fußkraft festlegt.



    Ein Orgelbauer aus Stade, von welchem ich das Pedal bezog, empfahl mir, die Druckfedern vorne nicht einzusetzen, sondern allein die Blattfedern wirken zu lassen, über welche die Tastenenden mit dem Rahmen verschraubt sind.



    Tatsächlich empfinde ich die sich dadurch einstellende Leichtigkeit angenehm, insbesondere den Sockenspielern dürfte das sehr gelegen sein, dennoch möchte ich hier ganz allgemein die Frage stellen nach Eueren Erfahrungen und Empfehlungen; freilich ist mir klar, daß letztlich die persönliche Bevorzugung von weich bis hart sich aus der Gewohnheit ableitet, indes ist es wohl selten zu spät, schlechte Gewohnheiten abzustellen.



    In diesem Zusammenhang wird man geneigt sein, das kirchliche Vorbild zur Urteilsfindung heranzuziehen, indes fand ich dort hauptsächlich die beiden Extreme: Während die im Lande weitverbreiteten hundertjährigen Orgeln mit ihren pneumatischen Trakturen und häufig ausgesprochen ausgeleierten Pedaltasten im Verein mit viel zu niedrigen Orgelbänken höchstes Zehenspitzengefühl erfordern, erweisen sich dagegen jene mit mechanischen Trakturen nicht selten als ausgesprochene Tretmühlen; der Leser wird unschwer erkennen, daß ich stets geneigt bin, in der einen oder anderen Richtung einen Vorwand vorzuschieben, mich dem anspruchsvollerem Spiele entziehen zu wollen, diese Ausflucht wird freilich bei der eigenen Hausorgel nicht mehr zur Geltung gebracht werden können!



    In einer nüchternen Zahl auf den Punkt gebracht: Dort, wo die bespielbaren Untertasten vorne 'aufhören' und die Obertasten beginnen, an jenem Punkt etwa genügt bei mir momentan eine Fußkraft, welcher dem Gewicht von etwa 450 Gramm entspricht, um das Ventil in der Lade zu öffnen; ein Drittel bis ein Viertel davon entfallen, grob gemessen, auf die Überwindung der Pedalhebel- und Ventilfederkräfte.



    Wie sieht das bei Euch aus, gibt es am Ende hierfür Normen?,

    es grüßt Euch Euer auf leichtem Fuße lebender

    Wolfgang.

  • Hallo Wolfgang,



    das ist sehr interessant. Ich habe mich auch schon über diese Dinge geärgert bzw. gefreut, je nachdem, welche Orgel man spielt.



    Schwergängige Pedaltrakturen finde ich nicht gut. Man neigt dann dazu, mit den Beinen zu spielen anstatt mit dem Fußgelenk. Das habe ich immer als Maß genommen.



    Zu weiche Pedaltrakturen sind mir nicht oft vorgekommen, ich kann mir aber vorstellen, dass man da zu vorsichtig sein muß.



    Ich habe als "Optimum" folgenden Vorschlag: die Federn sollen die Taste gerade schön an die obere berenzung drücken, aber mehr auch nicht. Wenn man dann überdimensionale Ventile baut (in Kombination mit großen Ventilschlitzen) und die Ventilfedern moderat wählt, hat man einen sehr guten Druckpunkt, wohingegen das untenhalten der Taste kaum KRaft erfordert.



    Ich habe vor, meine angeschlagene Pedallade im Sommer neu zu bauen, und hatte mir das schon so überlegt. Dieser shleichende Toneintritt beim absenken des Fußes ist dann weg, man muß auf den Punkt anschlagen, und dann einfach den Fuß ruhen lassen. Ich kenne das von ein Paar mechanischen Orgeln, und es gefällt mir sehr gut.



    Vielleicht kannst du den Windruck in der Pedallade hoch wählen und mal experimentieren? Wenn das einen guten Effekt hat, kannst du ja die Pfeifen am Fuß drosseln.



    Gruß

    Ulf

  • Hallo Wolfgang,

    mir wurde vom Orgelbauer geraten, dass ein Gewicht von 1000 g die Taste niederdrücken soll.



    Ich selbst habe auch nur die Blattfedern.

    Habe mir aber sagen lassen, dass dies ggf. eine Schwachstelle ist (große Spannung wirkt auf das Holz am Tastenende) und es besser sei, Blattfedern nur mäßig anzuspannen und die Federn am Tastenvorderende trotzdem zu verwenden.



    Obwohl bei mir keinerlei Probleme an der Befestigungsstelle der Blattfedern erkennbar ist. Ich sehe eher das Problem an der Kante des Rahmens auf der die Blattfeder aufgespannt ist, dass sich diese im Laufe der Zeit durch die Spannung und zusätzlich Fußkraft eindrücken könnte. Auf deren Ausgestaltung würde ich beim nächsten Mal mehr Wert legen.

