Quintadena

  • Liebe OrgelfreundInnen,



    hat jemand Erfahrung mit verschiebbaren Labien an Holzpfeifen? Ich bearbeite gerade eine Quintadena 16' (gedeckt) mit aufgeleimtem Holzlabium und möchte den Klang weniger quintig haben, also am liebsten einen Gedacktton herausarbeiten. Ist das möglich? Bestehen dabei Verbesserungsmöglichkeiten für die Ansprache?

  • Hallo Edward,

    ist die Quintadena mit einem Aufschnitt von 2/7 = 0,286 der Innenbreite gebaut? Ein Gedeckt hat eine hoeher liegende Labienkante: der Aufschnitt ist etwa 1/3 = 0,333 der Innenbreite.

    Der Klang wird nach meinen Erfahrungen weniger quintig bei folgenden Massnahmen:

    - Wind drosseln,

    - Aufschnitt erhoehen,

    - Querschnitt der Pfeife vergroessern => eine Pfeife fuer einen tieferen Ton kuerzen (z.B. ein C auf F abschneiden oder mit den Spund so verschieben, dass sie auf F eingestimmt ist)

    - Verschiebung des Oberlabiums senkrecht zum Luftstrom.

    Ich bin mir sicher, dass bereits viele in diesem Kreis Versuche gemacht haben. Da hilft eigentlich nur Probieren und das an mehreren Pfeifen, da die kleinen Unterschiede zwischen den Pfeifen bei der Herstellung sonst nicht auffallen.

    Viel Erfolg

    Thomas Reinhardt

  • Hallo! Ich war hier noch nicht, aber das ist wirklich interessant. Ich mache Orgelbauversuche in Jaroalsvl - Russland, wo ganz andere Probleme kommen, als in Deutschland, vor allem Werkstoff. Darum interessiert mich sehr, wie man billigste Stoffe verwenden kann, ich habe schon versucht: Quintadena aus Holz und Dosenblech zu machen, aus Holz mit verschiebbarem Labium, das klingt, aber ich verstehe noch nicht ganz mit Blech: wie man am besten Labium machen kann?

    Ich habe bei Blech alle kritische Stellen (Labium, Kern und Hut) mit Lotstoff verstaerkt, sonst ging das nicht, und Hut ist blind, Stimmung per Baerte. Ob jemand das schon versucht hat und mir was tippen kann?

  • Hallo Maxim,

    Ich habe von Dir, schon an anderer Stelle eine Frage zum Pfeifenbau gelesen.

    Wenn Du mir eine Mail mit Deiner Postanschrift gibst, sende ich Dir sehr gerne Unterlagen über den Orgel-Pfeifenbau, denn auch ich habe vor vielen Jahren vermutlich sehr ähnlich angefangen wie Du !

    h.werlen

  • Zur Zeit arbeite ich daran, das Offenholz-4'-Register unseres Portativs durch eine 8'-Quintadena zu ersetzten. Teilweise gelingt es, vorhandene Pfeifen zu deckeln, die Baßpfeifen werde ich wohl neu bauen. Zwei Probepfeifen lassen indes Zweifel aufkommen, ob das eine gute Idee sei; die Duodezime, also die typische Quinte der nächsten Oktave kann nämlich zu einem recht unharmonischen Sekundenschritt führen, wenn dort Töne der ersten Umkehrung auftreten. Was ist Eure Erfahrung, Ihr praktizierenden Quintadena-Freunde, kann man das beim einfachen Barock-Literaturspiel akzeptieren oder sollte lieber ein normales Gedackt Verwendung finden und Quintadena ähnlich wie Aliquote erst ab 4'-Lage gebaut werden?



    Gleich noch eine weitere Frage: Da die mit -18 Halbtönen Töpferscher Normalmensur eng gebauten Musterpfeifen zunächst schlecht ansprachen und recht ungleichmäßig klangen, was sowohl den Grundton, als auch die Quinte anbetraf, wagte ich mich erstmals an die Durchführung der berüchtigten Kernstiche; liest man im Internet nach, klingt der Tenor dahingehend mit, daß zwar kleine Stiche mehr oder weniger toleriert werden, das hehre Ziel scheint jedoch zu sein, auf diesen Trick aus hochromantischer Zeit zu verzichten. Wie ist Eure Meinung dazu?



    Freilich kann man es sich einbilden, wie so vieles, bei beiden Probepfeifen, großes F und kleines e, hatte ich das Gefühl, daß die Pfeifen tatsächlich besser und stabiler klangen als ohne; jedenfalls haben die Einkerbungen wohl nicht geschadet...

