changierende Mensur

  • Hallo liebe Hausorgel-Manufacteure,



    eine Frage zur Mensur...

    Mittelalterliche Blockwerke hatten doch oftmals die sog. changierende Mensur, was ja ein schönes Name für eine banale Sache ist (falls ich mich nicht irre):



    Die Pfeifen haben alle den gleichen Durchmessser, aber verschiedene Tonlängen. Der Bass wird also dünn und streichend, der Diskant flötig, die Mittellage prinzipalig.



    So weit so gut. Ich würde gern wissen, wie ich das Labium von solchen Pfeifen berechne. Nemhen wir an:



    Gedackt 8', c-c'' haben alle denselben Durchmesser.

    Nun berechnet sich doch die Labienbreite nach dem Umfang. Dann wären auch alle Labenbreiten gleich. Und was ist mit der Aufschnitthöhe?!



    Frage: Heisst gleicher Umfang, dass das Labium komplett identisch ist, sich also wirklich nur die Länge der Pfeife ändert, oder ändert sich systematisch (ich spreche hier nicht von Feinheiten der Intonation) noch eine Andere Grösse?



    besten Dank!



    Ulf

  • Hallo Ulf,

    nach meinem Verständnis sind Mensuren, bei denen der Durchmesser der Pfeifen immer gleich bleibt, starre Mensuren.

    Changierende Mensuren dagegen beziehen sich auf eine später beschriebene, wissenschaftlich fundierte Mensuration (z.B. NM nach TÖPFER), die bewußt wechselhaft gestaltet werden, um im Verlauf der Reihe lebendige Klangfarben zu erzeugen. Das ist auch was für Kleinorgeln.



    Zur Frage der mittelalterlich-starren Mensur:

    Die Alten hatten an diesen Orgeln einen Maximaltonumfang von etwa 20- 25 Tönen. Das kann man z.b. schön an einem berühmten Genter Altarbild ablesen, auf dem ein Engel liebevoll Orgel spielt. Offenbar waren diese starren Mensuren nicht besonders beliebt und in Anwendung, denn es existiert in der Nationalbibliothek Paris eine Handschrift aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, die in der Anlage eine Skizze zur Verhälnismäßigkeit des Mensurenverlaufes zur Pfeifenlänge (und das war meines Wissens nicht bloß 1:2 sondern sogar 1: Wurzel 2), was von großer Sachkenntnis zeugt. Ich habe mal bei SMETS gelesen, daß die mittelalterlich starren Mensuren auch den gleich breiten Aufschnitt hatten. Jedoch hätte man aufgrund der klanglichen Grenzen dieser Pfeifen sehr schnell begonnen, die Aufschnitthöhe zu variieren.

    Vielleicht baust Du ja mal zwei- drei Oktaven solch starrer Mensur. Ich würde den Klang spannend finden.

  • Hallo Herr Syska,



    danke für Ihre Antwort. ich bin bei meinen Recherchen auf diese Bezeichnung changierende Mensur gestossen, aber ihre Nomenklatur ist mir eingängiger.



    Wie auch immer es nun heisst -



    Also ich habe von, c-g', also eineinhalb Oktaven, mit demselben Durchmesser zu bauen, unten (C-c) und oben (g-c''') dann nach "Schema F" anzuschliessen, also nach unten hin (das werden abkonduktierte Pfeifen) grössere Durchmesser, und nach oben raus kleinere.



    Der "starre" Tonvorrat soll sich also nur auf die Mittellage ausdehnen, sonst stösst man ja auch schnell an extreme Grenzen.



    Ich werde einfach mal gleiche Labienbreiten bauen und dann bei der Intonation den Aufschnitt einfach dem Klang anpassen - mal sehen was passiert.



    Danke für die Anregung!

    Gruß,

    Ulf

  • Der Einfachheit halber, nicht aus tiefergehenden Überlegungen heraus baute ich einstmals zwei Oktaven voll Pfeifen gleicher Mensur für ein Portativ; lediglich die drei obersten Pfeifen mußte ich dann doch schmäler anfertigen, um ihnen einen erträglichen Ton zu entlocken. Für die halbe kleine Oktave von f bis h nahm ich als gedackte Pfeifen eine breitere Mensur, um einen ruhigen Baßton zu erhalten.



    Interessant finde ich, daß ich mit meiner Ausführung der changierenden Mensur anscheinend nicht vollkommen alleine geblieben bin, es wiederholt sich wohl alles im Kreis der Hausorgel-Manufacteure!

  • Ganz ehrlich, Wolfgang,

    daher kam mir die Idee doch erst! Ich setze jetzt alle Ideen um, die sich in meinem Kopf für eine Kleinstorgel angesammelt haben:



    -Kartonpfeifen mit simplen Füßen

    -Truhenform

    -redizierter Tonumfang

    -teils starre Mensur

    -gegenüberliegende Ventile doppelter Tastenbreite

    -Stecher im Zickzack in der Orgelmitte

    -Gebläse mit mechanischen Bälgen.



    ich baue gerade das Gehäuse zusammen. Das dauert länger als ich dachte.. es gibt übrigens auch neue Photos auf meiner Homepage http://www.zastrau.net, unter Hausorgel/Truhentagebuch.



    einen schönen Feiertag wünscht



    Ulf Zastrau

  • Hallo zusammen,



    so weit ich weiss, hatten die Oskalyd Orgeln von Walcker die für die Musikbegleitung der Stummfilme hergestellt wurden changierende Pfeifenreihen.



    Mfg



    Harald Kabbeck