Winddruck eines Gebläses

  • Hallo!



    Ist es möglich, aus der Förderleistung (m3/h) eines Gebläses zu berechnen, wie groß der Winddruck ungefähr sein wird?



    Für Antworten schonmal im vorraus vielen Dank.



    Viele Grüße,

    Peter

  • Nein, denn der Druck sollte ja konstant sein, also unabhängig von der Fördermenge. Orgelgebläse haben die Eigenschaft, dass sie immer versuchen, den angegebenen Druck zu erreichen. Ich würde einfach eine Windwaage an das Gebläse hängen, und dann mit verschiedenen Verbräuchen messen. Ein Stück U-förmig gebogener Plastikschlauch mit Skala tuts ja schon. Nachher wird ja (meistens) der Druck mit Schwimmer-oder Keilbalg heruntergeregelt, da sollte etwas Reserve da sein, z.B. 80 mm Ws Gebläse für ca. 50 mm WS Enddruck.



    Gruß



    Jens

  • Nochwas: Der Winddruck hängt vor allem mit dem Raddurchmesser und der Umdrehungszahl des Motors zusammen, die Luftmenge eher mit der Radschaufelbreite. Ich habe mal ein Gebläse selbst gebaut, bei doppeltem Raddurchmesser oder doppelter Drehzahl hatte ich doppelten Winddruck. Bei meinem jetzigen Gebläse (der Selbstbau war zu laut) ists ungefähr so: 25 cm Durchmesser und 2800 Umdrehungen = 80 mm WS. Bei halber Umdrehungszahl gibt das Gebläse sicherlich auch nur 40mm WS her. Ich denke (?) das kann man als Faustformel benutzen.



    Gruß



    Jens

  • Erstmal danke für die Antworten.



    Karl Bormann schreibt in seinem Buch, dass für kleinere Werke ein Staubsaugergebläse oder ein WC-Lüfter ausreichen kann.

    Aber welche Lüfter sind geeignet? Außerdem frage ich mich, ob sowas nicht überlastet wird, weil es ja eigentlich dafür ausgelegt ist, dass sich die Luft ungehindert bewegen kann.

  • Was für ein Werk solls denn werden ? Positiv ? Portativ ? Wenns kein Pedal bekommen soll, würde ich Schöpfbälge (Fusstritt etc.) bevorzugen, dann funktionierts auch bei Stromausfall und klingt besser, weil ein Schleudergebläse Luftwirbel erzeugt. Oder man ist "mutig" und baut sich eine Kurbelwelle mit Bälgen und Elektromotor, z.B. elektronisch geregelt. Dazu habe ich aber keine Erfahrungen, wäre aber sicherlich machbar, man könnte ja den Motor langsamer drehen lassen, je voller das Magazin ist und umgekehrt.

  • Hallo Jens,

    die Idee mit der Kurbelwelle ist gut. Bei Drehorgeln oder Orchestrions wurde die schon vor ueber 100 Jahren eingesetzt. Strassendrehorgeln brauchen einen hohen Winddruck (180 bis 240 mmWS sind ueblich). Kleine Instrumente haben einen Doppelschoepfer mit Ausgleichsbalg. Groessere haben drei einzelne Baelge auf 0, 120 240 Grad Kurbelwinkel oder zwei Doppelschoepfer mit einmal 0 und 180 Grad, bzw. 90 und 270 Grad und jeweils einen federbelasteten Ausgleichsbalg. Ich habe ein Foto von einem historischen Balg. Ich schaue mal nach, wo es ist und stelle es dann hier ins Forum.



    Viele Gruesse

    Thomas Reinhardt

  • Wegen der Frage, was für ein Werk es werden soll: Zunächst mal ein Positiv Bordun 8', Rohrflöte 4', Prinzipal 2', Nasat 1 1/3', Zimbel (Wird wahrscheinlich irgendwann mal als Teilwerk in eine Orgel mit 2 Manualen und Pedal eingebaut, aber das wird wenn überhaupt in ferner Zukunft sein) . Aber hat jemand Erfahrung mit Lüftern gemacht, die eigentlich für was anderes gedacht sind? Ein geeignetes Gebläse ist ja ziemlich teuer.

