Winderzeuger mal anders

  • Hallo Ihr!



    Ich baue gerade "mal zwischendurch" eine kleine Continuoorgel, eine Mini-Truhe mit einem Kartonregister 8' und begrenztem Tonvorrat (CDEFGB-h2). Ich mache das, weil ich was lernen will für die Fortsetzung meiner grossen Hausorgel, und ich denke, ich kann das Instrument auch gut zum Musizieren gebrauchen. Wen der Fortschritt interessiert, ich habe unter http://www.zastrau.net unter der Rubrik "Orgeln" ein Phototagebuch begonnen, das ist aber noch sehr rudimentär.



    Dabei stosse ich jetzt auf das Problem der Windversorgung. Klar kann ich einen Mini-Ventola kaufen, oder (schon oft überlegt) das etwas schwache Meidinger (60mmWS max.) aus meiner Hausorgel dafür nehmen und dort ein grösseres anschaffen (hat jemand eins zu verkaufen???).



    Oder aber ich baue für das eine Register eine andere Art von Windversorgung, einen Langsamläufer mit Getriebe, der eine Kolbenwelle antreibt, der einen oder zwei Schöpfbälge bedient, die einen Magazinbalg aufpumpen. Das ganze wäre in eine etwas grössere Gebläsekiste zu bauen und mal was anderes.



    Bisher nur Spinnerei - aber: hat jemand Erfahrung mit sowas? Windstössigkeit der Schöpfbälge?



    Danke!

    Ulf

  • Hallo Ulf,



    ich habe bei meinem ersten Orgelwerk einen Doppelschoepfer mit Magazinbalg gebaut. Eine Beschreibung ist auf der GdO-Seite unter >Hausorgelgalerie< zu sehen. Dort bedient die linke Hand den Doppelschoepfer und abwechselnd blaest der untere oder obere Balg den Wind in den Magazinbalg. Die ganze Anordnung ist verhaeltnismaessig windstoessig. Der Winddruck ist niedrig (25 mmWS) und schwankt um einige mm WS (noch nicht gemessen). Bei etwas Uebung gelingt es aber den Winddruck waehrend der Tonerzeugung (Tasten gedrueckt) stabil zu halten und in den Pausen (keine Taste gedrueckt) den Schoepfbalg zu wechseln. Ein Motor kann das nicht. In sofern wirst Du mit dem Getriebemotor nur die Chance haben einen grossen (!) Magazinbalg zu fuellen und von dort die Windlade zu versorgen. Bei mir ist das Luftvolumen in Schoepf- und Magazinbalg etwa 1:1, der Magazinbalg ist also sehr klein. Ich schaetze Du brauchst etwa 1:5 bis 1:10.



    Viele Gruesse

    Thomas Reinhardt

  • Liebe Orgelbaufreunde,



    zwar bin ich momentan nicht im Bilde, welchen Winddruck ich einst in meinem Portativ einstellte, indes scheint mir 25 mm WS etwas zu niedrig, 60 mm dagegen unnötig hoch. Versuche an gedackten 8'-Baßpfeifen zeigten, daß 20 mm WS in der Kernkammer einen gleichmäßigen Ton ergeben, bei offenen reichen sogar 15 bis 18 mm!



    Wenn nun schon die große Oktave durch Weglassen der Halbtöne ausgedünnt wird und das Werk ohnehin hauptsächlich zur Gesangsbegleitung dienen soll, erhebt sich die Frage, ob auf die große Oktave überhaupt verzichtet werden kann; ich baute damals nur von Ton f bis h2, also 2 1/2 Oktaven in 4'-Lage.



    Nun will ich aber keineswegs Anlaß bieten, das bereits begonnene Werk abzuändern, bitte betrachtet meine Anregungen nur als meinen grundsätzlichen Gedankengang mit der Bitte um kritische Entgegnung!



    Interessant finde ich die Verwendung alter Klaviertasten; einmal davon abgesehen, daß man damit wertvolle Elfenbeinauflagen erhält, spart man sich die enorme Mühe, exakt liegende Tasten herzustellen. Nun kann ich Dich, Ulf, nicht verstehen, daß Du eine durchgehende Aluminiumstange als Drehpunkt der Tasten verwendest und nicht die Original-Waagebalken mit den Stiften, der zu den Tasten gehört. Gerade das ist doch der große Vorteil an der Sache. Das Herausheben wegen der Einarmigkeit würde ich durch von oben auf die Stifte drückende Filzleisten zu verhindern versuchen; eine Bewegung von Holz auf Metall könnte nämlich zu quitschenden Geräuschen führen, auch wenn der Drehwinkel nur sehr gering ist.



