Pedallage

  • Hallo,

    mich würde interessieren, wie die Hausorgelbauer zur Ausrichtung des Pedals zur Manualklaviatur stehen.



    Neuere Orgeln werden ja vermutlich mit ds - ds' gebaut.



    Nach Christian Nambergers Untersuchungen, seine Umfrage und der Argumentation über den hauptsächlich bespielten Raum würde ja viel für c - c' sprechen.



    Die dadurch entstehende asymetrische Ausrichtung wäre ja zu verkraften.



    Was gibt es sonst noch für Argumente in dieser Frage?



    Wie stehen die anderen Hausorgelbauer dazu?



    Johannes

  • Hallo Ullrich,



    ich habe mich bezogen auf:

    Christian Namberger,

    Untersuchungen zur ergonomischen Optimierung von Orgelspielanlagen.

    Musikwissenschaftliche Verlags GmbH Kleinblittersdorf 1999,

    120 Seiten, Ringbindung, sw-Abbildungen



    Ich habe das Heft mal bei ebay ersteigert.

    Es wird beschrieben die Entwicklung der Spieltischmaße, die verschiedenen Normen bis zur BDO-Norm von 1972.

    Er schließt auch eine Umfrage mit ein, in der er Organisten nach deren Vorliebe befragt.

    Z. B. Pedallage, Anordnung der Register, Tastenbeläge usw.

    In Bezug auf die Pedallage sprachen sich übrigens 58% für c - c' aus.



    Es handelt sich hierbei um eine Doktorarbeit.



    Johannes

  • Hallo Johannes,

    Ich habe Manual dis` und Pedal dis`übereinander.

    In diesem Fall ist dann Manual c`ziemlich genau über

    der Mitte zwischen Pedal cis`und dis`.Das sagt zumindest meine

    CAD Zeichnung,da das Pedal noch nicht eingebaut ist.

    Ausserdem ist Pedal dis`genau in der Mitte der Pedalklaviatur.

    Das Pedal ist doppelt geschweift.Bei paralleler Anordnung

    sind die Maße wahrscheinlich etwas anders.

    Dies nur zur Info.

    Gruß Jürgen

  • Johannes Meyer:


    mich würde interessieren, wie die Hausorgelbauer zur Ausrichtung des Pedals zur Manualklaviatur stehen.

    Neuere Orgeln werden ja vermutlich mit ds - ds' gebaut.



    Nach Christian Nambergers Untersuchungen, seine Umfrage und der Argumentation über den hauptsächlich bespielten Raum würde ja viel für c - c' sprechen.



    Die dadurch entstehende asymetrische Ausrichtung wäre ja zu verkraften.



    Was gibt es sonst noch für Argumente in dieser Frage?



    Wie stehen die anderen Hausorgelbauer dazu?



    Johannes

  • Auch wenn die Fragestellung schon eine ziemliche Weile zurückliegt, möchte ich nicht säumen zu erwähnen, daß ich in meinem langen (Kirchen-)Orglerleben bislang wohl immer c' unter c vorfand, es sei denn, ich hätte die kleine zitierte Verschiebung gar nicht gemerkt, was durchaus der Fall sein kann.



    Die Frage nach der Ausrichtung mündet generell in die Überlegung, ob wir unsere Hausorgeln möglichst den Anordnungen und Abmessungen der Kirchenorgeln anpassen, was dem Wohlempfinden von Gastspielern entgegenkommen dürfte, oder ob wir als Individualisten unsere jeweiligen Vorlieben umsetzen. Neben der Ausrichtung bleibt zu entscheiden, ob überhaupt ein geschweiftes BDO-normgerechtes Pedal zur Anwendung in der Hausorgel gelangen soll oder ob ein gerades genügt.



    Vermutlich liegt es an meiner mangelnden Virtuosität, daß es mir unerklärlich bleibt, warum ausgerechnet der Bund der Orgelbauer das viel aufwendiger herzustellende geschweifte Pedal forderte oder zumindest zur Norm erklärte. Sicherlich ist es für den Spieler bequemer, wenn er andächtig in der Mitte sitzen bleiben kann und dabei mühelos auch die entfernteren Pedaltasten erwischt, ohne dabei seitlich aus den Latschen zu kippen (Wilhelm Busch läßt grüßen), indes zwingt das Literaturspiel ohnehin zum Hin- und Herrutschen auf der Bank. Dabei empfinde ich gerade mit meinen nicht normgerecht-langen Beinen die Erhöhung der äußeren Pedaltasten als lästig, wenn auch nicht als ausgesprochen hinderlich.