    Die Blattfedern mit Gewindeschrauben am Tastenende gesichert dürfte eigentlich lange halten.



    Johannes

  • Hallo Wolfgang!



    Ich kann Hr. Meyer nur beipflichten!

    Als "Maß" für 1kg habe ich früher einmal beim Einregulieren eines Pedals eine 1l-Flasche mit Wasser gefüllt und auf die jeweilige Taste gestellt. Dann habe ich so lange geschraubt, bis die Flasche die Taste niedergedrückt hat.

    Mit diesem Maß ist das Ergebnis eine elegant zu spielende Pedalklaviatur.



    Pfälzer Grüße,



    Patrick

  • Es ist schon beachtlich, liebe Orgelfreunde, welche Kräfte auf die Pedale einwirken, und das bisweilen vielmals in der Sekunde; in der Tat konnte ich heute morgen nach der Messe das von dem Johannes und dem Patrick genannte Maß bestätigen, die Gewichtskraft der vollen Wasserflasche, die einer vollgeschenkten Maß:

    Mit spitzen Fingern, wie könnte ich anders, balanzierte ich ein Gesangsbuch auf den vorderen Teil einer Pedaltaste - und es rührte sich nichts! Erst mit einem zweiten Buch bewegte sich die Taste wenige Millimeter weit, ein drittes endlich schaffte es, die Pedaltaste gänzlich nach unten zu drücken; zuhause ermittelte ich also ein Gesamtgewicht um die 1200 Gramm!

    Doch das ist ja noch längst nicht alles, beim gewöhnlichen Spiel tritt man die Pedaltaste häufig eher gegen die Mitte zu nieder, ganz zu schweigen vom Tritt mit dem Absatz, welcher ein Doppeltes, gar ein Dreifaches der oben festgestellten Kraft aufzubringen hat, und noch mehr, denn der Organist wird wohl kaum genau mit der theoretisch notwendigen Fußkraft aufdrücken, sondern darüber hinaus gleichsam sicherheitshalber noch viel kräftiger.



    Die Tatsache, daß man zum Niederdrücken anfangs verhältnismäßig wenig Kraft benötigt, gegen Ende zu aber wesentlich mehr, zeigt das grundsätzliche Problem der Federkraft auf, sie steigt gleichmäßig mit dem Federweg an.



    Nun noch schnell zu Ulfs Anregungen, das wird wieder einmal ein langer Beitrag hier, da hab ich wohl richtig ins Schwarze getreten:

    Du schreibst, daß Du das von ein paar mechanischen Orgeln kennst, daß sich ein spürbarer Druckpunkt einstellt, der von dem Winddruck gegen die Ventile herrührt, mithin der Effekt des Druckpunktes wie bei den Manualtasten. So erstrebenswert dieser Effekt auch bei dem Pedal wäre, ist er wohl zumindest im Hausorgelbereich nur schwerlich erzielbar: Zum einen möchte ich weder astronomische Ventilausmaße verwirklichen, meine Schlitze weisen die Maße 100 x 16 Millimeter auf, noch exorbitant hohe Winddrücke durch einen separaten Balg erzeugen, zur Zeit betreibe ich mein probehalber in der Werkstatt aufgestelltes, oder besser gesagt: hingelegtes 8'-Register mit 30 Millimeter Wassersäule.

    Das Problem liegt, ähnlich wie bei den Manualtasten an den Umlenkhebeln: Zwar verspüre ich durchaus den Druckpunkt beim unmittelbaren Zug an der Ventilabstrakte, auch mit nur 30 mm WS, doch der Betätigungshebel reicht ja noch weiter vor bis unter die Pedaltaste, somit hat es die Pedaltaste dank des Übersetzungsverhältnisses wesentlich leichter, das Ventil aufzuziehen, die beachtliche seitliche Reibung der Tasten bewirkt ein übriges, das Ventil-Druckpunktgefühl ist dahin, selbst der sanft die Pedaltaste betätigende Finger verspürt ihn nicht.

    Zweimal hatte ich bislang die Möglichkeit, alte (historische?) Dorfkirchenorgeln in Thüringen zu spielen, gleichwohl gibt es dort spürbare Druckpunkte, indes zeigen sie das Greifen der Pedaltasten in die Hebel an, also das Ende des ersten Teils der Leerreise, nicht zu verwechseln mit dem von uns gewünschten Ventil-Druckpunkt.



    Doch haben vorne eingespannte Druckfedern mit langem Federweg durchaus ihre Vorteile: Sie dämpfen das Aufschlaggeräusch gegenüber der nahezu ungebremst niedergehenden Pedaltaste ohne Druckfeder.