    Und wenn ich schon beim Mäkeln bin, bitte nicht falsch verstehen, nur ein weiterer gut gemeinter Hinweis: Warum Stecher? Stecher benötigen im Gegensatz zu dünnen (Zug-)Abstrakten Pulpeten, Pulpeten neigen indes dazu, wenn sie nicht außerordentlich genau angepaßt werden, Wind verschleichen zu lassen; überhaupt ist es doch praktischer, die Lade über den Tasten zu plazieren.



    Jetzt hoffe ich, daß ich niemanden die Freude am Portativbau genommen habe; im Gegenteil, ich würde mich freuen, den Fortschritt der Arbeiten durch Bau-und Erfahrungsberichte verfolgen zu können. Mögen die kommenden Feiertage Gelegenheit bieten, bei den vielfältigen Handgriffen voranzukommen, das große, hehre Ziel zu erreichen,



    viele Grüße an alle Orgelbaufreunde,

    Wolfgang.



    Pardon, jetzt hab ich wohl völlig vom zentralen Thema "Winderzeugung" abgelenkt

  • Ulf,

    eine ähnliches Instrument habe ich gebaut und dabei eine Windversorgung mit Schöpfern und Magazinbalg eingesetzt. Die Konstruktion sieht ähnlich aus wie man sie in diversen älteren Orgelbaubüchern finden kann.

    Das Magazin hat eine Plattengröße von 44x27,5cm und besteht aus 2 Ebenen mit je einer Außen- und einer Innenfalte. Stabilisiert wird alles mit einem Scherensystem aus Messingstangen.

    Die beiden Schöpfer haben Plattengrößen von 21x30cm und werden von einem ganz kleinen Getriebemotor angetrieben. Die Stromversorgung erfolgt über ein Steckernetzteil, es reicht sogar eine 4,5-Volt-Flachbatterie! Der Windruck liegt bei 25-30 mm WS.

    Wenn der Magazinbalg 3/4 gefüllt ist, wird der Antriebsmotor auf ein Maß gedrosselt, daß gerade der Windverschleich ausgeglichen wird.

    Das Ergebnis: Man kann einen völlig wirbelfreien Orgelwind genießen; allerdings möchte ich auch einen Nachteil nicht verschweigen, den wir dabei gerne in Kauf nehmen: Obwohl die Schöpfer sehr langsam laufen, spürt (hört) man die leichten Druckwechsel im Magazin. Vielleicht würde sich das reduzieren lassen, wenn man die einfachen Keilbalg-Schöpfer durch andere, als Widerbläser ausgeführte Schöpfer ersetzt. Vielleicht würden auch drei (anstatt zwei) einache Schöpfer besser sein.



  • Hallo liebe Heimorgelbauer,



    danke für die wirklich tolles Anregungen.

    Ich werde mal nach und nach Stellung nehmen zu Wolfgangs Kritik *g*-



    1)UMFANG

    Ich will die Orgel als richtige Continuotruhe gebrauchen, und da macht es sich gut, wenn der Organist mit der linken Hand nicht immer ins Leere patscht, sondern unbedenklich spielen kann. Das Weglassen von C# und D# ist denke ich vertretbar, vor allem für Schütz, Prätorius und Konsorten. F# und G# will ich ja eine Oktave höher ankoppeln, also kann man hier einfach greifen. Tasten habe ich eh genug, und die Breite der Orgel gibt die Oktave auch her. Zu überlegen wäre gewesen, die tiefen Tasten komplett an die obere Oktave anzuhängen, was bei nur EINEM Register ja auch Problemlos ohne Rückschlagklappen geht, aber ein wenig Bass kann nicht schaden.



    2) KLAVIERTASTEN

    Dass ich die schönen Elfenbeintasten aus einer alten Wiener Mechanik, die leider völlig unbrauchbar ist, nehme, finde ich auch Reizvoll. Das ist zwar kein "historischer" Anblick, aber mal was anderes und die Tasten kommen nochmal zur Geltung. Die 3 Oktaven, die ich jetzt noch übrig habe, verwahre ich auch gut (auch wenn es dier extreme Bass/Diskant ist, wo die Tastenenden sehr stark weggekrümmt sind ->Spreizung).