    -------------

    Man erlaube mir noch schnell eine kleine, leider wahre Geschichte dazu:

    Als in den katholischen Kirchen die Projektoren für die Liednummernanzeige installiert wurden, montierte man das Gerät, man möchte es kaum glauben, auf die rechte Seite der mit 830 mm ohnehin nicht gerade langen Orgelbank, und das nicht etwa auf einem kleinen Bauerndorf, sondern in der größten Großstadtkirche! Nicht übel, konnte sich der Organist immerhin die klammen Finger in Ermangelung eines effizient angebrachten Heizstrahlers an dem Gerät wärmen, zudem entband es ihm von virtuosem Literaturvortrag, da er die Pedaltasten der eingestrichenen Oktave trotz aller Schweifung einfach nicht mehr zu erreichen in der Lage war.



    Glücklicherweise sind wir bei unseren Hausorgeln nicht gezwungen, auf solche Erleuchtungsgeräte und andere das Leben des Organisten und der Gemeinde erschwerenden Apparate Rücksicht zu nehmen - das ist das schöne am Hausorgelbau: Wir dürfen und wir können unsere Vorstellungen bzw. die des Auftraggebers umsetzen!

  • Jürgen Gruchow:
    Ausserdem ist Pedal dis`genau in der Mitte der Pedalklaviatur.

    Das Pedal ist doppelt geschweift.Bei paralleler Anordnung

    sind die Maße wahrscheinlich etwas anders.





    In der Tat

    sind die Maße "etwas anders",

    und so hatte ich heute erstmals das Vergnügen, ohne Vorwarnung eine moderne Vorstadtorgel zu betreten mit strahlenförmig verlaufenden Pedaltasten. Prompt trat ich zum Introitus mehrmals daneben, denn sowohl die ungewöhnliche Verschiebung, als auch die Spreizung brachten mich arg in Bedrängnis. Immerhin gewöhnten sich dann wohl meine Füßchen daran, auch wenn ich ungebührlich oft hinunterschauen mußte, so daß ab dem Gloria auch der Baß wieder harmonierte!





    Wie dem auch sei: Die Mechanik war bezaubernd, nirgend sonst konnte ich die Prestissimo-Passagen bislang so brilliant laufen lassen, ein exakt-gleichmäßig fühlbarer Druckpunkt, das soll das Vorbild für meine Hausorgel sein, herrlich!




  • Hallo "Norm"-gerechte.



    Ich habe das hier gerade nochmals gelesen, und musste schmulzeln. Ich war heute morgen in Waltershausen bei Gotha, von mir 100km oder eine (Motorrad-)Stunde weg. Im Anschluss an meinen Termin hatte ich noch Gelegenheit, an der als "grösste Barockorgel Thürigens" bekannten Trost-Orgel zu spielen.







    Ich habe da gleich mehrere Interessante Sachen ausprobieren können.



    1) die Unda Maris im Hauptwerk ist in sich auch stimmig gestimmt, und macht den besten effekt mit dem Gamshorn 8'. /zumindest wenn man am Spieltisch sitzt). Mit Prinzipal 8' macht es nix aus, der übertönt alles, und ein lustiger effekt ist Unda Maris mit Quintathön 8': Da springen auf einmal ganz merkwürdige Obertöne an (nach 1s oder so), die völlig unharmonisch klingen. Schauerlich.



    2) Druckpunkt. Man hat ja schon viel über den Drucklunkt dieser Monsterorgel gelesen und gehört. Tatsächlich spielt sich nur das Hasuptwerk in der Mitte schwergängig. Die Schiebekoppel sollte man allerdings vermeiden.. Brust- und Oberwerk sopielen sich mit einem knackigen Druckpunkt und geringem Tastenfall (8mm). Das macht Laune zum figurieren. Generell ist der ATstenfall nicht so gross, wie ich dachte.



    3) Pedalmaße. Ich habe üppig Pedal gespielt, nicht nur wegen der 32-Zunge. Das Pedal ist an der vorgderseite des Mittleren Manuals ZUENDE (!), d.h. man hat die Füsse (wie bei fast jeder historischen Orgel) beinahe unter der Bank. Ausserdem ist das Pedal (C-c') auf jeder Seite eine Handbreit breiter als normal. will man das tiefe C erreichen, muss man sich verbiegen. (allerdings auch, um an manche manubrien zu kommen)...



    Soviel zu "Norm"-gerechten Spieltischen. Indes - man kannes ja besser machen. Wie tief reichen eure Pedale eingentlich unter das mnual, wie hoch sind die Obertasten und wie BREIT die untertasten. ich habe 2cm breite Eichenuntertasten, und überlege gerade, sie auf 3cm zu verbreitern.



