Gebläsesorgen

  • Hallo,



    ich habe bis jetzt mit meinem Gebläse so gearbeitet, wie schon beschrieben. (ohne Rollgardine)

    Nun habe ich diesen Punkt nachgeholt und eine Rollgardine zwischen Gebläse und Balg geschaltet.



    Das Gebläse schien mir bisher ein Mini-Ventola von Laukhuff zu sein. Jedoch hat sich auch nach dem Einbau der Rollgardine nichts an den Verhältnissen geändert.

    Bereits beim Auflegen von mehr als 2,5 Balggewicht (60x40 cm) sinkt die Balgplatte durch den Druck ein. (Die Balgplatte hat etwa 1,1 kg).



    Dies ist nach meinen Berechnungen schon im Balg ein viel zu geringer Winddruck.



    Vielleicht kann mir jemand mehr zum Gebläse sagen?

    Oder, warum ich keine ausreichenden Balggewichte auflegen kann.



    Folgende Angaben zum Gebläse sind bekannt:

    Laukhuff

    Ventola

    Nr: 13 064 Va

    Type: 1.8 / 60



    Schönen Gruß

    Johannes

  • Hallo Johannes,



    das Geblaese ist sehr klein fuer eine Orgel Deiner Planung. 1,8 m3 pro Minute bei 60 mmWS schafft es nur maximal. Das reicht fuer eine Truhenorgel. Bei meiner Orgel mit 5 Registern (8,8,8,4,2) ist eines mit etwa 5m3 pro Minute und 80 mmWS eingebaut, das mir ein Orgelbauer empfahl. Es reicht fuer die 50 mmWS Windladendruck. Bedenke Du hast Winddruckverluste durch Wirbel und Windmengenverluse durch Undichtigkeiten. Als Anhaltspunkt: am Geblaese muessen Druck und Menge mindestens 40% hoeher sein als in der Lade.



    Halte es wie Ignaz Bruder in seinen Werstattaufzeichnungen raet:

    "Recht gross die Baelge samt Kanal,

    diese Regel gebrauche ueberall."



    Gilt auch fuer das Geblaese.

    Viele Gruesse

    Thomas

  • Hallo Thomas,



    ja, das habe ich nicht erwähnt.

    Das Gebläse habe ich im Moment zur Verfügung.

    Klar reicht das nicht fürs Gesamtprojekt.

    Aber für die im Moment vorhandenen Register müßte es locker reichen, nach meiner Berechnung.



    Ich habe das Gebläse auch als 60mm WS eingestuft.

    Was mich iritiert ist jetzt, dass ich mit der Winddruckregulierung nicht so hinkomme, wie ich gedacht habe.

    Weil die Balgplatte 60/40 schon bei etwa 3,5 kg nachgibt.

    Wo könnte ich hier Probleme in meiner Konstruktion haben?



    Johannes

  • Lieber Herr Meyer,

    mir scheint, dass allein Ihr aufgelegtes Gewicht von 3,5 kg auf die Balgplatte (0,6x04 mxm) - also etwa 14,6 mmWS (wenn ich mich nicht verrechnet habe) nicht zu einem höheren Druckniveau führen kann als das Gebläse hergibt.



    Für mich würde das bedeuten, dass Undichtigkeiten vorliegen müssten. Das läßt sich prüfen: blasen Sie Tabakrauch in den Balg, bevor Sie das Gebläse anstellen. Dann können sie beim Einschalten des Gebläses Undichtigkeiten optisch aufspüren.



    Übrigens: Ist Ihr Gebläse richtig herum (+ - / - Pol) angeschlossen?



    Gruß,

    Andreas Richter

  • Hallo Johannes,

    da es sich bei diesem Gebläse wahrscheinlich um eine 220-Volt-Wechselstrom-Ausführung handelt, kann man dieses nicht falsch anschließen. Wenn der Motor vom Aufbau her ein Drehstrommotor ist, der durch Zuschaltung eines Kondensators (womit eine Hilfsphase erzeugt wird) als 220 Volt- Einphasenwechselstrommotor betrieben wird, könnte eine falsche Beschaltung am Motor selbst die Drehrichtung verändert haben. Denkbar ist sogar, daß es sich um einen Motor für Saugbetrieb handelt. Schicke mir doch mal eine Skizze, an welcher Stelle Du den Druck abnimmst. (Meine FAX-Nr.: 04222 951378).

