Kartonpfeifen-"Werk"

  • Liebe Hausorgelfreunde,

    nachdem sich mein "mechanisches Manual"

    sowie mein Pedal nun beinahe in fertigem Zustand

    befinden, spukt in meinem Kopf schon eine neue Idee.



    ich habe ein zweites Manual im Spieltisch, mit dem ich

    MIDI-Kontakte verbunden habe. Z.Zt. nutz ich den PC

    mit einigen elektronischen Registern als Klangalternative

    zum mechanischen Manual sowie zum stimmen, nachts üben etc.



    Ich denke darüber nach, eine elektrische Lade zu bauen, die man mühelos über dieses MIDI-Kabel ansteuern könnte, auf der

    quasi ein Nebenwerk steht, nur aus Papierpfeifen (ich dachte an 8,4,2). Damit es mobil ist (Platzprobleme) und nicht starr mit der Orgel vrbunden werden muss, wird es vermutlich ein eigenes kleines Gebläse bekommen.



    STIMMT ES, dass Papierpfeifen mit einem Bruchteil des Winddruckes auskommen (10-20mmWS)? Dann könnte man die Lösung von Boersma mit dem Autostaubsauger (dort: Intonierlade) in Betracht ziehen, das wird dann leise genug.



    Hat ausserdem jemand Erfahrung gesammt mit Kartonpfeien? (ich glaube vor einiger Zeit hier etwas gelesen zu haben, dass das klangliche Erlebnis nicht so toll ist, wie immer geschrieben wird..). Bormann schreibt: nur eine Lage Karton leimen, andere wollen lieber mehrere Schichten haben. Kennt sich jemand aus?



    besten Dank!



    Ulf

  • Grüss Gott,



    Auf der Tagung in Bad Lauchstätt 2003 hat Hr. Dr. Ehrig seine Kartonpfeifenorgel eingehend vorgestellt und auch Klangbeispiele mit Tonkassette vorgespielt. Das Resultat war für mich erstaunlich, der Klang wohl dezent, jedoch ausgezeichnet geeignet für eine Mietwohnung, kommt hinzu dass Hr. Ehrig mit einfachsten Mitteln das Werk erstellte. In der Hausorgel Nr. 15/2004 ab Seite 43 finden Sie eine eingehende Beschreibung und auch seine Anschrift.



    Hermann Werlen

  • Lieber Herr Werlen,



    vielen Dank für ihren wertvollen Tipp, - ich besitze nur Hausorgel 1-10 (gebunden) und werde mit die anderen Hefte wohl besser auchnoch bestellen.



    Nun habe ich den Bestellbogen aus der letzten ArsOrgani schon "verbraucht", wie komme ich am beschicktesten an die Literatur?

  • Hallo!



    Die Idee hört sich interessant an. Aber an den Kartonpfeifen sollte es nicht scheitern. Ich habe selbst ein paar Pfeifen von Gedackt 8´ gebaut, die wirklich akzeptabel klingen. Sie brauchen tatsächlich viel weniger Wind und klingen eher fein. Aber es kommt auch hier auf den Aufschnitt an. Eine Papierpfeife kann auch laut! Selbst an eine Rohrflötenpfeife habe ich mich einmal gewagt und war von dem Ergebnis ehrlich verblüfft. Noch als Anmerkung: Für die Pfeifen nahm ich ganz einfachen Aktenkarton, dieses feste Paper, was für Zwischenblätter in Aktenordnern dient. Nach einigen Versuchen mit der Intonation klappte es dann irgendwann. Mit der Schere intonieren ist halt manchmal auch riskant.

    Viel Erfolg!!

  • Ulf Zastrau:
    STIMMT ES, dass Papierpfeifen mit einem Bruchteil des Winddruckes auskommen (10-20mmWS)?





    Clemens Wunderle:
    ... Sie brauchen tatsächlich viel weniger Wind und klingen eher fein.





    Nachdem nun seit Juli, lieber Ulf, auf Deinem Truhenorgel-Tagebuch die Fertigung von Diskantpfeifen aus Karton zu sehen ist, möchte ich hier die Frage nach den Erfahrungen stellen; 10 bis 20 mm WS Winddruck sind meiner Erfahrung nach bereits ausreichend für die tiefsten 8'-Holzpfeifen, in der Kernkammer gemessen.





    Neulich verringerte ich versuchshalber das Balggewicht soweit, daß nur noch

    8 mm WS

    in dem Balge war: Aller Drosselungen im Fuße beraubt erklang meine hölzerne Probepfeife mit dem Ton des eingestrichenen d immer noch voll und schön...





    Wolfgang
  • Hallo Wolfgang.

    Entschuldige, ich war bis gestern abend im Urlaub (Andalusien) und habe mich über prächtige Kathedralen mit heruntergekommenen oder ganz ohne Orgeln geärgert (Ansonsten war der Urlaub toll..)



    Zu deiner Frage: Ich stelle die Truhe jetzt so langsam fertig, bin allerdings im Bassbereich auf liegende Holzpfeifen umgestiegen, da grosse Kartonpfeifen mir nicht richtig gelangen. Besser ausgedrückt: Offen Kartonpfeifen gelangen mir, gedackte hingegen nicht. (Zu leise, unsaubere Ansprache.) Das ging besser mit der Hohlpijp von Boesma (die mit dem dicken Kern.)



    Bis e' habe ich Karton gebaut, alerdings mit extrem enger Mensur (Dmr. e' aussen 25mm, offen). Der Klang ist schön, und das ansprechen bei niedrigen Winddrücken klappt. Erhöht man den Winddruck bei vergrößerung des Aufschnitts, so wird die Pfeife auch laut. Es geht also beides, intim und herb.

  • Niemand soll sich genötigt fühlen, Antworten auf Beiträge geben zu müssen, somit ist es ganz im Gegenteil an mir, lieber Ulf, mich für meine bohrende Neugier zu entschuldigen!



    Daß es in Andalusien "prächtige Kathedralen mit heruntergekommenen oder ganz ohne Orgeln" gibt, wundert mich nicht, diesen bedauerlichen Zustand trifft man in weiten Teilen des südlichen Europas an; selbst in Frankreich hatte ich einmal das zweifelhafte Vergnügen, aus über 70 (!) Registern der Kathedralorgeln in Avignon, Narbonne und Carcassonne wenigstens ein paar halbwegs anhörbare Register herauszufinden...



    Zu deiner Kartonpfeife e' mit 25 Außendurchmesser, also vermutlich 23 mm Innendurchmesser, das ergibt - 16 HTN, nach meiner Erfahrung ein Grenzwert, um einen ruhigen grundtönigen Klang zu erzeugen, und es freut mich, daß Du mit Ansprache und nötigem Winddruck zufrieden bist, "intim und herb"!



    Neulich wuchtete ich probehalber die größte 16-Fuß-Gedacktpfeife in die Werkstatt und stellte mit Erstaunen fest, daß bereits ein Winddrücklein von nur zwei (!) mm WS in der Kernkammer ausreicht; somit bin ich nun hin- und hergerissen, ob ich nicht doch diese Brummer entgegen meiner ursprünglichen Absicht verwenden soll.



    Allen Urlaubsheimkehrern wünsche ich einen nicht allzu herben Übergang in das Alltagsleben des rauhen Germaniens,

    Wolfgang