    Zu den Bohrungen und der Alustange;

    Das hat folgenden Grund: Wie bei Wolfgangs Portativ liegen bei wir die Ventile mit ihren losen Enden zur Mitte der Windlade hin, also: die Stecher sind in einer Reihe, aber verlaufen in der Mitte der Orgel, nich an der Spielseite herunter. Sie sind um 2 cm im Zickzackkurz versetzt, und so hat die Orgel eine C- und eine C#-Seite, einmal zum Spieler hin und einmal vom Spieler weg.



    Das bedingt nun, dass der Tastenfall vorn der doppelte der Stecherreise und damit des Ventilaufganges ist, aber auch nur, wenn die Tastenlagerung ganz hinten ist. Jede Verschiebung der Tastenstiftung nach vorn erniedrigt das Vehältnis von Ventilaufgang und Tastenfall. Gerade bei den Untertasten, wo die Stiftung 4-5cm weiter vorn ist, würde das schlecht werden. ausserdem ist der Abstand der Tastenvorderkante zur Stiftung 25cm, die Tasten würden also bei zentrischer Ausrichtung ihrer Mitte auf die Mitte der Orgel (der Stecher) noch kürzer sein als das Gehäuse. Es war also unbedingt nötig, dass die Tasten genauso lang sind wie das Gehäuse (30cm, schon sehr kurz, 25 wäre mir entschieden zu eng zum weiterbauen).



    3) STECHER

    Also, eine klassiche Truhenorgel hat doch Stecher. Und ich wollte eine Bauen, eine "Kisten"orgel, die ich oft ein ein Auto packe und damit rumfahren kann, und zwar auch auf die Seite gelegt etc. Das geht, find ich, am solidesten mit dieser Bauweise. Meine Hausorgel hat im Manual Abzugsdrähte, und ich wollte auch hier mal was anderes Bauen. und ausserdem kann man im Ensemble besser spielen, wenn man nicht vor einer Wand aus Pfeifen sitzt. Unter eine Portativ-förmige Orgel muss man immer noch ein Gestell drunterstellen (und mitschleppen), bei der Truhe nicht. etc.pp.



    Eine Lade wie bei Wolfgangs Portativ kann man immernoch auf die Truhe obendrauf setzten (ohne eigene Tasten, und bei Bedarf ankoppeln, B/D-geteilt)und einen 2' oder so reinmachen, für solistisches Spiel. Die kann man dann zuhause lassen, wenn man die Truhe mitnimmt.



    Zu den Pulpeten. Das ist so eine Sache, richtig. Also mein Hausorgelpedal hat ja, wie schon oft erzählt, eine Stecherlade in Tastenteilung, und wenn das Ventil (wie dort) auf seiner vollen Länge beldert ist, bedeckt das Leder auch das Stecherloch im geschlossenen Zustand. Also: Kein Ton gespielt: kein Windverlust. Nun wird eine Tasten gedrückt, und dann ist ein geriger Lustverschleich da, richtig.



    Meine Stecher sind Dmr. 4mm (Glasfaserverstärkter Kunststoff GFK), die Löcher 5mm in Buchenholz, und zwar auf einer Lochlänge von 6cm, da die Stecher durch die Pfeifenfüsse in Blockbauweise gehen (demnächst Bilder davon, es ist schon fertig, aber der Photoapparat hat keine Batterien mehr...).



    Das ist also ein Spalt rundherum von 0,5mm auf einer Länge von 6cm, also ein wahnsinniger Ströhmungswiderstand. Dennoch werde ich wahrscheinich ein paar pulpeten in Form einer befilzten Unterlegscheibe Dmr. 4mm und Gewicht (billig wäre eine Schrauben-Mutter M5) anbringen, aber erstmal sehen...