  • Hallo, Jens und Peter,



    im Allgemeinen gilt : Der Durchsatz und Druck ist bei Strömungsmaschinen proportional der Drehzahl und dem Laufradradius. Das würde heißen, dass mit doppelter Drehzahl und doppeltem Radius das Vierfache an Druck erreicht werden könnte. Natürlich geht noch mit höherer Drehzahl zunehmend der Einfluss von Energie- und Druckverlusten ein, der die theoretischen Vorhersagen zu schlecjteren Erträgen führt.



    herzliche Grüße, Andreas

  • Hallo Peter,



    erfahrungen mit anderen Gebläsen habe ich nicht gemacht, ich habe nur einmal eins selbst gebaut. Ich habe einen schönen, leissen Wechselstrom-Aussenläufermotor bekommen, der hatte 1400 upm. Dazu habe ich ein Schaufelrad 25 cm Durchmesser gebaut und habe gemerkt, dass der Druck nicht ausreicht. Also neues Rad: 50 cm Durchmesser. Dann hat der Druck gereicht, aber es war viel zu laut. Also: 40mm starke Holzkiste um das Gebläse gebaut. Dann habe ich zufällig hier im Pinboard ein Ventus für 6 Register bekommen und siehe da: es war nochmal 3 mal so leise als meines mit Holzkiste und auch 4 mal so klein! Ich denke, das Hauptproblem wird immer die Lautstärke sein, manche Industriegebläse machen auch einen Höllenlärm. Ich denke, man muss wirklich probieren, sonst bleibt nur der Griff zu Ventola oder Balg. Aber ich denke, ein gebrauchtes Orgelgebläse fällt preislich auch nicht so sonderlich ins Gewicht, wenn man die Gesamtkosten bedenkt. Vielleicht hat ein Ihnen bekannter Orgelbauer so ein Gebläse übrig ?



    Gruß



    Jens

  • Grüss Gott !

    In kleiner Runde wurde bei der A K-Tagung 2000 in Hofgeismar, das Thema "Wind für die Hausorgel" bis zu vorgerückter Stunde sehr intensiv diskutiert. Fazit; Alle waren der Meinung, dass ein Ventilator Selbstbau nicht gelingt , weil zu laut, ungenügend in der Leistung ...etc..etc. Ich war damals und bin heute erst recht nicht dieser Meinung. Wenn bestimmte Bedingungen beim Selbstbau peinlich genau eingehalten werden ist der Bau eines Radialventilatores für die Hausorgel durchaus mit sehr gutem Resultat machbar. Dazu nachfolgend einige kleine Hinweise.



    1) Der Luftbedarf muss VOR Arbeitsbeginn sauber ( mit Einbezug von Verlusten ! ) durch gerechnet werden, und zwar vom Labium zurück zum Balg, bei vollgriffigem Spiel, mit Einbezug von Koppeln, gezogenen Registern usw. 90% der Selbstbauer die mich um Hilfe baten, hatten keine Ahnung wieviel "Atmen" ihre zukünftige Hausorgel braucht, doch dieser Parameter bestimmt schon wesentlich die Abmasse des Ventilatores.

    2) Die Gehäuseform, Abstand,- Form;- Winkel- und Radius der Zunge sind weitere Parameter welche vor allem die Geräuschkulisse sehr stark beeinflussen. Das Gehäuse sollte einer logarithmischen Spirale entsprechen und der Lufteinlass in einem bestimmten Verhältnis zur Ventilatorleistung sein.

    3) Das Laufrad muss ausgewuchtet werden und zwar wenn möglich statisch und dynamisch. Es genügt nicht wenn das Laufrad auf einer vorhandenen Drehbank rund gedreht wird, denn die Unwucht und eventuelles "Taumeln" sind damit nicht behoben, jedoch Urheber von Lärm. Diese zwei Komponenten sind oft die Hauptgründe dass das Vorhaben Ventilator scheitert. Für diesen Vorgang habe ich mir zwei einfache Vorrichtungen gebaut, mit denen schon einige "Krachmaschinen" kuriert wurden.