  • Lieber Wolfgang, Dir und Euch allen zuerst einmal alles Gute für das Neue Jahr.

    Ich wollte Dir, nachdem ich Deine Mail las, mal noch erzählen, wie das nach meiner Anfrage vom 21.03.04 mit der Quintadena weiter ging. Zuerst: Ich mag dieses Register sehr und bin ein bekennender Fan jeglicher Quintbeimischungen. Selbst die Sekundenbeimischungen mag ich, denn sie geben eine mir angenehme Schärfe.

    Die Gedackte, die wir in unsere Orgeln eingebaut haben, hatten alle diesen quintigen Beiton, weil mir dieser krasse und stumpfe Gedacktton, wie er meilenweit empfohlen wird, oft zu nüchtern war. Ich denke, große Unterschiede liegen in der Art der Quintatöne, je nach dem, aus welchem Jahrhundert sie stammen. Die barocken (mitteldeutschen) gefallen mir am Besten, sie haben einen beständigen feinen Quintklang, nahezu so, als ob "Stumpfgedackt" und Nassat miteinander bestens verschmelzen. Romantische Quintatöne sind nicht so meine Art, wir haben hier vor Ort auch ein Beispiel, das liebevoll Sägadena getauft wurde- soll heißen, der Strich ist zu stark.

    Als ich damals unsere Quinatdena um-operieren wollte, geschah das aus der Angst, dass ein Quintatön 16' nicht als Bassfundament in eine Kleinorgel gehöre. Ich hatte das bei Walcker gelesen, Abnahmeberichte seiner Kleinorgeln wiesen immer wieder den Passus auf: "der gedeckte 16' hat keine Neigung, zu quintieren". Das sollte wohl was sehr Gutes sein.

    So habe ich drei Pfeifen umgearbeitet und nach Labienverschiebung einen Gedacktton herausgeholt. Dann taten mir die Pfeifen leid und ich bekam ein neues Buch: Smets Orgeldisposition. Da schrieb er, Quintadena 16' ist im Pedal ein sehr wertvolles Register. Recht hat er- und wie! Wir haben es probiert und sie auf die Basslade gestellt, da ist sie noch immer.

    Was den Bau anbelangt, hatte ich mal bei Bormann gelesen, man solle für den Quintton mit der Vertiefung experimentieren. Daraufhin haben wir die Pfeifen wesentlich tiefer, als breit gemacht (C = 90 x 55 mm, Aufschnitt 15 mm), und bei dieser Bauart stellte sich der feine Quintton grundsätzlich und völlig unkomliziert ein- von der ersten bis zur letzten Pfeife des 8'... Nun dann sind wir auf Deine Ergebnisse gespannt!

  • > Da schrieb er, Quintadena 16' ist im Pedal ein sehr wertvolles

    > Register. Recht hat er- und wie! Wir haben es probiert und sie

    > auf die Basslade gestellt, da ist sie noch immer.



    Interessant...das hatte ich niemals gedacht...

    Leider gehoert Quintadena hier in Suedtirol nicht zu die meistbeliebten Orgelregistern und ich hab' sie nur selten gefunden und nur auf zeitgenossiche Instrumente.

    Eine Frage auf die verwendung im pedal: die Duodezime bei der "Bass-Stimme" der Pedal stoert nicht die "Tenor-Stimme" ins manual??

    Wenn man ganz einfach ein 8' fuss in manual verwendet liegt die 5.1/3 Quinte der Quintadena genau in die Umgebung der Tenor...

    und noch: ich hab gedacht dass wenn die 5.1/3 quinte mit ein 8' einmischt dann hoert man ein sehr klares 16' fuss Ton (fuer die Theorie der sogenannten dritten Ton). geht es so oder ist jene Quint zu schmutzig um sich mit den 8' gut zu verschmelzen?

    Leider habe ich,wie man sieht noch niemals ein Quintadena 16' gespielt...kann mich jemanden etwas darueber erklaeren?

  • Herzlichen Dank für die ermunternden Worte, lieber Edward, und die Grüße zum Neuen Jahr, welche ich Euch allen herzlich gern erwidern möchte; ich fürchtete schon, ich hätte mich neulich zu weit aus dem Fenster gelehnt, dabei möchte ich wirklich niemanden zu nahe treten!



    >wiesen immer wieder den Passus auf: "der gedeckte 16' hat keine Neigung, zu quintieren"<

    Zwar ging der Kelch des Lateinlernens an mir, gottlob, vorüber, soviel ich indes mitbekam, sei das Wörtlein 'passus' zweideutig, wurde es hier bewußt gewählt?