    Es ist zu Deinem Fall schon viel geschrieben worden über die Windregelung. Diese kann auch noch so raffiniert aufgebaut sein; sie wird aber nicht den Winddruck, den der Motor zur Verfügung stellt, erhöhen können.

    Die Windleistung, die Dein Motor liefert, ist doch ganz einfach zu messen:

    Nimm ein kleines Brett, dieses etwas größer als der Gebläse-Auslaßstutzen. Bringe an diesem Brett eine Bohrung für den Schlauch zu Deiner Windwaage an. Gebläse einschalten und den Auslaß mit dem Brett komplett dichthalten. Bei Deinem Motor sollte jetzt ein Winddruck von ca. 75mm WS angezeigt werden. Wenn Du das Brett ewas zu Seite schiebst, so daß etwas Wind entweicht, erhöht sich der Druck sogar noch etwas - auf ca. 78 mm WS.

    Eine Frage: Wie sieht Deine Windwaage aus, handelt es sich dabei um ein u-förmiges Rohr und mißt Du auch wirklich die Differenz aus der steigenden und fallenden Wassersäule?



    Ich bin gespannt auf Deine Antwort!



    Viel Erfolg!



    Klaus Suhr


  • Korrektur:

    In der 4. Zeile meines letzten Updates steht:

    Denkbar ist sogar, daß es sich um einen Motor für Saugbetrieb handelt.

    Richtig muß es heißen:

    Denkbar ist sogar, daß es sich um ein Gebläse für Saugbetrieb handelt.



    Klaus Suhr

  • Grüss Gott,



    Haben Sie Sorgen mit der Schwimmerbalg Konstruktion vom 20.06.05. ?

    Hier scheint mir, dass Sie einen sehr üppigen Wulst gewählt

    haben, ich kann mir nicht vorstellen dass Sie einen so

    grossen "Ausgleichsweg" haben müssen. Ich habe noch nie

    bei Schwimmerbälgen diese Wulstgrösse im Verhältnis zur Grundfläche gesehen.

    Auch die notwendige einwandfreie Dichtigkeit in den Ecken erscheint mir nicht gewährleistet,

    denn solch kleine Ventilatoren bestrafen das kleinste Leck.



    Zudem ist es üblich dass zur Berechnung die Hälfte des Balgmantels mit gerechnet wird, des weiteren

    muss zu den 3.5 kg noch das Plattengewicht mitgerechnet werden.

    Wie schon Herr Richter bemerkte ergibt das einen recht ansehnlichen Wert.

    Auch der Versorgungs - Schlauch zur Lade ist im Durchmesser gar gross ausgefallen. Dies hat allerdings auf die Ventilatorleistung keinen Einfluss, wohl aber für das Geschwindigkeitsprofil in der Lade.



    Viele Grüsse

    Hermann Werlen

  • Lieber Johannes



    ich teile die Meinung von Klaus Suhr. Die Nachteile eines zu schwachen Winderzeugers setzen sich in Windrichtung durch die ganze Orgel fort und enden in einem jammernden Plenum. Im übrigen glaube ich, entgegen der Meinung von Hermann Werlen, dass sich ein grosszügiger „Ausgleichsweg“ der Balgplatte günstig auf die Klangentwicklung auswirkt. Der Balg soll atmen können, wie eine Lunge. Wenn dazu die Durchlassöffnung bei der Drosselklappe (Rollgardine) V-förmig (oder sogar Y-förmig) gestaltet wird, wie es Thomas Reinhardt zum Thema „Gebläse und Balg - Wind im Pfeifen“ vorschlägt, wird sich die Balgplatte zu Beginn des Spiels absenken, rechtzeitig vom Gebläsewind wieder aufgefangen und pendelt beim Weiterspielen auf und ab – je nach Windverbrauch.