    Wie dem auch sei, auf jeden Fall soll der Wind bereits schlagartig dem Ventil entweichen, nicht erst allmählich beim Niederdrücken, somit ist Dein Entschluß zum Neubau der Pedallade wohl eine richtige Entscheidung, so schmerzlich die Erkenntnis auch sein mag. Doch sei getrost, bei meinem Erstlingswerk warf ich gleich zwei Laden ins Feuer, bis die dritte dann halbwegs zum Spiele tauglich war!



    ...

    Ceterum censeo: Es geht in der Traktur nichts über die stets gleichmäßig wirkende Gewichtskraft, Federn nur, um das Gewicht des Ventils auszugleichen - und beim Pedal das der Pedaltasten; in der Hinsicht bin ich gespannt auf die nächste Fachtagung des Arbeitskreises, es war zu lesen, daß es um Trakturen gehen wird!



    Es grüßt Euer Endlos-Schreiber

    Wolfgang


  • Hallo Wolfgang - und auch alle anderen..



    eine ganz und doch nicht ganz andere Frage:



    Das Spielgefühl entscheidend beeinflusst ja auch der Tiefgang der Pedaltaste. Wieviel ist dass denn bei euch? Ich habe bei meiner Stecherlade nämlich einen zu geringen Tiefgang gewählt und das Resultat ist ein unangenehmes Niederdrücken der Tasten, weil man kaum spürt, dass sich die Taste nach unten bewegt. Diesen Fehler will ich nicht noch einmal machen. Dahingegen ist die Gefahl eines Mittretens der Obertasten bei zuviel Gang gegeben.



    Was ist ein Guter Kompromiss?



    Gruß

    Ulf

  • Welchen Wert meinst Du nun mit dem "unteren Wert", lieber Uli, bei mir sind es jedenfalls noch weniger, die Obertasten weisen einen Tiefgang von etwa zwölf Millimetern auf; am Tastenende, wo sie in die Trakturhebel greifen, sind es 13 Millimeter. Vom Spielgefühl erkenne ich keinen Unterschied zum kirchlichen Normpedal, was aber durchaus meiner Insensibilität zuzuschreiben wäre; in Ulfs Klage "unangenehmen Niederdrückens" kann ich dabei nicht einstimmen.



    Wenn auch bei Großorgeln die große Pedalbewegung vorteilhaft sein mag, um auch bei weiten Trakturstrecken und strengen Ventilfedern eine Leichtgängigkeit zu erzielen, sieht sich der Hausorgelbauer eher mit der Aufgabe konfrontiert, den überschüssigen Pedalweg ohne große Leerreise zu vernichten, in meinem Falle öffnen die Ventile etwa neun Millimeter.



    Was macht denn deine Truhenorgel, lieber Ulf, kam sie an Martini zum konzertanten Einsatz? Auf jeden Fall stellt sie ein respektables Instrument dar, da solche Einsätze höchste künstlerische Weihen verleihen!

  • Hallo zusammen,



    ich habe mir für zuhause eine Johannus Orgel zum üben gekauft.

    Die Federn des Pedals dieser Orgel sind so stark, dass ich, noch bevor die Orgel ins Wohnzimmer kam, das Pedal abgeholt hab und diese etwas schwächer gemacht habe. Zusätzlich habe ich 2 cm unterhalb der Löcher in denen die Schenkelfedern eingesteckt sind, Löcher gebohrt und die Federn dann dort eingesteckt. Nun schlagen sie nicht mehr so und man braucht weniger Kraft.



    Im Orgelunterricht fiel meinem KMD nun auf, dass ich mit den Füßen immer noch eine geführte Kraft auf die jeweilige Taste ausübe und meinte dann: "Der fallengelassene Fuß sollte reichen um den Ton auszulösen!"

    Nachdem das auf der Kirchenorgel problemlos funktioniert hat begab ich mich nach Hause und wusste dann auch sofort warum ich das mit dem fallen lassen nicht richtig mache: Pedalfedern zu stark!



    Nun muss ich ran und probieren, ob es auch ohne geht oder einfach nur schwächer machen.

    Deshalb mal hier Danke für den Tip mit nur der Blattfeder am hinteren Ende der Taste...

  • Evtl. muss du ganz einfach neue Federn kaufen oder selber machen (nimm Messing, reicht aus..., in gewünschte stärke). Falls die Originalmesser aus Stahl sind (Schubmodul 80 Gpa), kaufe Messing (36 GPa) im gleichem Diameter wie original, 2-3 Meter reicht aus, baue die Federn die du aus dem Material bauen kannst, im Pedal einbauen (schwarze und weisse Tasten!) und vergleichen. Falls du damit nicht glücklich bist, wechsle für ein anderen Diameter, mach die Federn, bau im Pedal ein, bis du damit glücklich bist. Dann erst kaufen in gewünschte Stärke und die restlichen Federn bauen und einbauen. Feinregulieren in der Tat am hinteren Enden.