Orgeltraum - Platzbedarf für Hausorgel

  • Hallo,

    noch weit von meinem aktuellen Orgelbau-Stand.

    Aber da wir gerade die Einrichtung unseres Hauses planen, sollte ich mir doch schon darüber Gedanken machen.

    Sonst steht unversehens am geplanten Ort eine Garderobe oder ein Kleiderschrank. ;-)

    Ich plane ja als Endprodukt meiner Orgelbaukunst eine Hausorgel mit zwei Manualen und Pedal.

    Ich würde mich mit zwei Registern pro Werk zufrieden geben.

    Wenn mehr ginge, dann natürlich gerne.

    Zwei Plätze wären (aus Sicht der Wohnraumgestaltung) Ideal dazu.

    Meinungen zu diesen Ideen würden mich sehr freuen.



    Aufstellungsort 1:

    Im Erdgeschoss, Flur, unter der Treppe.

    Die Idee: ein seitenspieliges Instrument, wenn man am Spieltisch sitzt, schaut man in Richtung fallender Treppe.

    Ist es möglich, die Traktur einigermaßen vernünftig so zu bauen, dass die Pfeifen nach hinten gehend immer kleiner werden, also den Platz unter der Treppe gut nutzen.

    Platzverhältnisse: 1000mm Breite, Länge ca. 2000mm, Raumhöhe: 2400mm, nach hinten abfallend auf ca. 300mm.

    Was denkt Ihr über diese Möglichkeit?



    Aufstellungsort 2:

    Im Wohnzimmer. Dieses ist allerdings ohnehin schon nicht groß. Darum folgende Idee: Der Spieltisch steht so an der Wand, dass die Manuale und das Pedal aus der Wand hervortreten.

    Der Rest der Orgel ist durch einen Wanddurchbruch in einem Nebenraum untergebracht.

    Platzverhältnisse: Breite ergibt sich aus den Spieltischmaßen. Der Rest kann aus klanglichen Gründen eigentlich nur in einer Linie dahinter stehen. Als Tiefe steht die gesamte Raumtiefe des Nebenraumes mit 2200mm zur Verfügung. Raumhöhe auch hier 2400mm.

    Die Orgel würde wegen des Nebenraumes auf der linken Seite nahe an der Wohnzimmerwand orientiert sein.

    Kann sich der Klang aus dem Nebenraum heraus auch gut entfalten?

    Wie wäre es mit dieser Idee?



    Schöne Orgelgrüße

    Johannes

  • Hallo Johannes,



    meine Sache waere es nicht eine Orgel zu bauen, die nur genau in dieses Haus und an diesen Ort passt. Wer soll die Orgel uebernehmen, wenn Du sie nicht mehr spielen kannst? Soll sie nur so lange halten, wie Du lebst? Ich plane darueberhinaus ;-) Fuer mich muss eine Orgel eine in sich abgeschlossene Sache sein, wo alles zueinander passt. Aber ein Haus gehoert nicht dazu.

    Der Klang soll sich sammeln und mischen koennen, bevor er das Gehaeuse verlaesst. Die Gehaeusewaende muessen resonieren koennen und die Pfeifen sollen genuegend Platz zum Aussprechen haben. Eine Stunde am Tag spielt mancher, 23 Stunden steht die Orgel herum. Damit das ganze Werk auch noch ansehnlich ist in dieser Zeit soll es gewissen Regeln der Gestaltung folgen (z.B. Goldener Schnitt). Sicher, mancher Orgelfreund hat sein Haus genau auf die eine Orgel abgestimmt. Aber ich verstehe unter einer Hausorgel etwas anderes.



    Viele Gruesse

    Thomas Reinhardt

  • Hallo Thomas,



    >meine Sache waere es nicht eine Orgel zu bauen, die nur genau

    >in dieses Haus und an diesen Ort passt



    Hm, ich habe zwei Möglichkeiten:

    -Die Orgel so zu gestalten, dass sie ins Haus passt

    -Auf die Orgel verzichten



    oder es gäbe noch eine Dritte:

    Neues Haus verkaufen und neu bauen ;-))



    Johannes

  • Hallo Johannes,



    mir ging dabei folgendes im Kopf herum: im AK gibt es einige Mitglieder, die ihre Orgel genau an eine Stelle im Haus eingebaut haben. Einer hat sogar eine Nische in die Hauswand gebaut, damit die Orgel nicht so weit ins Wohnzimmer steht. Diese Loesung passt dann nicht mehr in ein anderes Haus. Was wenn die Orgel zum Verkauf ansteht? In diesem Jahr haben wir versucht die Orgelteile von Hans Schuerfeld weiterzugeben. Die Orgel war noch nicht fertig und ist nicht an eine Nische im Haus gebunden. Aber selbst hier war es schwierig die Orgelteile weiterzugeben, um sie so fertigzubauen, wie sie geplant war.

    Nochmal zu Deinen Varianten: Bei dem Aufstellungsort Nr.1 koenntest Du auch die grossen Pfeifen legen oder in den kleinen Zwickel unter der Treppe das Geblaese stellen, dann den Balg und unter dem groesser werdenden Treppenteil die Windlade mit den Pfeifen und dem Spieltisch. Hast Du eine Idee, wieviel Platz die Pfeifen brauchen? 8'-Register brauchen einiges an Platz. Wie sieht es mit der Zugaenglichkeit der Bauteile aus? Du musst stimmen und evetuell etwas nachregulieren.