    Allerdings, wenn ich die Bilder Deines Schwimmerbalges ansehe, frage ich mich, ob das graue Dichtungsmaterial der Manchette nicht zu dick und widerspenstig ist. Lässt sich die Balgplatte ohne Widerstand vertikal bewegen?



    Mit freundlichen Grüssen

    Ruedi Wernli

  • Hallo Johannes,



    jetzt habe ich mir noch einmal das ursprüngliche Thema (Gebläse und Pfeifenfuß, 20.06.05) angesehen und festgestellt, daß darin ein Teil meiner Fragen von gestern (15.09.) schon beantwortet ist. Das Foto zeigt, daß es sich bei dem Gebläse wahrscheinlich um den gleichen Typ handelt, den ich auch verwende. Auch ich habe schon viel mit der Windregelung experimentiert; vielleicht sind meine Erfahrungen hilfreich für Dich:



    Das verwendete 1,8 / 60-Gebläse liefert direkt am (dichtgehaltenen) Gebläseausgang einen Winddruck von 75 mm WS. Bei meinem Positiv soll ein Druck von 50 mm WS eingeregelt und bei unterschiedlichem Verbrauch möglichst konstant gehalten werden.

    Der verwendete Schwimmerbalg (40x60) ist nach dem Bormann-Buch gebaut. Ursprünglich erfolgte die Regelung nur durch Abblasen der überschüssigen Windmenge, inzwischen mit einem Drosselschieber (wirkt im Prinzip wie Rollenventil). Die aktuelle Version verhindert jedoch nicht eine manchmal störende Windstößigkeit, das heißt, es kommt zu einem kurzzeitigen Druckabfall, wenn ein vollgriffiger Akkord im Baßbereich gespielt wird: gleichzeitig im Sopranbereich klingende Pfeifen fallen dabei deutlich in der Tonhöhe ab. Ein Nachteil der Regelung durch Abblasen des überschüssigen Windes: Weil das Drosselventil fehlt, wird der Balgwind ständig voll mit den Turbulenzen aus dem Gebläse "verunreinigt".



    Das gleiche Gebläse setze ich alternativ auch in meiner neuen großen Intonierlade (nach John Boersma) ein. Hier verwende ich einen Magazinbalg mit je einer Innen- und einer Außenfalte und den Maßen von 40 x 70 cm. Die obere Platte macht einen Weg von 25 cm. Ich habe einen derart großen Balg gebaut, um beim Intonieren das Gebläse kurzzeitig auch abschalten zu können, um im Zweifelsfall einen vollständig turbululenzfreien Wind zur Verfügung zu haben.

    Geregelt wird mit einem Rollenventil, das eine herzförmigen Öffnung steuert. Zum Einstellen eines Winddruckes von 50 mm WS muß ich die obere Balgplatte mit 3, 75 kg beschweren; das Anfangsgewicht durch das Balgmaterial und die 2 Holzplatten führt bereits zu einem Winddruck von ca. 30 mm WS!

    Hier nun die entscheidende Erkenntnis: Selbst bei diesem großen Balg kommt es zu einem deutlichen Druckabfall in der Windlade, wenn die Balgplatte ganz oben ist und ich dann gleichzeitig mehrere Tasten im Baßbereich (es stehen noch keine Pfeifen auf der Lade, es strömt also viel Wind ab) betätige. Das passiert jedoch nicht, wenn die Balgplatte weiter unten ist. Ich führe das auf die herzförmige Offnung zurück, die im engen Bereich nicht genügend Wind nachströmen läßt - auch wenn durch den eintretenden Windverbrauch mit dem Absenken der Balgplatte das Rollenventil betätigt / geöffnet wird. Ich werde die Konstruktion hier etwas verändern: Das Rollenventil soll nicht mehr vollständig schließen, wenn die Platte ganz oben ist. Dafür wird an dieser Stelle das Überdruckventil geöffnet. Ich hoffe, daß dann auch in diesem Bereich eine schnelle Nachregelung erfolgt.