    Zuletzt möchte ich noch auf einen Aspekt - die Drehrichtung hinweisen, für alle jene welche den Ventilator nach Bormann ab Seite 142 ff gebaut haben. Bormann schreibt klar und deutlich von rückwärts gekrümmten Schaufeln, ergo meinte er die Drehrichtung im "Gegenuhrzeigersinn" (Blick auf Viertelschnitt im Bild 54 auf Seite 143 ) Dies ist keineswegs selbstverständlich, habe ich schon einige Exemplare im Uhrzeigersinn laufen gesehen, mit entsprechenden Resultaten !

    Wer Lust und Freude hat sich in die Materie " Orgel-Atem " rein zulesen hier einige Literatur Hinweise : Ventilatoren, Willi Bohl, Vogelverlag Würzburg, Ventilatoren in der Praxis, Josef Lexis, Gentner Verlag Stuttgart, Ventilatoren, Leonhard Bommes, Vulkan Verlag Essen und Ventilatoren Aerodynamischer Entwurf, Schallvorhersage, Konstruktion, von Thomas Carolus, Teubner Verlag Stuttgart.



    Mit herzlichen Neujahrswünschen,



    Hermann Werlen

  • !Frohes neues Jahr!

    Hallo Hr. Werlen,die Aussage mit der Drehrichtung des Schaufelrades kann ich so nicht nachvollziehen.

    Sie meinen doch,daß das Rad,so wie auf der Zeichnung zu sehen nach links dreht,oder ?Die Ausblasöffnung ist unten links.

    Dann würden die Schaufeln vielleicht mehr saugen als blasen.

    Oder zeigt uns die Zeichnung das Rad etwa von hinten?

    Dann brauchen wir nicht weiter darüber fachsimpeln.

    Orgelgruss J.G.

  • Hallo Drehorgel-Fans!



    Ich habe die Balgbilder endlich gefunden.











    Sie zeigen einen Balg mit zwei Doppelschöpfern und federbelastetem Magazinbalg. Die Grundfläche des Balges ist etwa 120x60 cm. Ich habe den Balg von Fa. Carl Frei senior 1997 gekauft.



    Viele Grüße

    Thomas Reinhardt

  • WC-Lüfter - viel Wind ohne Druck?



    Peter:


    Karl Bormann schreibt in seinem Buch, dass für kleinere Werke ein Staubsaugergebläse oder ein WC-Lüfter ausreichen kann.

    Aber welche Lüfter sind geeignet? Außerdem frage ich mich, ob sowas nicht überlastet wird, weil es ja eigentlich dafür ausgelegt ist, dass sich die Luft ungehindert bewegen kann.





    Neulich las ich irgendwo davon, daß ein Toilettenlüfter Verwendung in einem Orgelinstrument gefunden hätte; jäh erwachte mein alter Wunsch, das doch verhältnismäßig große und laute Staubsaugergebläse meines Portativs damit zu ersetzen.





    Flugs baute ich gestern den Rohrlüfter aus, welcher zur Entlüftung eines Kellerraumes dient, und wurde um eine Illusion ärmer: Mit einem Pappkarton abgedichtet verringerte sich sein Schnurren zu einem ansich wohlgefälligen Säuseln, indes war mit der Windwaage keinerlei Druck mehr feststellbar







    Vermutlich waren früher die kleinen Lüfter an gewöhnlichen Wechselstrom-Kommutatormotoren gekoppelt, auch Universalmotoren genannt, welche auch bei fast gänzlicher Abdichtung, wie das beim Orgelbetrieb zutrifft, einen Druck aufzubauen in der Lage sind. Mit Vorwiderständen kann in einfacher Weise die Drehzahl, damit Druck und Geräusch verringert werden.





    Mit den heute üblichen Spaltmotoren, welchen das Induktionsprinzip zugrunde liegt, gelingt das wohl nicht mehr so einfach - viel Wind um nichts?





    Wolfgang
  • Lieber Wolfgang, nicht verzweifeln.

    Wir haben mit Lüftern aller Art herumexperimentiert und unsere Intonierlade z.B. belüften wir mit einem Absauggebläse aus dem Sanitärbereich. Eine Truhenorgel mit 1 Register ebenfalls.