    Das es praktischer ist, die Lade über den Tasten zu platzieren, find ich indes überhaupt nicht. Ich find, dass die Lade bei einer Continuoorgel auf dem BODEN ganz toll ist







    Zur Herrn Suhrs Beitrag:

    Von so ziemlich GENAU DEM habe ich geträumt. Ih danke Ihnen recht herzlich für das Photo und die Masse. Ich habe allerdings Bedenken, was meine Balgbau-Fähigkeiten angeht. Bisher habe ich bei meinem Laden-ausgleichbälgen einfach Ersatz-Blasebälge von Akkordeons verwandt, mit grossen Erfolg. Man kann die mit einem Scharnier auf einer Seite als Keilbalg benutzten, oder aber auch als Magazin. Dummerweise sind Sie nicht grösser als ca. 40cm*^13cm zu bekommen. Die Idee mit 3 Schöpfern ist auch gut, das lohnt sich bestimmt, man muss dann aber wahrscheinlich eine Art Nockenwelle bauen. Ich werd mal drüber nachsinnen. Zumindest scheint mir das die Methode der Wahl für kleine Orgeln zu sein. Viele Dank.



    Ich wünsche alles eine frohes Osterfest!



    Ulf

  • Ulf,



    der Bau einer guten, leichtlaufenden Balganlage ist in der Tat eine handwerkliche Herausforderung. So habe ich mich mit Planung, Berechnung, Versuchen und der Herstellung mehrere Monate intensiv mit dem Projekt beschäftigt! Der Umgang mit Leder war für mich Neuland; nicht einfach war das erforderliche seitliche Anschärfen der Lederstreifen, was äußerst scharfe Werkzeuge erfordert, und das Herstellen und Einsetzen der "Zwickel". Die Menge an verbrauchtem Leder -auch für die Versuche- war ein merklicher Kostenfaktor! Vielleicht kann man für die beweglichen Verbindungen der Faltenbretter auch andere Materialien wie z. B. Gummituch einsetzen, nicht zuletzt sind hier auch die eigenen ästhetischen Ansprüche entscheidend.



    Mein kleines abgebildetes Orgelinstrument ist übrigens speziell für das Üben und Spielen von Flötenuhrstücken ausgelegt. Bei diesen, zumeist sehr bewegten Tonfolgen stören die durch die Schöpferhübe verursachten, leichten Tonhöhenschwankungen nicht; man hört sie allenfalls beim Schlußakkord, wenn dieser länger ausgehalten wird. Ein elektrisches Gebläse wäre für dieses Instrument keine Alternative!



    Anmerkungen zu den genannten Verbesserungsmöglichleiten:

    Bei der Verwendung von 3 Schöpfern wird man mit einer Nockenwelle den nötigen Hub für die Schöpfer kaum erreichen können, außerdem sind Druck und Zug gefordert. Man braucht dazu eine Kurbelwelle, die nicht ganz einfach herzustellen sein wird. Die naheliegendste Alternative zu den einfachen Schöpfern sind wahrscheinlich solche mit angetriebener Mittelplatte, wie sie in vielen Drehorgeln verwendet werden. Es wäre schön, wenn jetzt einer der Forumteilnehmer über eigene Erfahrungen berichten könnte, ob bei Drehorgeln ( bei kritischem Hinhören!) die Schöpferhübe akustisch wahrnehmbar sind.



    Ich wünsche allen Forumteilnehmern ein frohes Osterfest!



    Klaus Suhr





  • Nun verfüge ich zwar über keinerlei Erfahrungen mit Drehorgeln, indes erinnert mich die Schöpferproblematik, beinahe hätte ich Schöpfungsbericht geschrieben, an längst vergangene Zeiten, als ich einmal in einer Dorfkirche wegen fehlenden Gebläses auf das Wohlwollen eines Kalkanten angewiesen war...



    Würden Sie uns, Herr Suhr, Ihr gesamtes "Orgelinstrument" als Photo hier abbilden; da schon das Unterteil so schön anzusehen ist, wie herrlich wird es erst oben aussehen!



    Was Ulfs "Kistenorgel" anbetrifft, so sind dort selbstverständlich Stechermechanik und Lade unter den Tasten die richtige Anordnung; ich ging gedanklich vorschnell von meinem Portativ aus, welches als Instrument zum Aufstellen auf einen Tisch gebaut wurde. Für den praktischen Einsatz sind freilich Truhenorgeln zweckmäßiger, schon allein wegen der Möglichkeit, einen großen, stabilen Notenständer über die Tasten anzubringen.



    Für die drei noch übrigen Klaviertastenoktaven wüßte ich eine Verwendung Wie ich vor längerer Zeit geschrieben habe, beabsichtige ich, ebenfalls die Tasten unseres alten, die Stimmung nicht mehr haltenden Klaviers herzunehmen, es verfügt indes lediglich über 6 1/2 Oktaven, 4 1/2 benötige ich bereits für das erste Manual ...


