Häufig sind in Italien Museen anzutreffen, die an Sonntagen zum kostenfreien Eintritt einladen, wohl in der hehren Absicht, vor allem in der berufstätigen Bevölkerung das Kunstverständnis zu fördern; in gleicher Weise lockt das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg stets am Mittwoch Abend zum Besuch, ohne dafür bezahlen zu müssen. Durch Fabios Berichte italienischer Kleinorgeln animiert besuchte ich soeben die Musikinstrumente-Ausstellung, wo ich fünf alte Kleinorgeln vorfand, welche ich als germanisches Pendant den italienischen gegenüberstellen möchte, wenngleich letztere wesentlich älter sind,
- wie immer zum Vergrößern auf die Bildlein oder den blauen Texten 'klicken':
Tragbares Orgelpositiv,
Ende 17. Jhdt.
E - c³,
nur die Prospektpfeifen und ein Regalregister sind erhalten.
Prozessionsorgel
Georgenried (Tegernsee), um 1720,
E - c³,
8' - Holzgedackt,
4' - Holzgedackt,
2' - Prinzipal
1' - Oktave
"Die vier Register erzeugen ein erstaunliches Klangvolumen"
Zwei Keilbälge über dem Gehäuse!
Orgelpositiv
Adam Ernst Reichard, Nürnberg 1727,
Manual: C - c³
Pedal: C - a
Vier Registerzüge, nur eine Beschriftung lesbar: "Super Oktav",
ein Holz-Gedackt von der Seite sichtbar,
zwei Lederriemen für den Balgaufzug.
Orgelpositiv
Heilbronn 1749 (?)
C, D - c³
8' - Holzgedackt
4' - Holzgedackt
2' - Prinzipal
1' - Oktav
Tragegriffe, 1 Fußhebel für den Balgaufzug
Prozessionsorgel
Truhenorgel,
Gottliegb Näser, Fraustadt 1734
E - c³
7 (!) Schleifenzüge seitlich (auf dem Bild leider nicht) erkennbar,
hinter der Prospektverzierung liegende Holzpfeifen, Labien links als Haken erkennbar.
Leider sind die Informationen auf den Schildern neben den Exponaten recht dürftig, zum Teil auch die Beleuchtung; nicht immer brachte ich die Geduld auf zu warten, bis der Wächter endlich wieder um die Ecke verschwand, um ungerügt mit Blitzlicht zu photographieren ...
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Wer genauere Informationen sucht, findet sie in dem Buch "Orgeldenkmale in Mittelfranken" von Hermann Fischer und Theodor Wohnhaas (Lauffen/Neckar 2001, bei Schneider/Rensch). Außerdem gibt es beim Germanischen Nationalmuseum Pläne der meisten Instrumente.
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... ich frage mich noch, ob der Umfang ab E nicht in Wirklichkeit eine kurze Oktave ist. Je später das Baujahr, desto mehr würde ich das erwarten. Da es sich um Prozessionsorgeln handelt, kann es aber natürlich auch sein, daß man für diesen Zweck keinen "normalen" (= das kann ja auch die kurze Oktave sein...) Tastenumfang brauchte. Dann allerdings bräuchte man wohl aber auch nicht den vollen Tastenumfang bis c3, oder?
Kann da jemand vielleicht noch Informationen beisteuern?
Gruß,
Christian -
Ja, natürlich sind das Instrumente mit kurzer Octave und Umfang C bis c3 (offenbar sogar das Tischpositiv ganz oben, das man der Anlage nach in eine Reihe mit den sog. Baldachinorgeln stellen möchte)!