    Ich finde es grosse Klasse, wie Du die letzte Zeit das Forum belebst hast. Die Zahl der Antworten spricht fuer Dich. Wenn mehr sich soviel Mut zutrauen wuerden und auch unfertige Ideen veroeffentlichen, kaeme mancher schneller voran (oder zu besseren Loesungen). Als ich vor 22 Jahren anfing mich mit dem Orgelbau zu beschaeftigen gab es dieses Forum noch nicht. Heute wollte ich nicht darauf verzichten.



    Viele Gruesse

    Thomas Reinhardt

  • Hallo Johannes,

    für mich war die Frage des Platzangebotes primär. Es gab damals in unserer Wohnung auch nur zwei Möglichkeiten, Deine Situation erinnert mich daran.

    Aus meiner Sicht ist es gar nicht so ungewöhlich, daß die Platzverhältnisse das Orgelprojekt bestimmen, wie in den Antworten der anderen Mitglieder zu entnehmen ist; in jeder Kirche hat man beim Neubau eben solche Sorgen.Beispiel "Bach- Orgel" (Woehl) in der Thomaskirche Leipzig: die Pedalpfeifen mußten unter den Sitzbänken verlegt werden...

    Der Platz unter Deiner Treppe wird reichen. Ich rate Dir dringend, aus Pappe Schablonen für die Windlade und die Pfeifen zu machen (bei kleinen Pfeifen tun es auch Sammelschablonen). Diese verteile sinnvoll unter der Treppe, achte darauf, daß die Wege bei Verführungen nicht länger als 20 cm sind (das finde ich schon viel) und baue Deine Orgel! Du wirst sehen, daß dieses Instrument nicht das Letzte bleibt. Viele unserer AK- Mitglieder haben am ersten Instrument gelernt und dann ein zweites gebaut.


  • Lieber Johannes Meyer



    Gerade weil viele AK-Mitglieder „am ersten Instrument gelernt und dann ein zweites gebaut“ haben, würde ich weder das erste noch das zweite am Haus anbauen. Ich denke ebenfalls wie Thomas Reinhardt, dass Haus und Orgel zwei verschiedene Dinge sind. Das schliesst nicht aus, dass eine Orgel dem Haus, beziehungsweise dem Raum angepasst werden kann bzw. sollte. Das schliesst ebenfalls nicht aus, dass eine Orgel unter einer Treppe platziert werden kann. Am Schluss sollte man jedoch sehen, dass eine Orgel unter der Treppe steht, die nichts mit der Treppe zu tun hat, so dass man nicht glauben muss, dass die Orgel die Treppe stützt. Mir scheint auch, dass der Platz unter der Treppe sehr knapp bemessen ist. Auf einer Breite von 1 m und einer Tiefe von 2 m wird das eng für eine umgelenkte (weil seitenspielig) Traktur für 2 Manuale und Pedal.

    Dem zweiten, möglichen Standort würde mich daher den Vorzug geben und frage Sie daher: Was halten Sie davon, Wohnzimmer und Nebenraum als ein Raum zu bauen, und die Orgel so aufzustellen wie Sie es sich beim 2. Vorschlag gedacht haben- aber eben ohne Wand und Wanddurchbruch?



    Mit freundlichen Grüssen

    Ruedi Wernli

  • Hallo Zusammen,

    Eure Meinungen haben mir weitergeholfen und mich inspiriert.

    Auch wenn der aktuelle Stand 'ganz anders' ist, bin ich froh um den gedanklichen Prozess.

    Variante zwei war ja, die Orgel vom Wohnzimmer in einen Nebenraum hinein zu bauen. Die trennende Wand ganz zu entfernen, wie von Ruedi vorgeschlagen geht aus statischen Gründen leider nicht, weil die Dachlast von dieser (ehemaligen Außenwand) gestützt wird. Den Platz unter der Treppe habe ich nun auch verworfen, da ich insbesondere in der Breite nicht allzuweit über die Treppe in den Gang hinausragen wollte.

    Ich denke, ich werde vielleicht den besagten Nebenraum, die jetzige Werkstatt der jetzigen Bewohner nämlich, in die die Orgel in der Variante hineinreichen sollte, als 'Orgelzimmer' nutzen. Es wird vom Wohnzimmer ein Durchgang dorthin durchbrochen. Der Raum ist etwa 2,30 Meter breit.

    Die Schräge des Daches fällt von links nach rechts mensurmäßig ;-) ab. Die Orgel wird dann allerdings das einzige Fenster des Raumes verbauen. Und außerdem darf die Orgel nicht zu tief werden, weil sich in diesem Raum eine Falltüre zum Gewölbekeller führt.

    Was ganz gut passt: Ich habe mir bei einem Restaurierungsauftrag zu einem historischen Parkett die übriggebliebenen Parketttafeln aufbehalten. Dann wird das Orgelzimmer einen historischen Tafelparkett erhalten.

    Ganz stilecht.



    Übrigens, ich plane hier in die Zukunft.

    Selbstverständlich werde auch ich noch einige Orgelprojekte von kleineren Ausmaßen durchführen um zu lernen.

    Aber ich muss den Raum rechtzeitig 'reservieren'. Schließlich müssen wir das Haus gerecht auf zwei Personen aufteilen.

    Und ich habe schon ein Arbeitszimmer bekommen. ;-)



    Schöne Grüße

    Johannes