  • Auf Wunsch von Herrn Wolfgang S. stelle ich hier eine Gesamtabbildung von der Kleinstorgel ins Forum:







    Zu dem Foto:



    Die Pfeifen waren nach einem Umzug des Instrumentes noch nicht wieder ausgerichtet worden, als das Foto gemacht wurde!



    Es handelt sich hier um ein kleines Orgel-Instrument, das für das winzige Studentenzimmer unserer Tochter gebaut worden ist. Nach dem Zusammenrücken der Möbel ergab sich hier ein freier Bereich von gerade mal 60 cm Breite für ein geplantes Tasteninstrument, das als kleiner Ersatz für die bis dahin verfügbaren Instrumente im Elternhaus gedacht war. Um bei diesen Platzverhältnissen überhaupt ein musikalisch nutzbares Konzept zu realisieren, wurde der Tonumfang speziell für typische Flötenuhrmusik, wie z.B. die Haydn-Flötenuhrstücke ausgelegt. Damit wurde erreicht, dass auch das Üben und Interpretieren von anspruchsvollen Spielstücken möglich ist.



    Bei der Konzeption wurde eingeplant, das Instrument relativ einfach mit einer schon fertigen Technik ausstatten zu können, damit es zusätzlich als selbsttätiges Flötenwerk betrieben werden kann.



    Gehäuse: Eiche massiv mit Sperrholzfüllungen.



    Farbfassung: Kreidegrund, Kaseinfarbe, Endbehandlung mit Wachs. Zwei bemalte Flügeltüren sollen noch nachgerüstet werden.



    Abmessungen: Breite 60 cm, Tiefe 40 cm, Höhe 165 cm.



    "Disposition": 1 Register Gedackt 8', Tonumfang f0 bis d3; erweiterte Flötenwerk-Mensur nach Bormann. Windlade mit Wechsel-Pfeifenstock,



    Traktur: Klaviatur in zweiarmiger Ausführung, Ventilbetätigung über Stecher.

    34 Tasten mit Normmaßen (Buchsbaum / Ebenholz).



    Windversorgung: Winddruck 30mm Wassersäule. Magazinbalg mit Innen- und Außenfalten. 2 Schöpfer, angetrieben durch kleinen 6-Volt - Getriebemotor. Stromversorgung aus externem Steckernetzteil, auch Batteriebetrieb möglich.



    P.S.

    So ganz nebenbei: .... Das Studium unserer Tochter war abgeschlossen, bevor das Instrument fertig war!



    Viele Grüße

    Klaus Suhr

  • Hallo!



    Vor längerer Zeit habe ich eine Studienarbeit verfaßt, die sich mit der Entwicklung eines µC-gesteuerten Balgantriebes für Keil- / Kastenbälge auseinandersetzte.

    Dabei habe ich mich auch ausführlich mit Themen wie Windstößigkeit, etc. auseinandergesetzt.

    Generell ist zu sagen:

    Keilbälge mit Schöpfern arbeiten nur dann stoßfrei und glatt, wenn

    1) Das Reservoir als Magazin mit ein/auswärtsgehenden Falten gearbeitet ist, nur dann entsteht konstanter Druck unabhängig von der Position der beweglichen Oberplatte

    2) Die Schöpfbälge langsam betätigt werden können und jede stoßartige Bewegung vermieden wird!



    Mit einer Kurbelwelle geht das schon.



    Allerdings: ein Ventola mit nachgeschaltetem "Gleichrichter" produziert einen besseren Wind!

    Das Magazin muß eine entsprechende Kapazität haben!



    Gruß,

    Andreas

  • µC-gesteuerten Balgantrieb, mit Staunen kann ich immer wieder nur feststellen, mit welcher Hingabe Details behandelt werden, während ich mich als Stümper entlarvt sehe, da ich größte Not habe, überhaupt ein einigermaßen spielbares Instrument zu erstellen!



    Immerhin ermutigen mich auch viele Beiträge wieder, gerade wenn sie ganz rudimentäre Sorgen anklingen lassen, wenn man ahnen kann, daß andere laienhafte Hausorgelbauer auch nur mit Wasser kochen...