    In der Tat liebäugle ich schon seit einiger Zeit mit einer Baßquinte 5 1/3 Fuß, ein Quintaschön 16-Fuß vereinigte gleichsam beide Register, damit erfüllte ich Heikos Empfehlung, die Baßquinte aufgrund einer fehlenden zusätzlichen Schleife mit dem 16'-Register zu koppeln.



    Damit wird schließlich das alte, nie ausgesungene Lied der Kombinationstöne angestimmt, lieber Fabio, meine Erfahrungen zeigten, daß tatsächlich die tiefsten Töne von 8' und 5 1/3' so stark verschmelzen können, bis man den 16'-Ton in einer wunderbaren Fülle hört. Allerdings muß dazu die Quinte vollkommen rein gestimmt werden, was bei der tiefen Lage kein Problem ist, sie muß sehr leise sein, damit man sie nicht heraushört, auch das ist kein Problem. Vielleicht höre ich nicht mehr gut genug, dieses Verschmelzen 'funktioniert' bei mir nur bis zum E, also die fünf tiefsten Töne, darüber kann ich mir beim besten Willen keinen Kontraoktavton mehr einbilden; immerhin ist dadurch schon viel Holz, Platz, Wind und Arbeit gespart, ab dem Sub-F sind die 16'-Pfeifen ja gar nicht mehr so groß!



    Freilich erwächst in mir immer mehr der Wunsch, endlich überhaupt einmal irgendwo eine Hausorgel zu hören, Kirchenorgeln können, auch wenn sie noch so klein sind, für diese Fragen keine Antworten geben; einstweilen werde ich weitermachen an meinem Quintatön F bis e, dann werde ich sehen, ob ich es verwende oder doch zum Dumpf-Gedackt abstumpfe, vermutlich wird es mir aber auch "leidtun"...

  • Ja, auch bei meine Erfahrung hoert man das dritte Ton gut genug nur im tiefsten Toene...

    Es schaut laechlich aus, aber bei meien Kirchenorgel kann ich den 32' C gut hoeren und keine einzige Note mehr.

    Wenn ich mit die fuesse C und G mit dem Subbass 16' spiele hoert man schon die Kontraoktaveton, aber wenn dann auch den C von dem Buordon 16' im Manual einmische, dann funktioniert das Effekt am besten. Vermutlich dient das zweite 16' als oktave der 32'und so hoert man die Toene deutlicher.

    Warum hoert man das nur bei C ? Weil entweder C oder G sind einbisschen "verstimmt" und sind nicht gleichstufig gestimmt, sondern phitagorisch.





    Das ist aber einer der schwerste Begrenzung der Hausorgeln: auch schon offene 8' sind, wie ich sehe nicht sehr oft verwendet, aber 16' fuss, Fall es gibt, must unbedingt gedaeckt un platzsparsam sein. Leider keine offene Zinnpfeifen von 16' im Prospekt sind moeglich...aber wie klingen sie gut und elegant. Prinzipal 16' im Manual sanft und klar intoniert ist mein Lieblingsregister... leider kann nur Onkel Dagobert Duck sich so etwas leisten...

  • Quintadena"Nun dann sind wir auf Deine Ergebnisse gespannt!"

    (Edward Syska)



    Wenn auch meine Quintadena-Pfeifen vom großen F bis zum eingestrichenen dis bislang nur im Werkstatt-Keller erklingen, ist es doch an der Zeit, erste Erfahrungen mitzuteilen: In der Tat decken sie sich im wesentlichen mit Edwards Bericht, im Baß ausreichende Tragfähigkeit für den Klangaufbau, leichte Schärfe bei bestimmten Akkorden, bei welchem man Disharmonie nicht erwartet hätte, klanglich angenehmer Übergang zum Diskant-Prinzipalregister ab dem eingestrichenen e; die Töne der kleinen Oktave könnten wohl etwas lautstärker sein, minus 16,5 Halbtöne Töpferscher Normalmensur sind vermutlich doch etwas zu eng, erst das Klangerleben in dem wesentlich größeren Wohnzimmer wird eine umfassende Beurteilung zulassen, doch scheint mir eine in der Lautstärke eher zurückhaltende Klangentfaltung grundsätzlich vorteilhaft, denn der Reiz des Portativs beseht ja darin, es auch einmal in kleinere Räume mitnehmen zu können.





    Leider gelang es mir nicht, bei der gewählten Vertiefung von 1,6 einen weichen Klang zu erhalten, vielmehr klingt er teilweise ziemlich sägend, so daß der Begriff "Sägedena" auch für mein Register zutrifft!





    Mit dem Wunsch, einen frohen Feiertag verbracht zu haben grüßt Euch



    Wolfgang