    Viele Grüße



    Klaus Suhr

  • Grüss Gott,



    Gegen einen Ausgleich mit Falten; wenn man einen grossen Bereich abdecken muss sogar geführt mit Scheren, ok - dagegen habe ich nichts einzuwenden, wohl aber mit der Wulst-Ausführung wie auf den Bildern ersichtlich.

    Herzliche Grüsse und gutes Gelingen wünscht:



    Hermann Werlen

  • Herzlichen Dank an alle für die ausführlichen Antworten.



    Die vermuteten Angaben für das Gebläse mit 75 mm WS nur am Gebläse stimmen bei mir fast. Ich komme auf 65 bis 70 mm direkt am Gebläse.



    Der Balg ist eigentlich auch gut abgedichtet.



    (gut, ich gebe zu, ich zeige die Bilder des Balges nicht gerne, er ist doch recht arg provisorisch 'hingezimmert'. Aber so wie das Gebläse wird auch der Balg in einem späteren Baustadium weichen müssen)



    Aber ich werde wohl vielleicht nun etwas weiter hinten suchen müssen. Ich werde mal die Zuführung zur Windlade abnehmen und dort den Winddruck messen.

    Wenn er dort auch noch ein höheres Balggewicht verträgt, dann habe ich wohl irgendwo Probleme in der Windlade!?!



    Ich werde das heute abend mal testen.



    Besten Dank und schöne Grüße

    Johannes

  • Hallo Johannes,



    Thomas bat mich, noch die folgenden drei Bilder einzustellen. Zum Vergrößern bitte anklicken.



    Sie zeigen eine Gebläseanlage, wie sie 2001 bei der Tagung in Waldkirch zu sehen war. Das Gebläse ist ein 1,8m3/60mmWS von Laukhuff, der zweitkleinste Typ mit senkrecht stehender Achse.



    Gesamtansicht







    Skizze Draufsicht







    Skizze Seitenansicht







    Viele Grüße

    Uli

  • Hallo Johannes,



    Ulrich hat drei Bilder eingestellt, die eine funktionierende Gebläseanlage zeigen. Vielleicht helfen sie Dir bei Deinem aktuellen Problem. Noch einige Kommentare dazu:



    + der eingestellte Winddruck beträgt etwa 50 mmWS. Dieser lässt sich einstellen, allerdings nur noch zu niedrigeren Drücken, da das Gebläse nicht mehr bringt. Mir kommt dieses Gebläse (zweitkleinstes Ventola) relativ schwach vor für eine Aufgabe wie bei Deiner Orgel.



    + Der Regelbereich ist bei dieser Anordnung zu klein. Ich hatte zwar eine dreiecksförmige Öffnung hinter dem Rollventil, aber der Nachdruck vom Gebläse reicht nicht um den zusammenfallenden Balg zu füllen bei einer Windanforderung wie bei drei tiefen Gedeckt 8'-Pfeifen.



    + Der gleiche Balg ist jetzt in der Orgel von Ulrich als Ausgleichsbalg eingebaut (vergleiche http://www.hausorgel.de => Technik => Balganlage). Das Gebläse ist aber um einiges leistungsfähiger und die Winddruckregelung funktioniert gut.



    Viele Grüße

    Thomas Reinhardt

  • Grüss Gott,



    Zuerst mal dies: Entschuldigen Sie meine Formulierung vom 19.09, betreffend dem "Wulstausgleich", zumal auch ich in der Experimentierphase noch weit wilder "hinzimmere".

    Als kleiner Trost, in der letzten ARS ORGANI Nummer sind im Text Total 4 Bemerkungen die da lauten "wegen Windproblemen usw". Dies ist für mich ein Zeichen, dass die "Zunft" ab und zu auch ihre Sorgen mit der Windversorgung hat.



    Doch nun zum Problem; mich interessiert sehr, was beim Untersuch der Windlade heraus gekommen ist ?



    Ihre Fragen und Hinweise machen seit einiger Zeit unser Forum interessant, wäre schade wenn Sie sich nicht mehr melden.



    Viele Grüße



    hermann werlen