Mensuren der Alten, goldener Schnitt

  • Hallo in die Runde!



    Seit längerer Zeit beschäftige ich mich schon mit den Mensuren alter Meister, besonders mit denen der Stumms.

    Bislang ist es keinem gelungen, die Kosntruktionsweise der Mensuren genau zu knacken.

    Es gibt zwar verschiedene Ansätze, aber keiner erklärt alle Mensuren korrekt.



    Mittlerweile bin ich so weit, daß ich defintiv sagen kann, daß die Oktavteilung prinzipiell dem goldenen Schnitt entspricht.

    Nun hänge ich an der Unterteilung der einzelnen Oktaven in ihre Einzeltöne.

    Ich habe gestern nochmal 2 volle Oktaven Originalmensur aufgenommen.

    Bei 270 Jahre alten Pfeifen ist das immer kritisch.

    Obwohl alle frisch restauriert sind, ist das mit der Rundung doch so eine Sache.

    Nun habe ich versucht, alle Maße bezogen auf den goldenen Schnitt aufzutragen.

    Die ersten Töne (c1-g1) haben relativ regelmäßigen Abstand, dann wird der Abstand enger, später absolut unregelmäßig.

    Ich denke, daß bereits kleinste Toleranzen (0,1mm) viel bewirken.

    Hat jemand Erfahrungen gamcht in puncto Mensurendreieck?

    Auch bezüglich der Einteilung der x-Achse?



    Wie bereits erwähnt: Oktavteilung goldener Schnitt, daruf wird dann eine Principalmensur projeziert.

    Stumm hat dann aus dieser Principalmensur alle weiteren Mensuren abgeleitet.

    Die Quinte hat z.B. die "F-Werte" des "Grundprincipals".

    Die Terz startet auf den "Dis-Werten", wird oben aber manchmal weiter.

    Die Gedackten haben die Mensuren der entsprechenden Quinte, also 8' = 6'-Quint-Durchmesser und Deckel drauf.

    Interessant, gell!

    Salicional ist immer ca. -10-12HT enger als der Principal.

    Gamba, Quintatön und Flöt 4' haben ganz eigener Kurven, die speziell entwickelt sind. Es handelt sich hierbei um Soloregister.

    Das gilt in bester Näherung für alle Stumm-Generationen!

    Also von 1717-1920.



    Gruß,

    Andreas

  • Hallo Andreas,



    Deine Messungen sind sehr interessant. Zeigen sie doch wie die Alten arbeiteten. Ich koennte mir vorstellen, dass die Summe der Messunsicherheiten und Fertigungstoleranzen die Schwankungen im Mensurverlauf bewirken, besonders bei kleinen Pfeifen.



    Das Thema >Mensuren< wird auf der Jahrestagung des Arbeitskreises im Herbst in Jork eine (groessere) Rolle spielen. Vorgesehen ist ein halber Tag zu diesem Thema. Im Erfahrungsaustausch anschliessend an die Vortraege waeren Deine Messungen interessant. Weisst Du schon, ob Du dabeisein kannst? Die Tagung ist vom 5. bis 7. Okober 2006. Ende Februar / Anfang Maerz gehen die Einladungen an die Mitglieder des AK, wie ueblich im Rahmen von >Hausorgel aktuell<.



    Zu Deiner Frage mit dem Mensurendreieck und der Einteilung der X-Achse moechte ich auf folgendes Buch verweisen (+/- Seite 88):



    Karl Bormann: Orgel- und Spieluhrenbau, Aufzeichnungen des Orgel- und Musikwerkmachers Ignaz Bruder aus Waldkirch von 1829 und die Entwicklung der Walzenorgel. Vierunddreissigste Veröffentlichung der GdO 1968 by Sanssouci Verlag AG Zürich, ISBN 3-7254-0043-1

    Von Karl Bormann herausgegebene Aufzeichnungen dieses handwerklichen Testamentes an die Nachfolger des Ignaz Bruders. Mit vielen musik- und kulturgeschichtlichen Anregungen für Hausorgelbauer. Das Buch waere ein Fall fuer >print-on-demand< in einer kleinen Auflage fuer die Hausorgel-Bauer. Ich kenne allerdings (noch) keine Druckfirma. Weiss jemand eine? Das Buch gibt es sonst leider nur noch antiquarisch.



    Sorry, heute kann ich nicht mehr "liefern", >Hausorgel aktuell< soll fertig werden. :-)



    Viele Gruesse

    Thomas Reinhardt