Kombinationsorgel?

  • Liebe Leser meiner Zeilen, vor ca 2 Jahren habe ich mir eine gebrauchte mech. Pfeifenorgel mit 5 Registern gekauft (8` - 2 `), Pedal angehängt.



    Wär natürlich schon schön, wenn man im Pedal einen 16` hätte - und so dachte ich (aus Platz- und Kostengründen), die Orgel von einer Fa. als Kombinationsorgel umbauen zu lassen, würde ca. 4000 € kosten, das wäre auch meine Schmerzgrenze.



    Hat jemand Erfahrung mit Kombinationsorgeln? Ich könnte mir ein großes für und wieder vorstellen, die einen sagen so, die einen so, wie halt immer im Leben.



    Für Ihre Antworten danke ich recht herzlich!



    Max

  • Lieber Max,

    eigentlich sollte ich dem den Vortritt lassen, der Erfahrung mit Kombinationsorgeln gesammelt hat, indes wollte ich nun nicht länger mit meine Meinung hinter dem Berg halten:



    1. Pedallade mit 16'-Pfeifen.

    Um das Werk als traditionelle Orgel weiterzuführen, könnte man bei einem Orgelbauer nachfragen, was die Anfertigung einer Pedallade kostet; immerhin beträgt das mögliche Budget 4000 €. Auf eine Schleife könnte verzichtet werden, das 16'-Register wäre dann immer im Spiel. Sollte der Luftdruck nicht ausreichen, könnte man den Wind vor dem Balg dem Gebläse entnehmen; Windstößigkeit ist beim 16' kaum zu befürchten.



    2. Breitere 8'-Pfeifen.

    Als Alternative zu den 16'-Pfeifen wurde mehrfach der Einsatz einer zusätzlichen Quinte zur Erzeugung des akustischen Basses genannt; eine preiswerte Ergänzung für die unteren beiden Oktaven des vorhandenen 8'-Registers. Wenn man nicht ausgesprochene Wohnsäle beschallen will, würde ich mich mit der 8'-Lage im Baß begnügen; man könnte die vorhandenen Pfeifen der großen, eventuell auch der kleinen Oktav durch Pfeifen weiterer Mensur ersetzen, um der Baßstimme größere Fülle zu verleihen.



    3. Elektronisches Register.

    Vor einem Viertel Jahrhundert machten sich die E-Orgeln in Kapellen und kleinen Kirchen breit, um den quengeligen Klang asthmatischer Harmonien durch noch quengeligeren Elektronenklang zu ersetzen; nicht selten wurden die Lautsprecher hinter übriggebliebenen Pfeifen aus Abrißorgeln versteckt, zur reinen Schausache degradiert narrten sie den arglosen Kirchenbesucher.

    Nun haben sich indes die Zeiten wesentlich geändert, die neuzeitlichen Elektroniksysteme mit computerunterstützter Klangspeicherung lassen keine Wünsche mehr übrig, im kleinsten Raum feiert das Original-Klangspektrum von Silbermann-Orgeln fröhliche Urständ. Ich kenne alte Kirchenmusiker, die begeistert von ihren modernen elektronischen Sakral-Hausorgeln schwärmen...



    4. Tradition und Fortschritt.

    Organisten wie Orgelbauer sind manchmal inkonsequent: Einerseits wünschen sie mechanische Trakturen mit merklichem Druckpunkt, andererseits beklagen sie Schwergängigkeit und unbequemes Registrieren. Gehört man nun nicht zu dem ganz kleinen Kreis äußerst begnadeter Künstler, zum ausgewählten Kreis der Klangenthusiasten, wird man heute wohl kaum einen vernünftigen Grund mehr finden, sich gegen die neuzeitliche E-Orgel auszusprechen, indes was ist schon vernünftig? Musik ist allgemein eine Gefühlssache, eine Angelegenheit des Gemüts, lassen wir also unbeirrt unsere Seele im nostalgischen Schwärmen baumeln, ein Werk zu besitzen, wie es schon vor vielen hundert Jahren gebaut wurde, vor allem, wenn wir es selbst gefertigt haben!



    Beruflich bin ich vorbelastet, täglich hab ich mit Elektronik zu schaffen, nicht ungern, indes möchte ich bei meiner Freizeitbeschäftigung davor verschont bleiben.

    Als ich vor 20 Jahren im Freundes- und Kollegenkreis vom Selbstbau einer Heimorgel erzählte, dachte ein jeder sogleich an Dr. Böhm und ähnliche...



    5. Selbstbau einer Pedallade.

    Schließlich möchte ich Dich ermuntern, Dich an den Selbstbau einer Pedallade zu wagen! Bei dem Pedal gestaltet sich alles einfacher: Einmal davon abgesehen, daß nur 27 oder 30 Ventile und Pfeifen erstellt werden müssen, erlauben die großen Tastenabstände, aber auch die größere Betätigungskraft der Füße größere Toleranzen in der Mechanik; überhaupt kann hier alles größer und damit stabiler gebaut werden. Nur Mut, schau Dir die überaus gelungene Seite http://www.hausorgelbau.de an, sie hat mich dermaßen inspiriert, daß ich trotz enormer beruflicher und familiärer Inanspruchnahme mit dem Eigenbau nach 20 Jahren Pause wieder damit anfange!



    Somit wünsche ich eine wie auch immer ausfallende glückliche und zufriedenstellende Entscheidung,

    Wolfgang.