Hallo liebe Mitstreiter,
nun möchte ich euch mein Hausorgelprojekt vorstellen.
Ziel des Projekts: Lust am Orgelbau und Erschaffung eines eigenen Instruments. Im Vordergrund steht nicht der Anspruch, dass die Orgel handwerklich "perfekt" gebaut sein soll, sondern dass das Instrument funktioniert, klingt und darauf gespielt werden kann.
Aktuelle, spielbare Disposition:
I. Manual:
Prinzipal 8´ (C-H Gedackt 1)
Bourdon 8´ (C-H Gedackt 1)
Oktave 4´ (Extension aus Prinzipal 8´)
Oktav 2´
Mixtur 1 1/3´
II/I
II. Manual:
Rohrflöte 8´ (C-H Gedackt 2)
Gedackt 8´ (C-H Gedackt 2)
Rohrflöte 4´ (Extension aus Rohrflöte 8´)
Blockflöte 2´
Cymbel 1/2´
Pedal:
I-P
II-P
- Elektrische Trakturen und elektrische Registratur
- Winddruck: 50 mmWS
- Die beiden Mixturen sind derzeit ausgebaut, da sie in diesem Wohnraum keinen Mehrwert haben.
Ausbaustufe 2:
a) Pfeifenreihe Bourdon 16´ mit 56 Tönen für das I. Manual und daraus Extension für Pedal: Subbass 16´ und Gedacktbass 8´.
b) Regal 8´, 56 Töne, für das I. Manual und das Pedal.
Es werden also noch zwei Windladen mit den entsprechenden Schaltungen gebaut. Das Pfeifenmaterial ist bereits vorhanden. Dafür lassen ich mir jetzt aber Zeit.
Typische Kastenladen mit Einzeltonmagneten (hier: Peterson). Die Magnete habe ich mir in den USA als gebrauchte Produkte bei einem Orgelbauer besorgt (Stück: ca. 2,50 USD). Das war zunächst gar nicht so einfach. Zwar haben sehr viele US-Orgelbauer Unmengen an diesen gebrauchten Magneten, jedoch scheuen sich viele, diese nach Europa zu versenden (Paketverlust). Tatsächlich waren die Versandkosten wirklich überschaubar (USPS ist günstig). Hierbei muss freilich noch der Zoll und die Einfuhrumsatzsteuer beachtet werden. Es lohnt sich aber immer noch. Falls ein Magnet defekt sein sollte, kann man diesen auch selbst reparieren (neu wickeln, oder neu beledern, etc...).
Man baut also einen Kasten, definiert darauf die Positionen der Pfeifen und bohrt Löcher. Direkt unterhalb der Löcher werden die Magnete installiert und diese verkabelt.
Die übrigen Orgelteile habe ich bei diversen Orgelbauern erworben. Die Manuale stammen aus einem 3-manualigen Klaviaturblock, die bereits elektrifiziert waren. Vermutlicher Hersteller: Laukhuff. Das Pedal war ursprünglich in einer elektronischen Heimorgel verbaut. Das gebrauchte und vor allem für mein Projekt brauchbare Pfeifenwerk stammt von unterschiedlichen Orgelbauern aus ganz Deutschland. Viele Orgelbauer bieten auf Ihren Homepages Pfeifenmaterial/Register an, einige wenige mittlerweile auch bei bekannten Online Anzeigen.
Für die Schaltung der Koppeln und Extensionen habe ich mir in den USA Kontaktnadelrelais der Firma Reisner (heute gebaut durch OSI) organisiert. Diese Teile gibt es dort gebraucht wie Sand am Meer und sind recht günstig (ca. 10 USD pro Teil). Mit diesen Relais kann man eine ganze Pfeifenreihe steuern und so bspw. 8´, 4´, 2´, 2 2/3´, etc... aus einer Pfeifenreihe generieren.
Der Orgelmotor ist von Meidinger. Eine Fachfirma hat mir den Motor mittels einer Steinmetzschaltung für 220V brauchbar gemacht, Der Schwimmerbalg ist ein Selbstbau aus Tischlerplatten und Orgeltuch, er funktioniert einwandfrei. Rollventil habe ich mir bei einem Orgelbauer sehr günstig besorgt. Der Winddruck läuft sehr stabil auf 50 mmWS. Ich bin selbst überrascht, dass das Thema Winddruck bis jetzt keine Probleme bereitet, vermutlich liegt das am System der Kastenladen oder ist es einfach nur Glück und Unwissenheit.
Für den Spieltisch habe ich 3-Schichtholz zusägen lassen. Als Manubrien dienen schwarze Möbelknöpfe aus Metall, die auf ein Rundholz verschraubt wurden. Dahinter liegt ein kleiner Schalter für Ein/Aus der Register. Die kleinen weißen Registerschilder habe ich bei einem Onlineshop anfertigen lassen. Die Orgelbank habe ich aus starkem Vollholz gebaut.
Bauzeit: ca. 1,5 Jahre, wobei ich teilweise monatelang nichts daran gearbeitet habe. Man darf bei einem solchen Projekt den Löt-Aufwand nicht unterschätzen. Ich habe wochen- und monatelang nichts anderes gemacht, als abends zu löten!
Die Orgel wurde übrigens im Wohnzimmer und auf dem Balkon gebaut. Als Arbeitsgrundlage hat mir ein Tisch von ca. 120 x 60 cm gereicht.
Meine Orgel stimme ich unter Hilfenahme der Cleartune App (verschiedene historische Stimmungen möglich, Kammerton A kalibrierbar, etc...). Die App ist für IOS und Android verfügbar. In einem nächsten Schritt muss noch ein Orgelbauer kommen und die Intonation vornehmen.
Viele Grüße