    Die im Orgelbau gebräuchlichen Schleuder- oder Radiallüfter gibt es in der Industrie an allen Ecken und Enden, es kommt nur einigermaßen auf die Windmenge und vor allem die Motorengeräusche an. Ehrlich, die Ruhe, welche Meidinger oder Laukhuff-Gebläse haben, findet man nicht, aber: mit etwas Auswahl und einer gut dämmenden Kiste kann man Erstaunliches bewerkstelligen und- man spart das Geld für ein Profi-Orgelbaugebläse. Für die Dämmung der Ansaug- und Motorengeräusche verweise ich auf viel Zahnschaumstoff und die Artikel unserer AK-Freunde im Hausorgelbau.

    Wir sind auf der Suche nach dem richtigen Gebläse in Küchenstudios gegangen, haben denen gleich die Wahrheit über unser Anliegen gesagt (man wird die Küchenverkäufer sonst nie wieder los) und uns verschiedene Küchenherd-Absauganlagen vorführen lassen. Deren Gebläse reichen für eine Hausorgel zumeist. Das Leiseste haben wir ausgesucht und auf der Motorkennung den Hersteller gefunden. In dem Fall Fa. Gebhard-Vetilatoren in Waldenburg. Der Rest war einfach! Es ist ein geniales Gefühl, einem Lüftungsingenieur sein Problem vorzutragen! Der wollte nur von mir wissen, wieviel Kubikmeter Wind ich pro Minute brauche und wie lange der Motor täglich läuft. Der Preis: 1/3 bis 1/4 der Orgelgebläse, Leistung gleich gut, Geräusch sehr gut dämmbar. Belüftet nun eine Hausorgel (2x 8',4',Sesquialter, 2',16').

    Da Du uns hier immer literarisch verwöhnst, hänge ich auch mal eine Geschichte an: ich habe meinen freiwilligen "Dienst" lange Zeit an einer Kirche in einer streng katholischen Gegend ausgeübt, einer Bergbauregion. Zur Wandlung war ein Elevationspräludium üblich, sehr beliebt mit Salizional. Der Orgelmotor wurde immer zur gleichen Zeit angeworfen, kurz vor dem Segensspruch über die Gaben. Tak tak tak tak -Huiiiiiiiiiii- danach Präludium.

    Eines Tages wurde der altersschwache Orgelmotor ausgebaut und durch einen nicht hörbaren, Neuen ersetzt. Da haben sich die Bergmänner bei mir beschwert- das Geräusch des Motorenanlassens fehlt! Der alte Motor hatte geklungen wie der Förderkorb im Bergwerk- wenn er AUFWÄRTS fährt! Und offenbar haben viele Bergmänner in der Messe gedacht- "nun gehts aufwärts!"

    In dem Sinne, lieber Wolfgang, wünschen wir Dir gutes Gelingen und einen segensreichen 2. Advent sowie stets eine "Handbreit Wind im Balg".

  • Wenn es mir auch unerklärlich bleibt, wie es mir gelänge, "literarisch zu verwöhnen", da mir gerade das Aufsatzschreiben in fast alptraummäßig-schauderhafter Erinnerung an die lang zurückliegende Schulzeit ist, freut mich Deine eingehende Antwort, lieber Edward, umso mehr, als sie neben des pragmatischen Inhalts Einblick in die Gefühlswelt der alten "streng katholischen" Gebräuche vorkonziliarer Empfindung gewährt!



    Ebenfalls freudig-überrascht im Verein leichten Unverständnisses empfinde ich Deine Äußerung über die Erfahrung im Umgang mit einem Ingenieur, daß es "ein geniales Gefühl sei, einem Lüftungsingenieur sein Problem vorzutragen", daß dieser nicht weiter herumfragte und lediglich die reinen Fakten zu wissen begehrte, ja so einfach kann das mit Ingenieuren sein...



    Dein Hinweis auf Zahnschaumstoff, was man sich als Nicht-Dentist auch immer darunter vorstellen darf, liefert übrigens ein ziemlich eindeutiges Indiz auf den professionellen Hintergrund;



    -und uns machen die Herren in weiß weis, wie teuer die Zahnfüllungen seien, Schaumstoff!





    Somit bleibt mir nur noch, allen eine gesegnete Adventszeit zu wünschen, ohne unangenehme Geräusche und aufbrausenden Entfaltungen,

    Wolfgang