Windbedarf/ Ventilgröße

  • Liebe OrgelfreundInnen,



    kann mir bitte jemand zur Ventilgröße Ratschläge geben? Ich habe vor, eine Windlade für eine Kleinorgel (Gedackt 8', weite Flöte 4', Oktave 1', ggf. (!) Quinte 2 2/3') herzustellen und möchte aus vielen Gründen eine Stechermechanik anwenden, die genau Klaviaturteilung haben soll. Die Windbedarfsrechnungen bei Bormann verstehe ich nicht und habe nun Sorge, daß die Ventile für den Verbrauch dieser Pfeifen nicht ausreichend groß sein könnten. Das Klangoptimum der Pfeifen liegt bei 55 mm WS, die Orgel soll einen Magazinbalg erhalten.



    Kann man evtl. durch Längenänderung der Ventile eine größere Windmenge einlassen? Gibt es "Faustregeln" für den Windbedarf, die zum Beispiel die Größe der Pfeifenfußlöcher mit dem Öffnungsdreieck der Ventile in Verbindung bringen?

  • Hallo Edward,

    heute nur eine kurze Antwort auf die Schnelle:

    das Gedeckt verbraucht viel Wind (Pfeifenstockbohrung C: d=18 mm), die Floete 4 vielleicht die Haelfte (d=12mm), wenn sie offen ist bis zum C. Gedeckte Pfeifen brauchen mehr Wind, als offene.

    Grundsaetzlich kann mehr Wind durch das Ventil, wenn es laenger ist. Beachte aber bei einer Kanzellenteilung (Abstand der Ventilabzuege ca. 13,5 mm), dass die Ventile eine genuegend grosse Ueberdeckung haben zum Abdichten. Es sollten mehr als 2 mm sein. Daraus folgt: Tastenteilung minus zweimal 2 mm Uberdeckung minus Abstand der Ventile von 2 mm bleiben nur noch 13,5 mm minus 6 mm = 7,5 mm Ventilschlitzbreite. Bei einem Ventilaufgang von 3 bis 5 mm sind 7,5 mm mal 3 mm = 22,5 mm2 bis 37,5 mm2 Querschnittsflaeche fuer die Lufteinstroemung moeglich (ungefaehr, da seitlich auch Luft herein kommt. Hier als Reserve weggelassen).

    Nur das grosse C vom Gedeckt hat bei d=18mm ca. 250 mm2 Fussoeffnung. Wie schnell muss nun der Wind durch das Ventil stroemen, um die Pfeife gut mit Luft zu versorgen? 250 mm2 Fussoeffnung geteilt durch 37,5 mm2 ergibt 6,667. Der Wind muss sechs mal schneller durch die Ventiloeffnung, als durch den Pfeifenfuss, da die Ventil-Querschnittsoeffnung so klein ist. Rechne nochmal nach, vielleicht habe ich mich vertan. Mir erscheint das zu knapp. Kannst Du mindestens in der grossen Oktav die Ventile 20 mm breit machen (Ventilschlitz 16 mm breit x 100 mm lang)? Oder die Pfeifen sehr nahe an die Ventile bringen? Lange Verfuehrungen im Pfeifenstock nehmen dem Wind die Kraft (der Winddruck wird reduziert durch Verluste im Windweg).



    Soweit fuer heute.

    Viele Gruesse

    Thomas

  • Hallo Edward, hallo Thomas!



    Zum Problem ist folgendes zu sagen:



    Die Ventilschlitze sind natürlich aufgrund der angestrebten Klaviaturteilung sehr eng.

    Wenn nun sehr schmale Schiede benutzt werden ist das von Vorteil, denn dann kann man die Kanzellen breiter machen.

    Oberlinger verwendete bei seinen Hausorgeln in den 70ern sogar Pertinax.

    Was ich aber aus handwerklich-künstlerischen Gesichtspunkten ablehne.

    Ausgehend von der gegebenen Mensur habe ich einen durchschnittlichen Windverbrauch von 5-6 l/s auf C errechnet.

    Hier ist genügend Reserve drin.

    Die relativ schmalen Ventil bedingen dann eine Länge von min.

    10 cm bei einem Aufgang von 9 mm.

    Ich tendiere aber eher zu längeren Ventilen, was sich auf die Windverhältnisse in den Kanzellen günstig auswirkt.

    Also 15 cm sollten es schon sein.

    Allerdings bedingen solch enge Laden immer Verführungen.

    Und die sind dann wieder kritisch.

    Lieber Edward, falls Du Bilder einer solchen Lade brauchst, kann ich Dir welche mailen. Ich bräuchte nur Deine E-Mail.

    Beste Grüße,

    Andreas Keber