    Bei dieser Gelgenheit möchte ich mich bei Herrn Suhr für seine Ausführungen über sein Portativ bedanken; interessant finde ich auch die Entstehungsgeschichte, den Beweggrund für die Erstellung eines Orgelwerks! In meinem Fall war es übrigens ganz anders:



    Als ich erfuhr, daß das Mädel, die Studentin, auf welche ich einst mein Auge geworfen hatte, in wenigen Tagen ihren vierundzwanzigsten Geburtstag feiern würde, werkelte ich Tag und Nacht, um innerhalb der verbleibenden Zeitspanne von nur zwei Wochen ein Portativ zusammenzunageln; zum Glück war ihr Vater kein Orgelbauer, so daß ich zum Zuge kam!

  • Hallo,



    ich greife nochmals diesen Diskussionspfad auf. Die Truhenorgel wächst und wächst, alles ist fertig incl. der Kartonpfeifen er ersten oberen Oktave (a'-h'').



    Ich baue jetzt nebenher ein kleines Experimentier-Schöpfer-System. Um erstmal Erfahrungen zu sammeln, nehme ich alte Akkordeonbälge als Mehrfalten-Schöpfer, und baue im ersten Schritt den Mechanismus von Herrn Suhr mit 2 Schöpfbälgen und einem Magazin nach.



    Dabei ist mir folgendes aufgefallen: Man sieht ja auf dem Bild (s.o.) gut, dass über eine Querstange die gegenläufige Balgbewegung auf eine (Kupfer?)-Achse übertragen wird. Einen Getriebemotor habe ich auch. Ich überlege jetzt, wie ich am einfachsten die Drehbewegung in eine Oszillation verwandle? Sicherlich denkbar ist das Modell "Dampflok": ich meine damit eine rotierende Scheibe und einen Pleuel. Der Radius 'Rotationszentrum-Pleuenangriff' ist der halbe Schöpfweg.



    Gibt es Alternativen?



    bester Gruß

    Ulf

  • Hallo Ulf,

    das anliegende Foto zeigt, wie ich den Balgantrieb realisiert habe. Die horizontale Welle ist ein Kupferrohr, gelagert ist es über eingesetzte 6mm-Silberstahl-Achsen in Kugellagern.

    Die Antriebsscheibe dreht mit ca. 1 Umdrehung in 2 Sekunden. Diese Geschwindigkeit wird halbiert, wenn der Magazinbalg ca. 3/4 gefüllt ist. Die über zwei Potentiometer einstellbaren Geschwindigkeiten brauchten seit der Inbetriebnahme nicht mehr verändert zu werden.

    Viele Grüße

    Klaus Suhr

  • Hallo Herr Suhr!

    Habe mir heute mit großem Erstaunen Ihren Balgantrieb angesehen und muß sagen, das haben Sie sehr gut hinbekommen.

    Nun zu meiner Frage: Wenn die Bälge mit Wind gefüllt sind, muß sich doch der Motor ausschalten, denn sonst entsteht

    doch Stauraum. Oder haben Sie einen Endschalter angebracht, der den Motor ausschaltet, wenn der Balg gefüllt ist?

    In der Dresdner Hofkirche an der Silbermannorgel schalten sich die Motoren der automatischen Balgaufzugsanlage

    bei gefüllten Bälgen ab.

    Über eine ausführliche Antwort würde ich mich sehr freuen.



    Mir freundlichen Grüßen



    Christian Henkels aus Freiberg

  • Hallo Herr Henkels,

    wie oben beschrieben, wird die Motordrehzahl reduziert, wenn der Magazinbalg fast voll ist. Mit den jetzt sehr langsamen Schöpferbewegungen wird der Windverschleich in Balgsystem und Windlade, der sich nicht ganz vermeiden lässt, kompensiert. Darüber hinaus befindet sich an der oberen Magazinbalgplatte ein Überblasventil, das eine weitere Füllung des Balges sicher verhindert. Man könnte den Balg sogar durchgehend mit der vollen Grundgeschwindigkeit der Schöpfer betreiben und sich voll auf die Steuerung durch das Überblasventil verlassen. Ein Abschalten des Motors bei vollem Balg ist als nicht notwendig. Ansonsten läuft der Motor nur solange, wie der Spieler mit dem Fuß einen Drucktaster (Klingelknopf) betätigt.

    Mit freundlichen Grüßen

    Klaus Suhr