    Gruß

    Ulf

  • Um nochmal zu erhärten, was ich hier meine:



    Es ist ja niocht allein die Lage des "C unter C", die man variieren kann. Fallsman nicht von Normspieltischen kommt, sondern wie ich fast nur historische Orgeln hier rumstehen hat, ist man so einiges gewohnt. Die Punkte, die sich unterscheiden, sind meiner Meinung nach:



    -die räumlich Tiefe unter dem Manual. Setzte ich mich normal zum spielen auf eine Orglbank, kommt ich meistens mit der "baumelnden" Fußspitze an die Oberkante von c#/d#. Bei laten Orgeln ist oft eine Wand die Vorderfront, und das Spielschrank ist mit seinen Türen in der Wandebene. Das unterste Manual endet also dort, wo das Pedal anfängt. Bei modernen Orgeln geht das Pedal ofdt tief (30cm) unter die Manuale. Schlecht wird es, wenn man seine Beine nicht mehr sieht, weils das RP-Manula auf dem Schoß hängt.



    - die Schweifung der Tasten. ich spiele oft auf einer historischen Orgel in Neustadt/Orla (Fincke Ende 18tes): Hier ist das PEdal garncht geschweift, weder die Länge der Obertasten ändert sich, noch die Höhe:





    Wenn man das weiss, ist es ganz angenehm zu spielen.



    -die Breite der Tasten und die Oktavmensur. Hier empfielt es sich wahrscheinlich, wiklich die BDO-Vorschrift zu bauen. Bei Laukhuff im Katalog ist das ganz schön angegeben. Historische Pedale sind oft breiter, sowohl die Oktavmensur als auch die Tastenbreite. Ich persönlich spiele meine Hausorgel oft "auf Socken", und finde daher breitere, gerundete Pedaltasten angenmehmer (weniger Blasen an den Füßen) *g*.



    Gruß

    Ulf

  • Ulf Zastrau:
    -die Breite der Tasten und die Oktavmensur. Hier empfielt es sich wahrscheinlich, wiklich die BDO-Vorschrift zu bauen.

    ...

    Historische Pedale sind oft breiter, sowohl die Oktavmensur als auch die Tastenbreite. Ich persönlich spiele meine Hausorgel oft "auf Socken", und finde daher breitere, gerundete Pedaltasten angenmehmer





    Das Problem

    mit den Socken

    kenne ich auch, zwingt mich doch die Rast in einer Dorfkirche bei einem Ausflug, die dortige Orgel auszuprobieren, wobei die Motorradstiefel kein gefühlvolles Pedalspiel erlauben.







    Breitere Tasten und vor allem breitere Abstände zueinander fände ich auch für heutige Orgeln angenehmer, die 33 Millimeter sind für Füße der Schuhgröße 46 recht schmal. Dennoch wird man sich mit der eigenen Hausorgel dem kirchlichen Instrument anpassen, um sich nicht ständig umgewöhnen zu müssen.





    Gänzlich unverständlich erscheint mir in diesem Zusammenhang Karl Bormanns Meinung, "als Individualisten auch

    schmälere

    (Manual-)Tastenabstände zu wählen", einmal davon abgesehen, daß man damit den Gastspieler ausbremst, hab ich schon bei 13,7 Millimeter größte Mühe, mit dem Mittelfinger nicht in den Obertasten stecken zu bleiben







    Während es bei historischen Orgeln noch gelingt, Verständnis für einen nicht ganz ergonomischen Arbeitsplatz aufzubringen, geht mir das Verständnis bei neuen Orgeln völlig verloren; nicht selten fordern moderne Tretmühlen eine geradezu prähistorische Sitzhaltung, häufig im Verein mit historischer Schwergängigkeit der Mechanik







    ULf Zastrau:


    Soviel zu "Norm"-gerechten Spieltischen. Indes - man kannes ja besser machen. Wie tief reichen eure Pedale eingentlich unter das mnual, wie hoch sind die Obertasten und wie BREIT die untertasten. ich habe 2cm breite Eichenuntertasten, und überlege gerade, sie auf 3cm zu verbreitern.





    In der Tat gibt es immer Beispiele, welche geeignet erscheinen, nachgeeifert zu werden, und welche, die zur Vermeidung mahnen! Was den Überhang des ersten Manuals anbetrifft, so ermittelte ich einstmals an einigen zweimanualigen Orgeln einen Mittelwert von etwa 27 Zentimeter.



    Die Breite der Pedaltasten beträgt bei mir 23 Millimeter, die Höhe der Obertasten variiert wegen der Schweifung; "3cm" ist wohl etwas für Sanftbesohlte,



    frohes Treten wünscht Euch



    Wolfgang.




  • P.S.:Was die Höhe der Obertasten anbetrifft, habe ich mich vorstehend völlig falsch ausgedrückt:



    Die Obertasten erheben sich bei meinem Pedal aus einer E-Orgel vorne etwa 30 mm über den Untertasten, hinten 40 mm; der Höhenunterschied wegen der Schweifung beträgt von C - c oder c - c' etwa 25 mm.